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2. Computer und Bildungswesen - wo stehen wir ... - stefan m. gergely

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man zunächst keinerlei Elementarunterricht kannte, in dessen Verlauf<br />

Lesen <strong>und</strong> Schreiben sowie die Gr<strong>und</strong>lagen für die weitere<br />

Ausbildung gelehrt werden, macht deutlich, daß es die Vorstellung<br />

von literaler Erziehung nicht gab. »Die mittelalterliche Form des<br />

Lernens entspricht der Mündlichkeit; das Lernen vollzieht sich<br />

hauptsächlich im Lehr- <strong>und</strong> Dienstverhältnis, gleicht also dem, was<br />

<strong>wir</strong> als >Lernen in der Praxis< bezeichnen könnten« (Lit. 5). Charakteristisch<br />

für die damaligen Schulen waren das Fehlen abgestufter<br />

Lehrprogramme, die Simultaneität des Unterrichts, die Vermischung<br />

der Altersstufen <strong>und</strong> die Schülerfreiheit.<br />

Um die Mitte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde - an mehreren Orten<br />

beinahe gleichzeitig — die Druckerpresse erf<strong>und</strong>en. Die Neuerung<br />

fiel auf fruchtbaren Boden: Bereits fünfzig Jahre später waren insgesamt<br />

mehr als 8 Millionen Bücher gedruckt. Gegen Ende des 15.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts gab es in über h<strong>und</strong>ert europäischen Städten Buchdruckerwerkstätten,<br />

vor allem in Italien.<br />

Die damit verb<strong>und</strong>ene Möglichkeit, dem eigenen Wort für immer<br />

feste Gestalt zu verleihen, ließ eine neue <strong>und</strong> ungemein <strong>wir</strong>kungsvolle<br />

Vorstellung von Individualität ent<strong>stehen</strong>. Wie die mechanische<br />

Uhr eine machtvolle Zeitmaschine ist, so fängt auch die<br />

Druckerpresse die Zeit ein, bändigt <strong>und</strong> verwandelt sie; damit<br />

wandelte sich auch das Bewußtsein des Menschen von sich selbst.<br />

Doch während die Uhr gewissermaßen die Ewigkeit als Maßstab<br />

<strong>und</strong> Zielpunkt menschlichen Handelns abschaffte, verhalf ihr die<br />

Druckerpresse zu neuem Leben. Der Buchdruck verknüpft die Gegenwart<br />

mit dem »immer« (Lit. 6).<br />

Die mechanische Uhr vermittelte uns eine neue Zeitvorstellung;<br />

das Teleskop brachte eine neue Sicht des Raumes <strong>und</strong> der Größenverhältnisse;<br />

Alphabet <strong>und</strong> Buch erzeugten eine neue Art von Wissen.<br />

Zugleich können <strong>wir</strong> feststellen, daß sich die Struktur unseres<br />

Bewußtseins umformt, um der veränderten Kommunikationsstruktur<br />

zu genügen. Veränderungen innerhalb der Kommuriikationstechnik<br />

haben stets drei verschiedene Wirkungen: Sie verändern<br />

die Struktur der Interessen (die Dinge, über die nachgedacht<br />

<strong>wir</strong>d), den Charakter der Symbole (die Dinge, mit denen gedacht<br />

<strong>wir</strong>d) <strong>und</strong> das Wesen der Gemeinschaft (die Sphäre, in der sich<br />

Gedanken entwickeln) (Lit. 7).<br />

Zur gleichen Zeit, als die Druckerpresse bei den Schriftstellern<br />

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