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PIONEER RUN<br />
Am 22. März 2009 wird John Warr, <strong>Harley</strong><br />
Dealer und Chef der britischen H.O.G.<br />
Chapter Chelsea & Fulham und Meridian,<br />
mit seiner <strong>Harley</strong>-Davidson Silent Grey<br />
Fellow aus dem Jahr 1914 am Pioneer Run<br />
von London nach Brighton teilnehmen.<br />
An der alljährlich stattfindenden<br />
Zuverlässigkeitsfahrt über 50 Meilen nehmen<br />
mehr als 300 der seltensten Motorräder aus<br />
der Zeit vor dem ersten Weltkrieg teil.<br />
Maschinen von <strong>Harley</strong>-Davidson waren<br />
bisher nur ein oder zwei Mal vertreten.<br />
„Alle <strong>Harley</strong> Fans sind natürlich herzlich<br />
eingeladen“, so Warr. Die Streckenführung<br />
und den Zeitplan für die Pioniere finden Sie<br />
unter www.warrs.com. Klicken Sie einfach<br />
auf den Beitrag mit der Überschrift „Pioneer“.<br />
John Warr, GB<br />
MEINE HARLEY-ROMANZE<br />
Diese Geschichte widme ich meiner<br />
Frau, meinem Onkel Jaime und meiner<br />
Großmutter. Und dem alten Biker…<br />
Mein erstes Moped kaufte ich mir<br />
mit 16. Es stand im Schaufenster einer<br />
Fahrradwerkstatt. Ich erinnere mich noch<br />
genau an den Preis: 11.000 Peseten. Damals<br />
verdiente ich rund 3.000 Peseten im Monat.<br />
Ich pumpte meine Großmutter an und<br />
machte eine Anzahlung, in die auch mein<br />
Erspartes floss. Als ich später den Rest<br />
zahlte, gehörte die Maschine mir. Es<br />
handelte sich um eine rot und weiß lackierte<br />
50er OSSA mit hohem Chopper-Lenker,<br />
Tropfentank, gefedertem Einzelsitz,<br />
Drahtspeichenrädern und Zweigang-<br />
Handschaltung in Form eines Drehgriffs<br />
am rechten Lenkerende. Sie war wunderbar.<br />
Werktags ging es damit zur Arbeit und an<br />
den Feiertagen mit meinen Kumpels auf<br />
Tour. Auch sie fuhren Fünfziger und waren<br />
auf Derbis, Riejus und Puchs unterwegs.<br />
Als ich 18 wurde und endlich den<br />
Führerschein in der Tasche hatte, spekulierte<br />
ich schon auf eine größere Maschine. Die<br />
Ossa war mir zu klein geworden. Außerdem<br />
stand mir der Sinn nach mehr Tempo und<br />
10 HOG TALES TM Frühling 2009<br />
Reichweite. Geradezu versessen auf<br />
Motorräder war mein Onkel Jaime. Er hatte<br />
schon mehrere Bikes besessen: eine Bultaco,<br />
eine Montesa, eine Guzzi – doch zu dieser<br />
Zeit fuhr er eine cremefarbene 500er Norton<br />
ohne E-Starter. Eine echte Schönheit, die<br />
sich allerdings nur äußerst widerwillig<br />
antreten ließ. Wenn sie mal wieder nicht so<br />
wollte wie er, konnte man ihn meilenweit<br />
fluchen hören. Bei seinen Besuchen stellte er<br />
die Maschine immer bei uns im Hof ab. Mit<br />
seiner Erlaubnis und ohne Wissen meiner<br />
Eltern ging ich auf eine Spritztour durch die<br />
Stadt und prahlte vor meinen Freunden –<br />
und natürlich den Mädels.<br />
Auf meinem kurzen Ausflug kam ich an<br />
einem kleinen Haus vorbei, vor dem abends<br />
meist ein älterer Mann saß, der damit<br />
beschäftigt war, ein wunderschönes, großes,<br />
schwarzes und chromfunkelndes Motorrad<br />
zu putzen. Manchmal ließ er den Motor<br />
laufen, dessen Auspuffsound wirklich ganz<br />
gewaltig war. Wenn ich es einrichten<br />
konnte, blieb ich eine Weile in der Nähe<br />
und bewunderte die Maschine, die so ganz<br />
anders war als alle anderen.<br />
Eines Tages bat mich der Mann herein,<br />
und als ich ihn wegen des Motorrads mit<br />
Fragen bombardierte, sagte er: „Das ist nicht<br />
irgendein altes Motorrad, mein Sohn. Das<br />
ist eine <strong>Harley</strong>. Sie hat eine eigene<br />
Persönlichkeit. Sie ergreift Besitz von einem<br />
und lässt nicht mehr locker, bis man ihr mit<br />
Haut und Haar verfällt.“ Ich verstand kein<br />
Wort von alledem und dachte nur: „Der Typ<br />
ist komplett verrückt. Was soll das ganze<br />
Gerede von wegen eigener Persönlichkeit,<br />
nicht mehr locker lassen und mit Haut und<br />
Haar verfallen? Das ist doch wirres Zeug.“<br />
Gern würde ich diesem Mann noch einmal<br />
begegnen und ihm sagen, wie Recht er doch<br />
hatte. Das kleine Haus steht längst nicht<br />
mehr. Dort erstreckt sich heute ein<br />
Fabrikgelände, und was aus dem Mann<br />
geworden ist, weiß wohl nur der Himmel.<br />
Ich selbst bin mittlerweile 59 und habe vier<br />
Motorräder besessen. Heute bewege ich eine<br />
<strong>Harley</strong>, die mir genauso das Funkeln in die<br />
Augen treibt, wie es seinerzeit die kleine<br />
Ossa tat. Ich habe gemeinsam mit meiner<br />
Frau mehr als 200.000 Kilometer per<br />
Motorrad gefahren und bin mit allen<br />
Maschinen sehr zufrieden gewesen. Aber<br />
nichts lässt sich auch nur annähernd mit dem<br />
Gefühl vergleichen, das mich überkommt,<br />
wenn ich mit der <strong>Harley</strong> auf Tour bin. Wenn<br />
ich sie putze, nach dem Öl sehe, die Reifen<br />
kontrolliere und den Lack und Chrom<br />
inspiziere, bleibt die Zeit für mich stehen,<br />
und ich bin ganz entspannt. Und wenn ich<br />
damit fertig bin, steht sie vor mir wie am<br />
ersten Tag. Dann kommen mir die Worte des<br />
alten <strong>Harley</strong> Bikers in den Sinn, und ich weiß,<br />
wie wahr sie sind. Das Bike hat mich nicht<br />
mehr losgelassen, und ich bin ihr verfallen.<br />
Ich bin verliebt in meine Heritage Softail<br />
Classic und werde sie niemals verlassen.<br />
Und sollte ich sie irgendwann nicht mehr<br />
fahren können, werde ich sie in der Garage<br />
behalten und weiter hingebungsvoll pflegen.<br />
Danke für alles, <strong>Harley</strong>.<br />
Josep Mata Puig, Spanien<br />
DIE SONNTAGSFAHRER<br />
Die belgische Gruppe der „Sonntagsfahrer“<br />
besteht aus rund 20 <strong>Harley</strong>s und anderen<br />
Fabrikaten. Einige von uns gehören auch der<br />
H.O.G. an. Vor sechs Jahren adoptierte unser<br />
Kollege Olivier Poux zwei Tiere aus einem<br />
örtlichen Tierheim. Daraus entwickelte sich<br />
eine so freundschaftliche Beziehung<br />
zwischen Olivier und den Betreibern des<br />
Tierheims, dass er 2003 auf die Idee kam,<br />
eine Wohltätigkeits-Rally zu organisieren.<br />
Seit fünf Jahren ist dieser Event fester<br />
Bestandteil des Veranstaltungskalenders.<br />
Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein<br />
„Tiere in Not“ organisiert unser Club eine<br />
gemeinsame Ausfahrt, deren Erlös der<br />
Einrichtung zugute kommt, die sich um den<br />
Verbleib von Hunden, Katzen und anderen<br />
Tieren kümmert.<br />
Jedes Jahr organisieren wir am zweiten<br />
Juniwochenende einen Run über 60<br />
Kilometer. Ausgangspunkt ist das belgische<br />
Braine-l’Alleud, teilnehmen darf jeder Biker.<br />
Dank Oliviers Einfall und des Engagements<br />
sämtlicher „Sonntagsfahrer“ nehmen rund<br />
500 Biker das Angebot wahr und leisten<br />
einen Beitrag für<br />
die artgerechte<br />
und würdevolle<br />
Unterbringung<br />
notleidender Tiere.<br />
Meine Geschichte<br />
ist weder witzig<br />
noch spektakulär,<br />
aber sie zeigt, wie es<br />
in der kleinen Welt<br />
der (<strong>Harley</strong>-)Biker<br />
zugeht und dass wir<br />
uns mit unserem<br />
alljährlichen Event<br />
nicht zu verstecken<br />
brauchen.<br />
Dominique Pierre, Belgien