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EIN NEUES KAPITEL<br />
Dave White, Dozent an der <strong>Harley</strong>-Davidson University Service<br />
School im britischen Bromsgrove, erklärt uns die Entwicklung<br />
des <strong>Harley</strong>-Davidson Evolution Triebwerks<br />
amals – im Juni des Jahres 1981 – war die<br />
<strong>Harley</strong>-Davidson Motor Company gerade<br />
Dfür 80 Millionen US-Dollar von AMF gekauft<br />
worden. Die Bilanz des Unternehmens wies einen<br />
Umsatz-rückgang von 14 Prozent aus. Es war das<br />
schlechteste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Dem<br />
<strong>Harley</strong>-Davidson V2 ging offenbar die Puste aus.<br />
Genau zu dieser Zeit half der Fertigungschef Tom<br />
Gelb dem Unternehmen mit neuen Methoden zur<br />
Kostenkontrolle auf die Sprünge. Durch die unternehmensweite<br />
Umsetzung dieser neuen Ansätze<br />
konnte <strong>Harley</strong>-Davidson bis Ende 1982 immerhin<br />
Evolution Motor<br />
Einsparungen von rund 20 Millionen US-Dollar realisieren.<br />
Zeit wurde es auch für den Evolution Motor. Das<br />
Triebwerk war maßgeblich an der Kehrtwende des<br />
Unternehmens beteiligt, denn im Vergleich zu seinem<br />
Vorgänger, dem Shovelhead, handelte es sich um einen<br />
modernen und zuverlässigen Motor.<br />
Die Konstruktionsarbeiten für den Evo waren bereits<br />
1980 größtenteils abgeschlossen. Die federführenden<br />
Konstruktionsingenieure hießen Bob Sroka und Dave<br />
Webster. Ihre Vorgaben klangen simpel: Man baue<br />
einen zuverlässigen Motor mit zeitgemäßer Leistung.<br />
Das Konstruktionsteam für den Antrieb stand unter<br />
der Leitung von Don Valentine und John Flavil, dem<br />
ehemaligen Norton Mitarbeiter und neuen Leiter der<br />
Abteilung Motorenkonstruktion. John war unter<br />
anderem an der Entwicklung der Norton Commando<br />
beteiligt gewesen und hatte auch an anderen<br />
Großprojekten mitgewirkt. Roger Bascomb<br />
und Bruce Dennert gehörten ebenfalls<br />
zum Team.<br />
Neben dem Evolution Team gab es<br />
unzählige engagierte Mitarbeiter, die<br />
sich an der Lösung zahlreicher Probleme<br />
und Aufgabenstellungen beteiligten, die<br />
typischerweise mit der Entwicklung von<br />
Neukonstruktionen einhergehen.<br />
Für viele traditionelle Konstruktionsmerkmale<br />
bedeutete die Entstehung des Evolution Triebwerks<br />
das Aus. Dave Webster konstruierte einen neuen und<br />
äußerst effizienten, wenn auch vergleichsweise<br />
konservativen Zylinderkopf, denn er entschied sich für<br />
einen Zweiventiler anstelle einer aus dem Automobilbau<br />
entlehnten Vierventilkonstruktion. Merkmale dieser<br />
neuen Konstruktion waren kleinere Verbrennungsräume<br />
und Kolbenböden, eine effizientere Verbrennung<br />
durch eine bessere Gemischverwirbelung und ein<br />
wirkungsvollerer Flammenweg.<br />
Überdies wurde den Kolben für diesen Motor<br />
besondere Aufmerksamkeit zuteil. Für den Evo wurden<br />
komplex aufgebaute Kolben mit ganz besonderen<br />
Eigenschaften benötigt. <strong>Harley</strong>-Davidson wandte<br />
sich an die deutsche Spezialfirma Mahle, die ein<br />
besonderes Verfahren namens Diamantdrehen<br />
verwendete. Eine Diamantfräse modellierte den Kolben,<br />
während sich dieser in zwei Achsen drehte. Die daraus<br />
resultierende komplexe Form sorgte dafür, dass die<br />
Kolben bei Betriebstemperatur zylindrisch blieben. ›››<br />
FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER HARLEY-DAVIDSON MOTOR COMPANY ARCHIVES.<br />
HOG TALES TM Frühling 2009 65