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2. Computer und Bildungswesen - wo stehen wir ... - stefan m. gergely

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mann: »Wer glaubt, dies sei eine Übertreibung, der beobachte einmal<br />

einen Halbwüchsigen, wenn er 13 mal 17 ausrechnen soll. Er<br />

<strong>wir</strong>d auf seinem Taschenrechner fingern, <strong>und</strong> wenn er ihn nicht<br />

bei sich findet, mit entmutigtem Gesichtsausdruck mühsam nachzudenken<br />

beginnen, oder eher: nach einem Stück Papier <strong>und</strong> Bleistift<br />

suchen. Und dann <strong>wir</strong>d er noch einen Um<strong>stehen</strong>den fragen,<br />

ob das Ergebnis stimmen könne« (Lit. 2).<br />

Natürlich tritt ein etwaiger Verlust der Merk- oder Denkfähigkeit<br />

nicht sofort, nicht ontogenetisch ein (in diesem Sinn kann man<br />

nur froh sein, daß Charles Darwin recht hatte <strong>und</strong> nicht Jean Baptiste<br />

Lamarck). Sehr <strong>wo</strong>hl eine bedenkliche Entwicklung wäre es<br />

jedoch, wenn das <strong>Bildungswesen</strong> jetzt dem vordergründigen Argument<br />

Platz machte, die Fertigkeit im Kopfrechnen sei überflüssig,<br />

weil ohnehin jedermann einen Taschenrechner besitze, oder auf<br />

Faktenwissen könne man getrost verzichten, weil dieses jederzeit<br />

in einer <strong>Computer</strong>datenbank vorliege <strong>und</strong> dort abrufbar sei (siehe<br />

Seite 264).<br />

Genauso wie die Einführung der Schrift zunächst die Entstehung<br />

zweier Klassen be<strong>wir</strong>kte (in manchen Ländern der Dritten<br />

Welt <strong>wir</strong>d dies heute noch als gravierendes Problem gesehen),<br />

zeichnet sich auch am Weg in die Informationsgesellschaft die Teilung<br />

der Gesellschaft in eine Elite von EDV-K<strong>und</strong>igen <strong>und</strong> eine<br />

Masse von <strong>Computer</strong>analphabeten ab. Mag sein, daß dieses Problem<br />

in naher Zukunft insofern entschärft <strong>wir</strong>d, als sich die Handhabung<br />

informationstechnischer Apparate bald so vereinfachen<br />

dürfte, daß dafür nur mehr die Kenntnis von Schriftzeichen <strong>und</strong><br />

Ziffern - oder gar nur mehr gesprochene Befehle - erforderlich<br />

sind. Dennoch bliebe eine Elite der <strong>Computer</strong>- <strong>und</strong> Softwaremacher.<br />

Wir sollten uns jedenfalls nicht der Hoffnung hingeben, es<br />

seien alle EDV-Bildungsprobleme beseitigt, wenn der <strong>Computer</strong><br />

nur einfach genug zu bedienen ist.<br />

Ich plädiere dafür, die nicht selten als vierte Kulturtechnik hochgepriesene<br />

»<strong>Computer</strong>k<strong>und</strong>igkeit« viel umfassender als im Sinne<br />

einer bloßen Buchstabenkenntnis zu ver<strong>stehen</strong>: So wie es für den<br />

Autofahrer im Straßenverkehr nicht genügt, nur zu wissen, <strong>wo</strong><br />

Gaspedal <strong>und</strong> Bremse sind, sondern auch ein gutes Maß an persönlicher<br />

Verant<strong>wo</strong>rtung nötig ist, genauso reicht <strong>Computer</strong>k<strong>und</strong>igkeit<br />

über die Fähigkeit, am EDV-Terminal die richtige Taste<br />

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