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KLARTEXT - Sparkassenzeitung

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MANAGEMENT 23<br />

fen sich nicht ausschließlich auf Events<br />

verlassen, rät Kathrin Wirz. „Die Jugendlichen<br />

sollen nicht nur bespaßt werden“,<br />

sagt die Marketingreferentin des Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverbands<br />

(DSGV). „Die immer wieder zitierte Meinung,<br />

dass die Kommunikation von vermeintlich<br />

trockenen Finanzthemen bei<br />

jungen Leuten nicht gut ankommt, ist ein<br />

handfestes Vorurteil.“<br />

Mit einer umfassenden Konzeption,<br />

die junge Zielgruppen von der Geburt<br />

bis zum Erwachsenendasein begleitet,<br />

hat die Sparkasse Zollernalb im württembergischen<br />

Balingen seit rund sieben<br />

Jahren Erfolg. „Wir bauen auf der Philosophie<br />

eines ‚Kontos fürs Leben‘ auf“,<br />

sagt Birgit Schön, verantwortlich für das<br />

Jugendmarketing. Die Schwaben setzen<br />

bei den Eltern an, die unmittelbar nach<br />

der Geburt Babyalben mit eingefügten<br />

Gutscheinen der Sparkasse und des örtlichen<br />

Einzelhandels erhalten. Der Nachwuchs<br />

ab sechs Jahren spart im Knax-<br />

Club Punkte an, die am Weltspartag in<br />

Geschenke umgetauscht werden.<br />

Eltern müssen überzeugt werden<br />

Jugendliche ab zwölf Jahren werden im<br />

S-Club ebenfalls mit Preisen für den Umgang<br />

mit Geld sensibilisiert. Bei jedem<br />

Filialbesuch mit Beratergespräch, Geldeinzahlung<br />

oder Produkterwerb gibt es<br />

ein Los: Der Empfänger nimmt an einem<br />

Wettbewerb mit hochwertigen Gewinnen<br />

wie iPods, Fotohandys oder Mountainbikes<br />

teil.<br />

Von vornherein waren Events fester Bestandteil<br />

des Konzepts. Zur Institution ist<br />

die „Party Night“ geworden. Jedes Jahr<br />

heizt unmittelbar nach dem Weltspartag<br />

in der Großraumdiskothek „Top Ten“ in<br />

Balingen eine bekannte Pop-Größe bis zu<br />

1600 Jugendlichen ein. 2010 engagierte<br />

die Sparkasse die Girlie-Band Monrose.<br />

Zuvor werden auf dem rauch- und alkoholfreien<br />

Event die Wettbewerbspreise<br />

verteilt. Mit dem gleichen Ablauf locken<br />

Kinonachmittage rund 600 Besucher an.<br />

Für Zehn- bis 13-Jährige, die zu jung für<br />

die Party Night sind, wird ein Film gezeigt.<br />

Im vergangenen Jahr war es „Karate<br />

Kid“.<br />

„Die Jugendlichen sind in<br />

den vergangenen Jahren anspruchvoller<br />

geworden“, sagt<br />

Marketingmanagerin Schön.<br />

„Die Party Night muss mit einer<br />

Vorlaufzeit von nur sechs bis<br />

acht Wochen geplant werden.“<br />

Die Gefahr eines Fehlgriffs sei<br />

angesichts der schnelllebigen<br />

und ständig wechselnden<br />

Trends groß.<br />

Bei der Auswahl der Popstars<br />

folgt die Sparkasse deshalb<br />

den Empfehlungen der Diskothekenmanagements,<br />

bei<br />

den Kinofilmen befragt sie<br />

die Jugendlichen nach Präferenzen.<br />

„Wir sehen die Events<br />

„Wir sehen<br />

die Events als<br />

öffentlichkeitswirksame<br />

Belohnung<br />

für<br />

aktive<br />

Kunden.“<br />

Birgit Schön,<br />

Jugendmarketing,<br />

Sparkasse Zollernalb<br />

als öffentlichkeitswirksame<br />

Belohnung für aktive Kunden an und signalisieren<br />

den Jugendlichen, dass sich<br />

der Kontakt zur Sparkasse lohnt“, sagt<br />

Schön. Jedes Jahr schickt die Sparkasse<br />

7000 bis 8000 persönliche Einladungen<br />

heraus. „Auch die Eltern von Heranwachsenden<br />

müssen von den Veranstaltungen<br />

überzeugt sein“, erläutert die Managerin.<br />

In den Einladungen werden deshalb ausführlich<br />

die Sicherheitsvorkehrungen<br />

geschildert.<br />

Wer mit Jugendlichen erfolgreich kommunizieren<br />

will, muss diese an ihren<br />

regelmäßigen Aufenthaltsorten erreichen<br />

– also auch in Schulen und Jugendclubs.<br />

Das jedenfalls ist die Erfahrung der<br />

Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg, die<br />

in sieben größeren Geschäftsstellen Jugendmarktbetreuer<br />

beschäftigt. An allen<br />

Schulen im Einzugsgebiet halten die se<br />

regelmäßig Referate zu Zahlungsverkehr,<br />

Wertpapiergeschäften und anderen<br />

Wirtschaftsthemen.<br />

Von einem „unaufdringlichen<br />

Zugang“ zur Zielgruppe zeigt<br />

sich Volkmar Viehweg überzeugt.<br />

„Wir können außerdem<br />

beim ersten Kundenkontakt<br />

wichtiges Basiswissen voraussetzen“,<br />

sagt der Marketingleiter.<br />

Wohl auch dank dieser Vernetzung<br />

sind bislang mehr als<br />

20.000 Jugendliche dem Club<br />

„S-Peck“ beigetreten, den die<br />

Sparkasse für die Zielgruppe<br />

ab 13 Jahre aufgemacht hat.<br />

Im Schwarzenberger Musikclub<br />

„Night Fly“, der jedes Wochenende<br />

bis zu 1000 Gäste<br />

zählt, hat S-Peck laut Viehweg<br />

eine „Lounge“ eröffnet. Hier<br />

finden vom Planspiel Börse bis<br />

zur Präsentation der Prepaid-<br />

Kreditkarte alle möglichen Promotions<br />

statt. Außerdem werden hier regelmäßig<br />

Geburtstagspartys für 16- und 18-jährige<br />

„S-Peck“-Mitglieder sowie Wettbewerbe<br />

für Bands aus der Region inszeniert. Und<br />

alle paar Jahre lädt die Sparkasse auch<br />

zum ganz großen Musikevent mit einem<br />

bundesweit bekannten Star ein.<br />

Die Synergieeffekte, die aus einer solchen<br />

Partnerschaft entstehen können,<br />

sind offenbar enorm: In der Zielgruppe<br />

der über 16-jährigen Jugendlichen melden<br />

die Sachsen eine Marktabschöpfung<br />

von 92 Prozent – mehr geht kaum.<br />

<br />

Planung und Controlling von Jugendevents – Sparkasse Schaumburg setzt Maßstäbe<br />

Wer Kunden binden will, muss Events anbieten.<br />

Wohl nahezu jeder Marketingexperte<br />

unterschreibt diese Aussage. Instrumente, die<br />

den Erfolg solcher Veranstaltungen überprüfen,<br />

sind jedoch Mangelware. Die Sparkasse<br />

Schaumburg im niedersächsischen Rinteln<br />

geht deshalb Schritt für Schritt vor. Für Jörg<br />

Nitsche, verantwortlich für Jugendmarketing<br />

des Finanzinstituts, beginnt das Controlling<br />

bereits bei der Festlegung von Terminen<br />

und Budgets für das kommende Jahr. „Wir<br />

definieren anhand der Projektplanung die<br />

Zielgruppen und kalkulieren anhand von<br />

Erfahrungswerten die voraussichtlichen Teilnehmerzahlen“,<br />

sagt Nitsche. Hierbei muss die<br />

Sparkasse berücksichtigen, wie viele Jugendliche<br />

bereits ein Konto haben und Mitglied des<br />

Knax-Clubs (sechs bis zwölf Jahre) oder S-Clubs<br />

(ab zwölf Jahren) sind. Alle übrigen Teilnehmer<br />

zahlen höhere Beiträge.<br />

Das Spektrum von Jugend-Events reicht von<br />

Partys über Städtereisen nach Amsterdam,<br />

London oder Paris bis zu Ausflugsfahrten in den<br />

regionalen Saurierpark. „Bei jeder Veranstaltung<br />

wird kalkuliert, ob sie im Rahmen des Gesamtbudgets<br />

bleibt oder ob zusätzliche Gelder eingeplant<br />

werden müssen“, sagt Nitsche. Wenn das<br />

Event abgeschlossen ist, werden die Ergebnisse<br />

anhand der geplanten Ziele analysiert. Außer<br />

den Teilnehmerzahlen selbst werden auch die<br />

Organisation und die Presseresonanz analysiert.<br />

„Wir ermitteln den genauen Betrag, den die<br />

Veranstaltung pro Teilnehmer gekostet hat.“<br />

Eine Partyveranstaltung für 10.000 Euro, die<br />

von 5000 Jugendlichen aufgesucht wird, kann<br />

demnach kosteneffizienter sein als eine Reise<br />

für 1000 Euro, an der 50 teilnehmen. Auch der<br />

Imagegewinn wird analysiert. Jeder Teilnehmer<br />

erhält einen Beurteilungsbogen, auf dem er<br />

Programm, Organisation und andere Details<br />

anonym mit Schulnoten bewerten soll. Die Sparkasse<br />

entscheidet dann anhand eines Ampelsystems,<br />

ob das Event wiederholt wird (grün),<br />

auf dem Prüfstand gehört (gelb) oder abzusetzen<br />

ist (rot). „Auch Kleinigkeiten können den<br />

Imagegewinn schmälern“, sagt Nitsche. So<br />

bemängelten Jugendliche unlängst bei einem<br />

Musikevent, das in einem alten Gebäude stattgefunden<br />

hatte, die unzureichende Beheizung.<br />

Trotz guter Noten für das Programm stellten<br />

die Sparkassen-Marketer die Ampel auf Gelb –<br />

die Wiederholung ist also ungewiss. „Bei einer<br />

Neuauflage werden sich die Zielgruppen sofort<br />

an die kalte Nacht vom Vorjahr erinnern“, sagt<br />

Nitsche. Das ist jedoch eine Ausnahme. Bei<br />

80 bis 85 Prozent der Veranstaltungen wird die<br />

Ampel auf Grün gestellt. Und weil Kontobesitzer<br />

immer Vergünstigungen erhalten, können<br />

die Niedersachsen relativ genau ermitteln, wie<br />

viel Neuanmeldungen ein Event auslöst. Am<br />

größten ist die Nachfrage demnach bei Sprachreisen<br />

für knapp 1300 Euro, die mit<br />

150 Euro rabattiert werden.<br />

S P A R K A S S E F E B R U A R 2 0 1 1

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