Zentrum Zürich Nord Stadt im Aufbruch - ETH Zurich - Natural and ...
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__,--- ---.,..._--'--'- .,..- --'- ---'- Einleitung<br />
-Ein Hauptziel der Umweltnaturwissenschaften in<br />
Forschung und Lehre bildet die ökologische Problemlösejähigkeit<br />
(vgl. Frischknecht, 1994; Imboden, 1995,<br />
S; 5). Diese wird wie folgt umschrieben:<br />
«Die Ausbildung vermittelt die Fähigkeit, ausgehend<br />
von einer naturwissenscbaftlichen Analyse<br />
der Systeme Wasser, Boden und Luft, die Wechselwirkungen<br />
zwischen diesen Systemen und<br />
der Biosphäre und Anthroposphäre zu verstehen.<br />
Dabei werden die ökologischen Nebenfolgen<br />
menschlicher Aktivitäten und Technologien mitbedacht.<br />
Dies erfordert eine jnterdisziplinäre<br />
Arbeitsweise, die neben den Naturwissenschaften<br />
auch Sozial- und Geisteswissenschaften<br />
sowie die Umwelttechnik einschliesst. Eine besondere<br />
Qualifikation besteht in der Kommunikationsfähigkeit,<br />
die sich vor allem <strong>im</strong> Umgang<br />
. mit Betroffenen <strong>im</strong> Falle von Zielkonflikten bewährt.»<br />
Die umweltnatur- und umweltsozialwissenschaftliche<br />
Fallstudie ist der Kern des Hauptstudiums.<br />
Zentral für die Ausrichtung und Themenwahl der<br />
Fallstudie ist die Zielvorgabe:<br />
«Die UNS-Fallstudie beschäftigt sich mit einem<br />
realen, komplexen Problem, bei dem Umweltfragen<br />
zentral sind. Wichtig ist, dass sich die<br />
Problemstellung der Fallstudie nicht mit einem<br />
einfachen Ja oder Nein beantworten oder mit<br />
einem bekannten Lösungsalgorithmus bearbeiten<br />
lässt. Fallstudien beh<strong>and</strong>eln somit sogenannte<br />
«ill-defined problems» (siehe Abb. 1.2).<br />
Aufgabe<br />
Ausgangs- und Zielzust<strong>and</strong> be<br />
_kannt, Anwendung bekannter<br />
Problemlösemechanismen.<br />
Problem<br />
Bekannter bzw. eindeutig<br />
definierter Ausgangs- und<br />
Zielzust<strong>and</strong>, zur Problemlösung<br />
müssen teilweise neue<br />
Methoden entwickelt werden.<br />
III-defined Problem<br />
Der Ausgangszust<strong>and</strong> kann nur<br />
vage beschrieben werden, das<br />
Ziel ist nicht vollständig bzw. eindeutig<br />
beschreibbar, und es ist<br />
häufig nicht klar, welcher Typ<br />
von Barriere zu überwinden ist.<br />
Anwendung bekannter<br />
Lösungsmechanismen<br />
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, Barriere}<br />
Abb. 1.2 Wesentlich für die ökologische Problemlösefähigkeit ist der Umgang mit .ill-defined<br />
Problems». Das Problem .<strong>Stadt</strong>entwicklung» istein typisches Beispieldafür. Wir wissen nichtgenau,<br />
was unterdem Zielzust<strong>and</strong>, d.h. einer.nachhaltigen <strong>Stadt</strong>» zu verstehen ist, wirkennen den Typ von<br />
Barriere, der zu überwinden ist, um eine.nachhaltige Siadt» zu erreichen, nicht genau. Schliesslich<br />
isthäufig schon der Ausgangszust<strong>and</strong> nicht schaifeifassbar, d.h. wir wissen nicht genau, wie.nachhaltig»<br />
oder.unnachhaltig». eine best<strong>im</strong>mte <strong>Stadt</strong> ist.<br />
<strong>Stadt</strong>en'twicklung ist als idealer Gegenst<strong>and</strong> für<br />
eineUNS~Fal1studiezu betrachten. Die <strong>Stadt</strong> steht<br />
als anthropogenes System mitden Umweltsystemen<br />
Wasser, Boden und Luft in kritischen Wechselbeziehungen<br />
(s.o.). Durch die Art und Weise der <strong>Stadt</strong>gestaltung<br />
werden Flächenversiegelung, Mobilität und<br />
Lebensräum:e von Tieren und Pflanzen best<strong>im</strong>mt.<br />
Die Zielgrösse sustainable city umfasst die Konzeption<br />
der healthy city (vgl. Oe Weerdt et al., 1996, S. 299ff;<br />
WHO, 1988) und damit Fragen zu Mensch-Umwelt<br />
Beziehungen, wie sie in der Umwe!thygiene beh<strong>and</strong>elt<br />
werden. Die Auswirkungen der <strong>Stadt</strong> auf Umwelt<br />
und Mensch sind jedoch nicht nur absolut, sondern<br />
relativ zu betrachten. Die Frage, wieviel <strong>Stadt</strong>unsere<br />
Umwelt verträgt, um ihre Zukunftsfähigkeit zu bewahren<br />
(oder wiederzuerlangen) ist nicht neu (vgl.<br />
Vester, 1988), jedoch nach wie vor von wachsender<br />
Bedeutung. Die Zukunft von hochverdichteten Räumen,<br />
etwa dem Schweizer Mittell<strong>and</strong>, ist entscheidend<br />
von der Planung des menschlichen Lebensraums<br />
in den Städten abhängig. Umweltnaturwissenschaftliche<br />
Fragestellungen betreffen hier sowohl<br />
die Erfassung, die Bewertung und die Steuerung von<br />
Umwe!tsystemen. Durch Fragen wie:<br />
«Was müssen wir wissen und welche Daten müssen wir<br />
erheben, um eine Aussage darüber machen zu können, wie<br />
unnachhaltig oder nachhaltig ein System ist?» oder «Wieviel<br />
Natur verträgt oder benötigt eine <strong>Stadt</strong>?» werden<br />
typische umweltnaturwissenschaftliche Forschungsfragen<br />
definiert.<br />
Die in dieser Fallstudie <strong>im</strong> Mittelpunkt stehenden<br />
Fragen der Bewertung von Umwe!tqualitäten erfordern<br />
die Verbindung von sozial- und naturwissenschaftlichen<br />
Methoden,<br />
wie sie für die UNS-Fallstudien<br />
typisch sind (vgl. Scholz & Tietje,<br />
1996). Ein besonders schwieriges<br />
und mit der Bewertungsfrage verknüpftes<br />
«ill-defined problem» ist<br />
durch die Zie!dejinitiQn und Zie!<br />
erreichung gegeben (siehe Abb. 1.2).<br />
So wissen wir heute nicht genau,<br />
wie eine nachhaltige <strong>Stadt</strong> aussieht.<br />
Auch wissen wir nicht, aufweichen<br />
Typ von Barriere wir treffen, um<br />
eine nachhaltige'<strong>Stadt</strong> zurealisieren.<br />
Bedarf es zusätzlichen naturwissenschaftlichen<br />
.Wissens oder<br />
neuer Technologien um Nachhaltigkeit<br />
zu erreichen, oder liegt der<br />
Schlüssel zu einer Zukunftsfähigkeit<br />
in den Sozialen Systemen?<br />
Die UmweltnaturwissenschafterInnen<br />
werden in Ihrem Studium<br />
auf den Umgang mit «ill-defined<br />
problems» vorbereitet. Im Mittel-<br />
UNS-Fallstudie '96 25