TalenTmanagemenT - TÃV Süd
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Bildungsexperten<br />
Unternehmen. Konzepte wie Bildung, die auf Langfristigkeit<br />
basieren, fließen nicht in die Bewertung ein und<br />
kommen unter die Räder. In Deutschland gibt es da zwei<br />
Lager: das eine sind Unternehmen, die am kurzfristigen<br />
Erfolg orientiert sind, das andere sind noch die vielen Familienunternehmen,<br />
die es sich leisten können, Nachhaltigkeitsgesichtspunkte<br />
in ihre Entscheidungen einfließen<br />
zu lassen.<br />
Ist der deutsche Arbeitsmarkt für den demografischen<br />
Wandel gerüstet?<br />
Dr. Hilmar Schneider: Grundlage dafür ist eine langfristige<br />
Personalplanung, zu der auch demografische<br />
Analysen gehören. Sie ist ein notwendiges und selbstverständliches<br />
Steuerungsinstrument. Meine Erfahrung in<br />
der täglichen Praxis ist aber ernüchternd. Die Kennzahlensituation<br />
in vielen Unternehmen ist oft miserabel, es<br />
liegen weder Altersstruktur, noch Fluktuationszahlen oder<br />
Statistiken zu Neueinstellungen vor. Mit Blick auf die<br />
Quartalszahlen herrscht die Philosophie vor, die Lösung<br />
von Problemen erst dann anzugehen, wenn sie wehtun.<br />
Häufig sind das Konflikte zwischen dem Personal- und<br />
dem Finanzvorstand. In der Regel setzt sich dann der Finanzvorstand<br />
durch. In mittelständischen Familienunternehmen<br />
hat man oft einen besseren Überblick über die<br />
Personalsituation und kann besser planen. Gerade KMU<br />
sind da offener und nachhaltiger. Auf lange Sicht werden<br />
sie erfolgreicher sein, da im globalen Bereich die Karten<br />
neu gemischt werden. Die Musik spielt eindeutig bei den<br />
kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Personalentwicklung in Verbindung gebracht wurden.<br />
Dabei taucht aus das Thema ‚Diversity‘ auf, das für mich<br />
ein Teilbereich von Talentmanagement ist. Dabei geht es<br />
um mehr als die klassische Vorstellung von Personalentwicklung:<br />
jeder einzelne soll im Team über sich hinaus<br />
wachsen und seine spezifischen Eigenschaften ins Team<br />
einbringen. Es ist nicht immer ratsam, den individuell<br />
besten Bewerber auszuwählen, sondern denjenigen, der<br />
am geeignetsten für das Team und das Unternehmen<br />
ist. Ein Team aus lauter Individualisten – und seien sie<br />
noch so leistungsstark – funktioniert in der Regel nicht<br />
besonders gut.<br />
Welche Rolle spielen die Führungskräfte im Bildungsmanagement?<br />
Dr. Hilmar Schneider: Sie sind die zentralen Figuren.<br />
Erfolgreiches Unternehmertum hat viel mit der Führungskultur<br />
zu tun, bei der Bildungsmanagement nur ein Teilbereich<br />
von vielen ist. Wertschätzung ist genauso zentral<br />
wie die Ermutigung, seine Fähigkeiten zur Entfaltung<br />
zu bringen. Leider begegnet man in der Praxis oft dem<br />
Fall, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter nur zögerlich<br />
entwickeln aus Angst, sie könnten ihnen eines Tages den<br />
Rang ablaufen. Die sogenannte „Wegbeiß-Strategie“ ist<br />
gerade in größeren Unternehmen sehr verbreitet. Nichtsdestotrotz<br />
führt kein Weg daran vorbei, den Führungskräften<br />
die Kompetenz zur Förderung von Potenzialen<br />
zu überlassen. Die Fähigkeit, das zu tun aber, sollte ein<br />
entscheidendes Auswahlkriterium bei der Rekrutierung<br />
von Führungskräften sein.<br />
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Was sind die derzeitigen Trendthemen im Bildungsmanagement?<br />
Dr. Hilmar Schneider: Talentmanagement hat in den<br />
letzten Jahren ziemlich an Bedeutung gewonnen. Es<br />
wird in den Facetten betrieben, die früher nicht direkt mit<br />
Deutscher Bildungspreis – Bildungs- und Talentmanagement 2012