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Auch der 31 Jahre alte Elektrotechniker<br />
Mohammed Kalantan aus Yanbu zählt zur<br />
Fraktion der jüngeren H.O.G. Mitglieder<br />
Saudi-Arabiens. Für ihn ist seine <strong>Harley</strong><br />
auch Hauptfortbewegungsmittel. Da seine<br />
Frau mit den beiden kleinen Kindern in<br />
Mekkah wohnt, absolviert er auf seiner<br />
„schnörkellosen“ Ultra Classic Electra Glide<br />
des Modelljahrs 2001 fast wöchentlich die<br />
860 Kilometer hin und zurück. „Früher stand<br />
ich mehr auf Sportmaschinen. Ich habe mir<br />
eine <strong>Harley</strong> zugelegt, weil ich abenteuerlustig<br />
bin und gerne reise. Meine Frau fährt<br />
übrigens auch mit. Als sie schwanger war,<br />
habe ich den Sound der Maschine auf Band<br />
aufgenommen und unserem ungeborenen<br />
Sohn vorgespielt. Ich hoffe, dass er eines<br />
Tages besser fährt als ich.“<br />
Unter den verschiedenen Sturzhelmen<br />
gab es einen, der ganz besonders ins Auge<br />
fiel. Er gehört Colonel Haitham Attar.<br />
Früher flog der Colonel die Kampfflugzeuge<br />
der königlichen Luftwaffe. Dies erklärt auch<br />
die Herkunft des ungewöhnlichen Helms:<br />
„Das ist mein Pilotenhelm, der mich 20<br />
Jahre lang begleitet hat und an dem ich<br />
natürlich sehr hänge. Er ist aus ultraleichtem<br />
Kevlar und dazu noch kugelsicher.<br />
Außerdem wirkt er schalldämmend, was<br />
sehr angenehm beim Passieren von Tunnels<br />
ist. Mir gefällt der Teamgeist und die<br />
kulturelle Vielfalt der H.O.G. – das sind<br />
alles wirklich nette Leute.“<br />
In Al Baha erwartete die Fahrer eine<br />
besondere Herausforderung. Steil schlängelt<br />
sich dort die Straße gut 2.000 Meter<br />
abwärts durch das zerklüftete Asir Gebirge<br />
und passiert unterwegs mehrere Tunnels.<br />
Selbst einige der erfahreneren Piloten<br />
kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.<br />
In den Tunnels gab es immer wieder<br />
Fahrer, die es sich nicht nehmen ließen,<br />
am Gasgriff zu drehen, um die ohnehin<br />
schon imposante Geräuschkulisse noch<br />
weiter zu verstärken.<br />
Am Fuß des Abhangs liegen die<br />
malerischen Überreste der Marmorstadt<br />
Dhi’Ain, die eine fantastische Kulisse für die<br />
zahlreichen <strong>Harley</strong>s abgab. Während das<br />
Licht hinter den Bergen verschwand, saßen<br />
wir im Schneidersitz auf unseren Teppichen<br />
und labten uns an lokalen Köstlichkeiten.<br />
Anschließend wurden wir Zeugen einer<br />
traditionellen Schwerttanzdarbietung, die<br />
Prinz Dr. Faisal bin Mohammed für uns<br />
organisiert hatte. Alle waren von der Location<br />
und der typischen Saudi-Atmosphäre<br />
begeistert, und die Schwerttänzer forderten<br />
die Biker zum Mitmachen auf. Aber auf die<br />
Fahrer wartete noch eine ungewöhnliche<br />
Aufgabe: eine Nachtfahrt zurück auf der<br />
steilen Gebirgsstraße.<br />
Im internationalen Vergleich waren die<br />
bisherigen Saudi-Rallies eher klein, erfuhr<br />
ich von Jamil Ayas, dem Chef der<br />
Niederlassung in Dschidda. Er ist seit 16<br />
Jahren für die Company tätig und hat unter<br />
anderem in Schottland für sie gearbeitet.<br />
„Ich war bei der Aviemore Rally dabei.<br />
Damals zählten wir 10.000 Fahrer!“<br />
Ein bekanntes und stets gut gelauntes<br />
Mitglied der örtlichen H.O.G. Szene ist der<br />
Geschäftsmann Amr Al Khaldi. Der Street<br />
Glide Fahrer ist seit sechs Jahren aktiver<br />
H.O.G. Member und Officer des Chapters<br />
aus Riad. Er kennt nicht nur den Nahen<br />
Osten wie seine Westentasche, sondern hat<br />
auch Europa mit dem Motorrad bereist.<br />
„Vor zwei Jahren waren wir in Irland. Die<br />
europäischen Straßen sind wirklich eine<br />
Wucht. Sie wissen ja: Es kommt nicht so<br />
sehr darauf an, was man fährt, sondern mit<br />
SAUDI-ARABIEN<br />
wem man fährt. Und genau darin liegt einer<br />
der großen Vorteile der H.O.G.: Wir alle<br />
sind eine große Familie – ganz gleich,<br />
welche Hautfarbe wir haben oder an<br />
welchen Gott wir glauben. Diese Tour war<br />
einfach großartig. Besonders die Kurven in<br />
den Bergen haben es mir angetan. Ich mag<br />
diese Art von Herausforderung.“<br />
Marwan Al Mutlaq, Mitbesitzer und<br />
Geschäftsführer von <strong>Harley</strong>-Davidson Riad,<br />
ist mit dem Ergebnis der Rally rundum<br />
zufrieden. „Diese Rally zeigt Saudi-Arabien<br />
von einer ganz neuen Seite. Die Teilnehmer<br />
erhalten einen unverfälschten Einblick in die<br />
Besonderheiten des Landes. Ich bin sehr<br />
froh darüber, dass wir den Menschen mit<br />
<strong>Harley</strong>-Davidson etwas anbieten können,<br />
dass es hier vorher so nicht gegeben hat.<br />
Die Fröhlichkeit, die man hier überall sieht,<br />
ist der Beweis dafür, dass dieses Angebot<br />
ankommt.“ Fröhlich waren auch die entlang<br />
der Strecke versammelten Schaulustigen.<br />
Alt und Jung jubelte den vorbeifahrenden<br />
Bikern zu, und viele Zuschauer<br />
fotografierten das ungewöhnliche Spektakel<br />
mit dem Handy – oder ließen sich selbst<br />
vor den Maschinen ablichten.<br />
Al Baha Gharmullah Al Ghamdi,<br />
Tourismusberater und -koordinator für<br />
die Region Al Baha, zog nach der Rally<br />
folgendes Resümee: „Prinz Mohammed bin<br />
Saud bin Abdul Aziz war sehr glücklich, als<br />
er gefragt wurde, ob die <strong>Harley</strong>s hierher<br />
kommen dürften, und gab Anweisung, Sie<br />
herzlich zu begrüßen und sich gut um Sie<br />
zu kümmern. Wir hoffen, dass Ihnen allen<br />
der Aufenthalt gefallen hat, und begrüßen<br />
Sie gern jederzeit wieder.“ Noch gibt es<br />
Hunderte Kilometer gewundener Gebirgsstraßen<br />
zu erkunden, und die Vorbereitungen<br />
für die 3. Saudi National H.O.G. Rally 2009<br />
sind bereits in vollem Gang. ■<br />
HOG TALES TM Frühling 2009 75