Franz Haider (1907-1968) - KPÃ OberÃ¶sterreich

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Seite 12 Franz Hai der vor dem NS-Volks ge richts hof: 13 Jahre Zuchthaus wegen Hochverrat Im nach ste hen den Aus zug be rich - tet Margarethe Schütte über den Pro zess, der am 22. Sep tem ber 1942 ge gen Er win Pu schmann, Franz Se - bek, Anna Hai der, Franz Hai der, Margarethe Schütte und Karl Lisetz wegen Vorbereitung zum Hochverrat statt ge fun den hat te: Mit te Juli 1942 er hiel ten wir die An - kla ge, am 22. Sep tem ber war die Ver - hand lung vor dem Zwei ten Se nat des Volks ge richts ho fes Ber lin im gro ßen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts in Wien. Die Anklage In der An kla ge schrift (die ich hier trotz vie ler Be mü hun gen lei der nicht auf trei ben konn te) wa ren fünf Ge nos - sen zusammengefasst: Erwin Pu - schmann, Franz Se bek, Anna Hai der, Franz Hai der und ich. Ge nos se Li setz war al lein an ge klagt und wur de erst bei der Ver hand lung uns an ge glie dert. Die An kla ge schrift war ein Buch von 36 Seiten. Alle waren wegen Vorbereitung zum Hoch ver rat, Er win au ßer dem we - gen Landesverrat angeklagt. Es waren neun Pa ra gra phen an ge führt. Im ers ten Ab schnitt, in wel chem der Staatsanwalt kurz umreißt, weshalb man an ge klagt ist, stand: „Ich kla ge an: Er win Pu schmann die il le ga le KPÖ in Österreich wieder aufgebaut zu haben. Sämtliche Angeklagte waren ihm dabei be hilf lich, ins be son de re die an ge klag te Schüt te, die die Ver bin dung zwi schen ihm und dem Aus lands ap pa rat her zu - stel len ver sucht hat! ...“ Es folgte eine ein ge hen de Schil de - rung der Tä tig keit der KPÖ seit ih rer Il - legalität, die erstaunlich sachlich und nicht un rich tig ab ge fasst war. Da nach kam von je dem ein zel nen eine Be - schrei bung sei nes po li ti schen Vor le - bens, dann sei ner Straf tat. Die Anklageschrift war geheim, die Ver hand lung ge schlos sen. Au ßer dem Ge richt und den An wäl ten wa ren nur Ge sta po und Pres se an we send, ob wohl in den Zei tun gen na tür lich nichts über die se Ver hand lun gen er schien. Die An - ge hö ri gen wur den bei un se rer Ver hand - lung das ers te Mal, aber nur zur Ur teils - ver kün dung, in den Ge richts saal ge las - sen, das wuss ten wir aber vor her nicht. Verteidigung (allgemein) Was un ser Ver hal ten vor Ge richt an - be trifft, so ha ben wir Ge fan ge ne im Be - zirks ge fäng nis Schiff amts gas se uns auf fol gen den Stand punkt ge ei nigt: Die Ver hand lun gen sind, da dort kei ner lei Pub li kum von au ßen, nicht ein mal un - se re An ge hö ri gen, zu ge las sen wer den, als rein fa schis ti sches Thea ter zu be - trachten. Die einzig wichtige Aufgabe da bei ist für uns, sich so zu ver hal ten, dass mög lichst vie le Ge nos sen mit dem Le ben da von kom men, da mit sie sich spä ter wie der dem Kampf der Par tei wid men kön nen. Re vo lu tio nä res Auf - treten war diesem faschistischen Ge - richt gegenüber als falsches Heldentum zu betrachten. Das war unsere allgemeine Richtlinie, na tür lich muss te sich je der im Rah - men dieser Richtlinie entsprechend seinen per sön li chen Mög lich kei ten ver tei - di gen. Wem es mög lich war, der soll te sich am be sten ganz dumm stel len, was man chen Frau en half. Wer dies nicht konn te, soll te sich ge ge be nen falls auf den Pakt be ru fen, vor al lem da rauf hin - wei sen, dass er die Straf tat in ei ner Zeit be ging, in der man mit ei ner be vor ste - hen den be waff ne ten Aus ein an ders et - zung SU-Deutsch land nicht rech nen konn te. Das Gericht Un se re Ver hand lung dau er te mit kur zer Mit tags pau se 12 Stun den. Die ser II. Ber li ner Se nat des Volks ge richts ho - fes fäll te be reits seit Ende Au gust bei KP in Wien fast nur To des ur tei le. Al - lein in der Wo che un se rer Ver hand lung wur den von die sem Se nat in 5 Ver hand - lun gen von 29 an ge klag ten Ge nos sen (da von 11 Frau en) 20 zum Tode ver ur - teilt (da von 4 Frau en). Be an tragt wur de bei al len 29 das To des ur teil, das wur de bereits vorher in Berlin festgelegt. Der Vor sit zen de hieß Hart mann, au ßer ihm wa ren noch ein Bei sit zer, 2 Wehr - machtsoffiziere und ein Offizier des Reichsarbeitsdienstes, Mitglieder des Gerichts. Mit Ausnahme des Beisitzers (Wiener) waren alle, einschließlich Staatsanwalt und Sekretär, Deutsche. Die Ver hand lung wur de mit äu ßers - ter Schär fe ge führt. Er win wur de oft an - ge schrie en, vor al lem, weil er so lei se sprach, er konn te aber nicht lau ter spre - chen. Sei ne Stim me hat sich ge gen frü - her ganz ver än dert, weil man ihm bei der Gestapo die Geschlechtsteile zer - schla gen hat. Es fiel auch auf, dass alle männ li chen An ge klag ten, mit Aus nah - me des Ge nos sen Hai der schlecht hör - ten, weil sie so ge schla gen wor den wa - ren. Die Verhandlung Er win stritt na tür lich al les ab, was nur ir gend mög lich war. Er ver tei dig te sich auf fol gen der Platt form. Er und sei - ne Mitarbeiter betätigten sich während der Zeit des Pak tes zwi schen der SU und Deutsch land, die Ar beit be schränk - te sich da bei auf ei nen Kampf um die Besserstellung der Arbeiterschaft. Wir arbeiteten nicht für eine Niederlage Deutsch lands. Da mit hoff te er, wohl al - len an de ren Ge nos sen zu hel fen. Se bek nahm ei nen ähn li chen Stand - punkt ein, be ton te, dass er die sen Kampf nur in ner halb der le ga len Na zi - or ga ni sa tio nen füh ren woll te und stritt jede illegale Betätigung ab. Anna Hai - der konn te wür dig ab strei ten und wur de nur we gen Nicht an zei ge Pusch manns ver ur teilt, eben so Franz Hai der, der sich hin ter sei ner Sport or ga ni sa ti on ver - schanz te. Ich selbst be stritt na tür lich auch was nur ir gend mög lich, da mir nur eine ca. drei wö chi ge Ar beit nach - weis bar war, stell te ich die se als eine vor ei li ge Un über legt heit hin. Be son ders tra gisch war fol gen der Vorfall: Die Gestapo belastete Erwin mit ei ner Flug schrift, die er bei der Ge - sta po zug ab, selbst ver fasst zu ha ben, die aber nicht mehr ver viel fäl tigt und ver teilt wer den konn te. Bei der Ver - hand lung er klär te Er win, dass die se Schrift gar nicht von ihm, son dern von „Ossi“ ver fasst wor den war. Auf die Fra ge, wa rum er bei der Ge sta po an ders ausgesagt hätte, erklärte er, .diese Sache dort auf sich ge nom men zu ha ben, weil er „Ossi“, der nicht ver haf tet war, ret ten wollte! Diese scharfe, äußerst gefährliche Schrift war also nichts an de res als eine Pro vo ka ti on der Ge sta po selbst, durch „Ossi“. Ge nos se Frit sche, der am Tage vor - her zum Tode ver ur teilt wor den war. Er ent las te te Hai der voll kom men und leg te ein völ lig un ge bro che nes Auf tre ten an den Tag. Ein Gestapobeamter, der zu - erst auch nur we gen ei ni ger De tails über den Ge nos sen Hai der be fragt wur - de. Diese Gelegenheit benützte aber Er - win, um eine of fi ziel le Äu ße rung über „Ossi“ zu er zwin gen. Er win ließ näm - lich durch sei nen An walt den Ge sta po - zeugen fragen, wer eigentlich dieser „Ossi“ mit le ga lem Na men Gla ser sei, von dem die An ge klag ten so viel re den, und der gar nicht ein mal ver haf tet zu sein scheint und auch nir gends als Zeu - ge aufträte. Der Gestapozeuge verweigerte darüber jede Aussage, aus staats-
Seite 13 Literatur Fahn dungs bild der Ge sta po von Franz Hai der po li zei li chen Grün den, wie er sag te. Da mit war das, was Er win be zwec kte, erreicht, es war sozusagen amtlich be - stä tigt, wel che Rol le „Ossi“ spiel te. Die Rede des Staats an walts brach te zuerst einen allgemeinen Überblick der Tä tig keit der KPÖ seit 193S. Dann ging er auf die spe ziel le Tä tig keit Er wins über, der als höch ster Spit zen funk tio när der KPÖ, der bis da hin vor ei nem deut - schen Ge richt stand, be zeich net wur de. Auch alle an de ren An ge klag ten wur den als wichtige Funktionäre hingestellt, wo bei Pu schmann, Se bek, Li setz und Schüt te zu sam men ge fasst wur den, da sie gar nicht we gen ak ti ver Be tä ti gung, son dern nur we gen Nicht an zei ge, ver - ur teilt wer den konn ten. Zum Schluss beantragte der Staatsanwalt für alle 6 Angeklagten das Todesurteil. Die 5 Anwälte beantragten bei allen eine Mil de rung der Stra fen auf Zucht - haus stra fen und hiel ten ent spre chen de Ver tei di gungs re den, aber das ge hör te eben auch zu dem von vor ne he rein ab - gekarteten Theater. Mit Ausnahme des Genossen Haider machten alle Genos - sen von ih rem Schluss wort Ge brauch und ver tei dig ten sich auf die oben be - schriebene Weise. Alle machten äußerlich ei nen ganz ru hi gen und festen Eindruck. Das Urteil Um 5 Uhr zog sich der Se nat zu rück, um 6 Uhr soll te das Ur teil ver kün det wer den. Aber erst nach drei stün di ger Be ra tung, also erst um 8 Uhr abend er - schien das Ge richt wie der und ver kün - de te das Ur teil, nach dem die An ge hö ri - gen in den Saal ge las sen wur den. Pu - schmann, Se bek und Li setz wur den zum Tode, Schüt te und Anna Hai der zu 15 Jah ren Zucht haus, Franz Hai der zu 13 Jah ren Zucht haus ver ur teilt. Al les ver lief in voll kom me ner Ruhe, die Ge - nossen hielten sich ausgezeichnet. Das Ur teil war güns ti ger als wir er war te ten, denn wir rech ne ten fest da mit, dass wir alle 6 zu Tode ver ur teilt werden würden. Was bei de Hai ders an be langt, so wa - ren sie wohl et was leich ter be las tet als die an de ren, und was mich be trifft, so hat mich le dig lich die da ma li ge au ßen - politische Lage gerettet, in welcher Deutsch land noch sehr gro ßen Wert auf gute Be zie hun gen zur Tür kei leg te. Da ich dort an säs sig war, mein Mann zur Zeit der Ver hand lung dort leb te, ich selbst so wie auch mein Mann im tür ki - schen Unterrichtsministerium arbeite - ten, wäre es für Deutsch lands Pres ti ge in der Tür kei nicht güns tig ge we sen, wenn ich hier hin ge rich tet worden wäre. Er win soll sich noch in der Zeit zwi - schen der Ver hand lung und sei nem Tode sehr ver än dert ha ben, be son ders nachdem unsere Kagraner Genossen, die Ende Au gust alle elf bei ei ner Ver - hand lung zum Tode ver ur teilt wor den wa ren, hin ge rich tet wur den. Bis da hin hoff te er im mer noch, dass es für die leichter Belasteten besonders für die Frau en Be gna di gun gen ge ben wür de. Da durch, dass er „Ossi“ sol ches Ver - trau en schenk te, fühl te er sich für die se gan ze Tra gö die voll ver ant wort lich. Er mach te sich die un sag bars ten Vor wür fe da rü ber und hat des halb noch zum Schluss die entsetzlichsten Qualen, die je ein Genosse ertragen musste, erlitten. Am 7. Jän ner 1943 wur de er hin ge rich - tet. Von „Ossi“ habe ich später nichts mehr gehört. Quelle: Peter Kammerstätter, Franz Haider… Wi der stand und Ver fol gung in Ober ös ter reich 1934-1945, Ös ter - rei chi scher Bun des ver lag, 1982 Peter Kammerstätter, Haider Franz – Ein Le ben im Dien ste der österreichischen Arbeiterklasse, Berichte aus seinem Leben, Reden und Auf sät ze, 1987 Gugglber ger Mar ti na, „Ver su - che, an stän dig zu blei ben“ - Wi - der stand und Ver fol gung von Frau en im Reichs gau Ober do nau. In: Hauch Ga briel la (Hg.), Frau en im Reichs gau Ober do nau, Ge - schlechtsspezifische Bruchlinien im Nationalsozialismus, Reihe: Ober ös ter reich in der Zeit des Na - tionalsozialismus, Band 5, OÖ Lan des ar chiv, Linz, 2006 Um Ober ös ter reich. Der 13. oberösterreichische Landesparteitag der KPÖ, Ver lag Neue Zeit, 1946 Oliver Rathkolb, Politische Pro pa gan da der ame ri ka ni schen Besatzungsmacht in Österreich 1945 bis 1950. Ein Bei trag zur Geschichte des Kalten Krieges in der Pres se-, Kul tur- und Rund - funkpolitik, Dissertation, Wien, 1981. Friedrich Hausjell, Österreichische Ta ges zei tungs jour na lis ten am Be ginn der Zwei ten Re pub lik (1945 - 1947). Eine kol lek tiv bio - gra phi sche Ana ly se ih rer be ruf li - chen und po li ti schen Her kunft., Dis ser ta ti on, Salz burg, 1985 Amts blatt der Lan des haupt stadt Linz, Jahr gang 1955, Num mer 16 Pro to koll des 14. Par tei ta ges der KPÖ, Wien, 1948 Pro to koll des 16. Par tei ta ges der KPÖ, Wien, 1954 Pro to koll des 17. Par tei ta ges der KPÖ, Wien, 1957 Pro to koll des 18. Par tei ta ges der KPÖ, Wien, 1961 Wolf gang Mueller, Ar nold Sup pan, Nor man M. Naimark, Gen na dij Bord ju gov (Hg.), Sow - jetische Politik in Österreich 1945-1955, Ver lag der Ös ter rei - chischen Akademie der Wissenschaf ten, Wien, 2005
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Seite 5 und 6: Schi fah ren.“ Theo dor Schim bö
Seite 7 und 8: Kell ner sag te zum Kar li, dass er
Seite 9 und 10: mich klar, dass ich be ob ach tet w
Seite 11: eine Tra fik. Sie sag te, es fehl t
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