TalenTmanagemenT - TÃV Süd
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Bildungsexperten<br />
Wo weichen Unternehmen häufig vom idealen<br />
betrieblichen Bildungsmanagement ab?<br />
Prof. Michael Gessler: Neben dem Transfermanagement<br />
wäre das insbesondere die Ausrichtung des Bildungsmanagements<br />
an der Unternehmensstrategie. Zum Transfermanagement<br />
noch ein Wort: Weiterbildung steht oftmals<br />
in der Kritik, keine Wirkung zu produzieren. Dahinter<br />
stehen verschiedene Probleme: Den Nutzen zu quantifizieren<br />
ist nicht leicht. Berechnen lässt sich ein Return<br />
on Investment ohne Probleme, die Frage ist nur, wie<br />
gesichert und wahrheitsgemäß die entsprechenden Zahlen<br />
sind. In einer Krise stellt sich der ROI beispielsweise<br />
anders dar als im konjunkturellen Aufschwung. Solche Effekte<br />
monetär zu isolieren, ist wie ein Glasperlenspiel. Die<br />
Nutzendarstellung schwankt damit zwischen vermeintlich<br />
harten Zahlen und vollkommener Unwissenheit. Hier liegt<br />
eine große Aufgabe. Insgesamt wäre eine ehrlichere<br />
Sichtweise wünschenswert – auch bei den Kritikern. Ein<br />
anderes Problem stellt der Arbeitskontext dar, der einen<br />
aktiven Transfer des Gelernten nur selten fördert. Hier<br />
müssten insbesondere Vorgesetzte mehr Verantwortung<br />
übernehmen. Die Aspekte ließen sich weiter ausdifferenzieren.<br />
Von einem Ideal sind wir weit entfernt. Darum geht<br />
es meines Erachtens aber auch nicht. Es geht vielmehr<br />
um den sachgerechten Umgang mit Realitäten und die<br />
Nutzung von Chancen.<br />
Welche Zielgruppen sollten im Fokus des<br />
betrieblichen Bildungsmanagements stehen?<br />
Prof. Michael Gessler: Die Zielgruppen sollten aus der<br />
Unternehmensstrategie abgeleitet werden. Absolut ist<br />
das schlecht zu beantworten. In der Zukunft werden<br />
ältere Mitarbeiter sicherlich eine größere Rolle spielen. Im<br />
Augenblick sind diese noch unterrepräsentiert und haben<br />
selten Zugang zur betrieblichen Weiterbildung. Warum<br />
dies so ist, liegt meiner Meinung nach an einer massiven<br />
Fehlannahme: Entsprechende Investitionen würden<br />
sich nicht lohnen. Eine beliebte Ausrede ist dann, ältere<br />
Mitarbeiter könnten nicht mehr lernen. Beides ist Unsinn.<br />
Es stimmt allerdings, dass einem Menschen das Lernen<br />
schwer fällt, wenn er keine Gelegenheiten erhält und<br />
keine Anlässe bestehen. Das ist keine Frage des Alters.<br />
Welche Bedeutung haben externe Dienstleister<br />
für das Bildungsmanagement?<br />
Prof. Michael Gessler: Interne und externe Bildungsdienstleister<br />
sind gleichermaßen wichtig. Das hat den<br />
einfachen Grund, dass bei internen Veranstaltungen<br />
innerbetriebliche Vorgänge auf den Prüfstand gestellt<br />
werden. Die Teilnehmer erfahren oftmals Dinge, deren sie<br />
sich nicht bewusst waren. Bei externen Veranstaltungen<br />
wiederum erweitern die Mitarbeiter durch den Austausch<br />
mit Anderen ihren Horizont, erhalten einen Benchmark<br />
und erleben, wohin die Reise in ihrer Branche geht. Interne<br />
Veranstaltungen können natürlich auch von externen<br />
Bildungsdienstleister durchgeführt werden und interne<br />
Bildungsdienstleister können auch extern unterwegs<br />
sein. Stärken haben beide Dienstleister. Es geht um eine<br />
sinnvolle Mischung.<br />
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Deutscher Bildungspreis – Bildungs- und Talentmanagement 2012