FLUGZEUG CLASSIC Hydrierwerke im alliierten Fadenkreuz (Vorschau)
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posten in der Deutschen Bucht gleich, lag die<br />
Insel ideal zur Verteidigung der Anmarschwege,<br />
welche alliierte Bomberverbände meist für<br />
ihre Angriffe auf Häfen und Städte <strong>im</strong> norddeutschen<br />
Raum nutzten. Dabei kamen sie unweigerlich<br />
nahe an Helgoland vorbei. Es gab<br />
nur einen offensichtlichen Nachteil: dessen exponierte<br />
Lage. Stürme führten <strong>im</strong>mer wieder<br />
zum völligen Erliegen aller Flugbewegungen.<br />
Planungen für einen Flugplatz auf Düne<br />
hatte es schon 1940 gegeben – vermutlich unter<br />
dem Eindruck der frühen Tagangriffe der<br />
RAF. Im Juni 1941 wurde mit der Konstruktion<br />
betonierter Start- und Landepisten begonnen,<br />
die bis August 1942 fertig waren.<br />
Zwischen Februar und April 1943 ließ man<br />
zusätzlich die zweite Landebahn auf 795 Meter<br />
verlängern.<br />
Einsatz über der Nordsee<br />
Etwa zeitgleich fingen die schweren US-Bomberverbände<br />
damit an, Ziele in Nordwestdeutschland<br />
fortgesetzt anzugreifen. Solange<br />
sie noch ohne permanenten Begleitschutz<br />
flogen, war der Jagdeinsatz von Helgoland<br />
aus relativ sicher. So ließ sich hier auch die relativ<br />
veraltete Bf 109 T noch getrost ins Spiel<br />
bringen, zumal sie als einziger Jäger galt, der<br />
von dem kleinen Inselflugplatz aus problemlos<br />
operieren konnte.<br />
Vor diesem Hintergrund versammelte sich<br />
am 31. März 1943 eine Gruppe Flugzeugführer<br />
in Jever. Jeder hatte mehrere Landungen<br />
mit der Bf 109 T »Grüne 3« zu absolvieren. Die<br />
fünf Piloten mit den kürzesten Landestrecken<br />
versetzte man auf Düne. Die Jasta Helgoland<br />
selbst bestand ab Anfang April und war truppendienstlich<br />
der zweiten Gruppe des JG 11<br />
unterstellt. Staffelkapitän wurde schließlich<br />
Oberleutnant Hermann Hintzen.<br />
Am 17. April wurde es erstmals ernst für<br />
den Verband. An diesem Tag griffen 115 B-17<br />
der 8. US-Luftflotte die Focke-Wulf-Flugzeugwerke<br />
in Bremen an. Jasta Helgoland fing gegen<br />
13:35 Uhr mit vier Maschinen feindliche<br />
Bomber über der Insel Juist ab. Dabei errang<br />
Unteroffizier Herold den ersten anerkannten<br />
Abschuss der Staffel. Im Gegenzug fiel dafür<br />
eine »Toni« dem Abwehrfeuer zum Opfer. Insgesamt<br />
betrug die gegnerische Verlustquote 14<br />
Prozent, sodass sich die Amerikaner die<br />
nächsten Wochen zurückhielten.<br />
Bf 109 Toni, »Weiße 3«, Jagdgruppe<br />
Dronthe<strong>im</strong>, mit aufgehellten Tarnanstrich<br />
aus RLM 74/75/76 Zeichnung H. Ringlstetter<br />
Erst am 15. Mai kam es wieder zu Tagangriffen,<br />
diesmal auf Emden und Wilhelmshaven.<br />
Jasta Helgoland war erneut mit von der<br />
Partie, konnte aber trotz nahezu 40 Minuten<br />
Kampfberührung keinen Erfolg verbuchen.<br />
Offenbar reichten Mündungsgeschwindigkeit<br />
und Kadenz der Bordwaffen der Bf 109 T<br />
nicht mehr aus, um den mittlerweile kampfstärker<br />
gewordenen Einsatzversionen der<br />
B-17 oder der B-24 verlässlich Herr zu werden.<br />
Durchschnittlich zwanzig Treffer waren<br />
aus den 20-mm-MG-FF-Kanonen nötig, um<br />
eine der Viermotorigen abzuschießen.<br />
Ende Mai beanspruchte der Verband trotzdem<br />
drei Luftsiege. Staffelkapitän war mittlerweile<br />
Oberleutnant Hermann Behrend geworden;<br />
die Bestandsstärke umfasste zu diesem<br />
Auf Patrouillenflug über einem der zahlreichen Fjorde Norwegens: Bf 109 T-2 »Weiße 16« der<br />
4./Jagdgruppe Dronthe<strong>im</strong><br />
Posieren mit sonntäglichem Damenbesuch auf Düne: Zweiter von links ist Erich Hondt, rechts in<br />
der Hocke Erich Carius und links dahinter in gebückter Haltung Erich Ulmschneider<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2014<br />
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