TalenTmanagemenT - TÃV Süd
TalenTmanagemenT - TÃV Süd
TalenTmanagemenT - TÃV Süd
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Begriffsdefinition<br />
26<br />
Lernen für das Unternehmen<br />
Lernen ist ein Vorgang im Unternehmen, der Reflexion ins<br />
System einblendet. Reflexion bedeutet, zu sich selbst in<br />
Distanz zu gehen, sich beim Beobachten beobachten und<br />
dadurch das Wissen über Systemdynamiken und deren<br />
Muster zu erweitern bzw. diese auch zu verändern. Das<br />
Lernen erlaubt dem System, also dem Unternehmen, insofern<br />
eine Rückkopplung mit sich selbst zur Optimierung<br />
der eigenen Entwicklungsoptionen [Gütl, 2006, Kapitel<br />
„Differenzen bilden“ ,Gütl/Orthey, S. 16f.]. Das kritische<br />
Nachdenken über Gelerntes muss dem Mitarbeiter ausdrücklich<br />
erlaubt sein. Nur das Überprüfen des Bestehenden<br />
aufgrund neuer Erkenntnisse führt zur Verbesserung.<br />
Darum sind Transfermöglichkeiten und der Austausch mit<br />
Vorgesetzten und Kollegen besonders wichtig.<br />
2.6.3. Qualifikationen, Kompetenzen,<br />
Schlüsselqualifikationen<br />
Im beruflichen Kontext sind die Arbeitnehmer heute mit<br />
komplexen Anforderungen konfrontiert. Technologisierung,<br />
veränderte Formen der Zusammenarbeit, Internationalisierung<br />
und neue Mediennutzung führen zu veränderten<br />
Anforderungsprofilen sowie neuen Qualifikationen<br />
und Kompetenzen. Die Unterscheidung dieser Begriffe ist<br />
häufig unklar und unscharf.<br />
Qualifikationen<br />
Als Qualifikation gilt eine bestimmbare Einzelfähigkeit,<br />
mit der sich eine bestimmte Handlung vollziehen, eine<br />
bestimmte Aufgabe lösen lässt [Gonschorrek, 2003, S.<br />
181f.]. Die Qualifikation ist das „Entsprechungsverhältnis<br />
von individuellen Voraussetzungen der Arbeitskräfte und<br />
technisch-organisatorischen Bedingungen der Arbeitsmittel<br />
und der Arbeitsgegenstände“ [Faulstich, 1998,<br />
S. 78]. Dabei wird klar, dass sie zwei Bezugspunkte aufweist:<br />
den Arbeitsplatz/die Funktion und die Kompetenz<br />
des Individuums [Gonschorrek, 2003, S. 181]. Qualifikationen<br />
sind an rein ökonomischen, funktionalen Bedarfen<br />
orientiert und lassen sich mit operationalisierten Lernzielen<br />
beschreiben. Die Gesamtfähigkeit einer Person<br />
ist jedoch mehr als die Summe der Einzelqualifikationen.<br />
Die Bedeutung von solchen Einzelqualifikationen nimmt<br />
tendenziell eher ab.<br />
Kompetenz<br />
Kompetenz ist ein eher integrierender Begriff und verfolgt<br />
einen ganzheitlichen Ansatz. Sie beschreibt die umfassende<br />
Befähigung eines Menschen und ist an Bedürfnissen<br />
des Subjekts und des Systems gleichzeitig orientiert.<br />
Die einzelne Person ist stärker im Fokus als bei der<br />
Qualifikation. Kompetenz ist die „Verfügbarkeit möglicher<br />
Handlungen für ein Handlungsfeld“ [Gonschorrek, 2003,<br />
S. 182ff.]. Sie beschreibt ausgebildete Potenziale, die in<br />
Tätigkeiten/Handlungen erkennbar werden, und umfasst<br />
einen größeren, zusammenhängenden Tätigkeits- oder<br />
Handlungsbereich. Kompetenzen beziehen sich dabei<br />
immer klar auf berufliche Fragestellungen.<br />
Kompetenzen werden heute häufig in verschiedene Bereiche<br />
aufgeteilt [Gonschorrek, 2003, S. 185 f.]. Am häufigsten<br />
spricht man von Fachkompetenz, Methodenkompetenz,<br />
Sozialkompetenz und personaler Kompetenz. In<br />
den letzten Jahren ist die Medienkompetenz hinzugekommen<br />
[z.B. von Groeben/Hurrelmann (Hrsg.), 2002 oder<br />
Schell/Stolzenburg/Theunert (Hrsg.), 1999]. Mittlerweile<br />
finden sich jedoch auch Begriffe wie Selbstorganisationskompetenz,<br />
Gestaltungskompetenz, Umsetzungskompetenz<br />
[alle drei bei Wunderer/Bruch/Wildemann, 1999].<br />
An dieser Stelle wird auch deutlich, dass der Begriff<br />
Kompetenzmanagement nicht unkritisch ist. Im alltäglichen<br />
Sprachgebrauch ist damit meist die Fachkompetenz<br />
gemeint, im Bereich Social Skills vielleicht die Sozialkompetenz.<br />
Diese können bis zu einem gewissen Grad noch<br />
beobachtet, beurteilt und in Bildungsmaßnahmen geschult<br />
und trainiert werden. Personale, Gestaltungs- oder<br />
Umsetzungskompetenz entziehen sich diesen Möglichkeiten<br />
jedoch weitestgehend und stellen das Management<br />
von Kompetenzen grundsätzlich zur Diskussion.<br />
Deutscher Bildungspreis – Bildungs- und Talentmanagement 2012