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WRENCH<br />
<strong>Harley</strong>-Davidson enthüllt den 1340er V2 ® Evolution ® Motor, der<br />
fortan in fünf Modellen zum Einsatz kommt, zu denen auch die<br />
komplett neue Softail ® zählt. Das Evolution Triebwerk ist das<br />
Ergebnis siebenjähriger Entwicklungsarbeit und produziert mehr<br />
Leistung bei jeder Drehzahl. Überdies läuft es kultivierter.<br />
Gleichzeitig debütiert die Softail mit ihrem richtungsweisenden<br />
Konzept der verborgenen Federbeine.<br />
Das gesamte Top-End wurde im Hinblick auf<br />
größtmögliche Kühlung konzipiert, und die Kolben<br />
hatten bei Normaltemperatur genau die richtige Form.<br />
Das Kolbenspiel dieses Motors betrug letztlich 0,0014<br />
Zoll. Die daraus resultierenden Vorteile waren<br />
geringere Betriebstemperaturen aufgrund der besseren<br />
Wärmeableitung über die Zylinderwand sowie ein<br />
geräuschärmerer Lauf.<br />
Die ursprüngliche Vorgabe im Hinblick auf das<br />
Kurbelgehäuse des Evolution Motors lautete, den<br />
Konstruktionsaufwand unterhalb der Zylinderfußdichtung<br />
auf ein Mindestmaß zu beschränken.<br />
Das Team wollte einen Motor, dessen Bauteile<br />
ausnahmslos 100.000 Meilen halten sollten.<br />
Großes Augenmerk wurde auch auf die Hubzapfen<br />
und Pleuel dieses Motors gelegt. Mitunter war es bei<br />
Motoren mit hoher Laufleistung zu Metallabrieb im<br />
Evolution Motor<br />
Bereich der Hubzapfen oder zu Rissbildung an den<br />
Pleuels und/oder dem Hubzapfen gekommen. Bei<br />
einem Shovelhead Motor, dessen Top-End sowieso<br />
alle 10.000 oder 20.000 Meilen abgenommen werden<br />
musste, war die Überarbeitung des Bottom-Ends nach<br />
rund 50.000 Meilen keine große Sache. Für den Evo<br />
hingegen reichte das nicht aus.<br />
Der Grund für die Pleuelrisse waren konstruktionsbedingte<br />
Materialspannungen. Die neue Pleuelkonstruktion<br />
war deutlich besser als von <strong>Harley</strong>-Davidson spezifiziert:<br />
Ihre Ermüdungsfestigkeit betrug das Zehnfache.<br />
Das Hauptproblem des Kurbelzapfens bestand<br />
darin, dass die Ölbohrung mittig über der Rollenbahn<br />
angeordnet war. Die Rollen drehten sich um sich<br />
selbst und um den gesamten Kurbelzapfen.<br />
Nach dem hunderttausendfachen Passieren dieser<br />
vorgeformten Einlassöffnung lösten sich winzige<br />
Metallspäne und fielen in das Lager. Ziele des Teams<br />
waren die Beseitigung von Schleifspuren und die<br />
Verwendung besserer Lagerkegel zwecks Optimierung<br />
der Qualität und Zuverlässigkeit. Beides gelang<br />
rechtzeitig zur Modelleinführung.<br />
Als dann 1984 endlich die ersten Big Twin<br />
Evos bei den Händlern standen, wurde auch<br />
dem Letzten klar, dass dies die Geburtsstunde<br />
einer neuen und großartigen <strong>Harley</strong>-Davidson<br />
Modellreihe war. Noch vor dem Ende der Saison<br />
ließen die Absatzzahlen der neuen Softails alles<br />
andere hinter sich. Auch <strong>Harley</strong>s mit<br />
gummigedämpften Motoraufhängungen fanden<br />
reißenden Absatz. Die Umsatzsteigerung bis zum<br />
Jahresende betrug astronomische 31 Prozent.<br />
Im November 1983 testete das Magazin „Cycle“ die<br />
FXRT und kam zu folgendem Ergebnis: „Sie sprang<br />
leichter an, lief nicht so heiß, entwickelte weniger<br />
Vibrationen und lieferte vor allem bei niedriger<br />
Drehzahl mehr Leistung und einen flacheren<br />
Drehmomentverlauf. Die Höchstleistung betrug 57<br />
Pferdestärken bei 5.000 U/min, während das maximale<br />
Drehmoment 92 Nm bei 3.500 U/min betrug.“<br />
Mit der Einführung des Evolution Triebwerks hat<br />
<strong>Harley</strong>-Davidson ein neues Kapitel in der Geschichte<br />
des Unternehmens aufgeschlagen. Ohne Übertreibung<br />
kann man sagen, dass die Arbeit, die damals in die<br />
Entwicklung und den Bau des „Evo“ einfloss, die<br />
Kehrtwende für <strong>Harley</strong>-Davidson einläutete und dass<br />
es ohne den bedingungslosen Einsatz jener fleißigen<br />
Ingenieure ein schlimmes Ende mit der Motor<br />
Company hätte nehmen können. ■<br />
66 HOG TALES TM Frühling 2009