TalenTmanagemenT - TÃV Süd
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der Mitarbeiter immer ein wesentlicher Bestandteil sein.<br />
Basis hierfür bildet ein Abgleich der Anforderungen des<br />
jeweiligen Arbeitsplatzes mit den Kompetenzen des<br />
Mitarbeiters. Im Sinne der Nachhaltigkeit gilt es dabei<br />
natürlich immer, die potenziellen Karrierepfade in die Planung<br />
der Bildungsmaßnahmen einzubeziehen. Die Durchführung<br />
der Mitarbeitergespräche und deren Ergebnisse<br />
sollten schriftlich dokumentiert werden.<br />
Silke Gloss: Dabei ist eine Verpflichtung der Führungskräfte<br />
zur Bedarfserfassung sinnvoll, eine Verpflichtung<br />
zur Durchführung von Bildungsmaßnahmen nicht. Denn<br />
Bildungsmaßnahmen sollten kein Selbstzweck sein, sondern<br />
sich immer an den Bedarfen orientieren.<br />
Wie ist diesbezüglich das Feedback der<br />
Führungskräfte?<br />
Karl-Heinz Böhle: Durch die Tatsache, dass die Bedarfe<br />
aus dem Gespräch zwischen Führungskraft und Mitarbeiter<br />
abgeleitet werden, wird der Führungskraft natürlich viel<br />
Verantwortung auferlegt. Sie entscheidet darüber, ob der<br />
Bedarf gerechtfertigt ist oder nicht. Aber die Führungskräfte<br />
haben großes Vertrauen in das System, weil sie nicht<br />
nur einen optimalen Überblick haben, sondern dadurch<br />
auch zu bedarfsorientiertem Handeln verpflichtet sind.<br />
Wie lässt sich der Praxistransfer von<br />
Bildungsmaßnahmen sicherstellen?<br />
Karl-Heinz Böhle: Wichtig ist es, für jede Maßnahme<br />
Lernziele zu definieren und diese nach Abschluss der<br />
Maßnahme auch zu überprüfen. Der Praxistransfer der<br />
Lerninhalte ist auch ganz wesentlicher Bestandteil<br />
unserer Seminare – alle Trainer werden hierzu im Vorfeld<br />
intensiv gebrieft und versuchen, dann direkt im Seminar<br />
mit den Teilnehmern Ansatzpunkte für individuelle Umsetzungspläne<br />
zu identifizieren.<br />
Silke Gloss: Der Mitarbeiter selbst legt einen Transferplan<br />
fest, der einem ungefähren Zeitrahmen von drei Monaten<br />
entspricht. Die Führungskraft evaluiert diesen Transferplan<br />
dann im jährlichen Mitarbeitergespräch. Dabei ist<br />
uns aber wichtig, dass der Aufwand im Verhältnis zum<br />
Nutzen steht. Die Führungskräfte sind oft überlastet. Das<br />
Thema Dokumentation rückt daher nicht selten in den<br />
Hintergrund. Dennoch ist hier ein Anstupsen sinnvoll. Wir<br />
verfahren nach dem Prinzip der Selbstinitiative, da wir die<br />
Erfahrung gemacht haben, dass Zwang sich kontraproduktiv<br />
auswirkt.<br />
Stichwort Controlling: lässt sich der Nutzen<br />
betrieblichen Bildungsmanagements berechnen?<br />
Karl-Heinz Böhle: Zunächst liegt der Nutzen ganz klar<br />
auf der Hand: Qualifizierte, engagierte Mitarbeiter sind<br />
unser wichtigstes Kapital. Diese zu unterstützen und stets<br />
optimal auf die heutigen und zukünftigen Anforderungen<br />
vorzubereiten, ist essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
jedes Unternehmens. Diesen Mehrwert in eine konkrete<br />
Zahl zu gießen, also den Return on Investment zu berechnen,<br />
erachte ich aber als schwierig.<br />
Silke Gloss: Ich bin der Meinung, dass Kosten-Nutzen-<br />
Analysen nicht sinnvoll sind, da hier zu viele unterschiedliche<br />
Faktoren eine Rolle spielen. Es gibt in der Literatur<br />
durchaus Formeln dazu, die ich aber als nicht valide<br />
erachte. In Produktionsunternehmen mag das einfacher<br />
sein, zum Beispiel, indem man die Produktions- bzw.<br />
Ausschussquote betrachtet, im Dienstleistungsbereich<br />
ist das meines Erachtens nicht wirklich möglich. Dennoch<br />
kann man festmachen, dass die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
durch ein gutes Bildungsmanagement steigt. Bildungsmaßnahmen<br />
werden bei uns über Seminarfeedbackbögen,<br />
Gruppenbarometer und letztlich durch den Betriebsrat<br />
evaluiert.<br />
Inwiefern kann man Bildungsmanagement als ein<br />
Instrument der Mitarbeiterbindung verstehen?<br />
Silke Gloss: Wir machen immer wieder die Erfahrung,<br />
dass Weiterbildung und Entwicklungsperspektiven für<br />
junge Mitarbeiter sehr wichtig sind. Generell spielen Themen<br />
wie Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, Home-<br />
Office, Überstundenausgleich, Arbeitsplatzsicherheit und<br />
Teamgeist für die langfristige Bindung eine größere Rolle<br />
als das Gehalt.<br />
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Deutscher Bildungspreis – Bildungs- und Talentmanagement 2012