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Franz Haider (1907-1968) - KPÖ Oberösterreich

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ter-Kon fe renz mit 80 Ver trau ens män -<br />

nern aus al len Lin zer Be trie ben statt.<br />

Ver bin dungs ko mi tees der drei de mo -<br />

kratischen Parteien entstehen auf unsere<br />

Initiative, zerfallen wieder, werden neu<br />

geschaffen. Ein Partei-Ausschuss an<br />

der Seite der Militärregierung wird ge -<br />

plant, tritt je doch erst mit der Le ga li tät<br />

der Par tei en in Ak ti on. Zwi schen So -<br />

zial de mo kra ten und Kom mu nis ten bil -<br />

den sich die so ge nann ten Ein heits par -<br />

tei en. Man strei tet um Na men und Pro -<br />

gramm, doch wirk li che, prak ti sche Auf -<br />

bauarbeit wird wenig geleistet.<br />

Schließ lich wur de auch Linz selbst<br />

vom schar fen Mes ser der De mar ka -<br />

tionslinie zerschnitten. Das stellte die<br />

Partei vor neue Schwierigkeiten. Da -<br />

mals schuf eine un ver ant wort li che Flüs -<br />

ter pro pa gan da eine Pa nik stim mung und<br />

eine Zeit des In ter reg nums nörd lich der<br />

Do nau. Die kom mu nis ti sche Par tei ist<br />

es, die mit al len Mit teln um die Ord -<br />

nung kämpft. Die „Ös ter rei chi schen<br />

Nachrichten" verlegen ihren Sitz nach<br />

Ur fahr. Ein be waff ne ter Selbst schutz<br />

ge gen plün dern de Aus län der wird auf -<br />

ge stellt und ar bei tet mit den schwa chen<br />

Polizeikräften zusammen. Nach dem<br />

Vor bild der Wie ner Re gie rung wird auf<br />

Grund von Par tei ver ein ba run gen eine<br />

neue Zivilverwaltung gebildet.<br />

Ohne Er fah rung über neh men un se re<br />

Ge nos sen die schwie ri gen Ress orts der<br />

Er näh rung und Für sor ge, sie ar bei ten<br />

ver ant wort lich in der Wirt schaft und in<br />

der Ge mein de. Rasch er holt sich, dank<br />

der Ar beit un se rer Par tei, das Le ben im<br />

Mühlviertel wieder. Ein neues Theater<br />

wird er öff net, das Kino kann wie der<br />

spie len, die Kin der hei me und In va li -<br />

den-Er ho lungs stät ten be gin nen ihre se -<br />

gensreiche Tätigkeit.<br />

Endlich werden die Parteien erlaubt.<br />

Die erste Landeskonferenz unserer Par -<br />

tei, die im gro ßen Rat haus-Saal statt fin -<br />

det, spie gelt un se ren Kampf und un se -<br />

ren Op fer wil len. Al ter Kampf geist paart<br />

sich mit neu en Men schen. So wol len<br />

wir an die Lö sung der neu en Auf ga ben<br />

ge hen.<br />

Endlich mussten die Mitglieder der<br />

Be am ten-Re gie rung, von de nen die<br />

Hälfte mitsamt dem Landeshauptmann<br />

bereits verhaftet war, abtreten. Auf<br />

Grund der Par tei en ver ein ba rung wur de<br />

eine neue Lan des re gie rung ge bil det.<br />

Zum ers ten Mal zieht ein Kom mu nist in<br />

die oberösterreichische Landesregie -<br />

rung ein.<br />

Ein wei te rer Schritt vor wärts ist die<br />

Bewilligung unserer Parteipresse. Die<br />

„Neue Zeit" wird zum wich tigs ten In -<br />

strument unseres Kampfes, zum wert -<br />

voll sten Hel fer beim Auf bau un se rer<br />

Par tei. So zieht un se re Par tei in den<br />

Wahl kampf.<br />

Der Charakter dieser Wahlen spielt<br />

bei der Be ur tei lung des Wahl er geb nis -<br />

ses die grö ß te Rol le. Die Par tei war or -<br />

ga ni sa to risch nicht ge nug ge fes tigt, um<br />

alle Möglichkeiten einer Wahl auszu -<br />

schöp fen. Fa schis ten und Re ak tio nä re<br />

ta ten sich zu sam men, um eine wüs te<br />

Het ze ge gen die Rote Ar mee zu ent fa -<br />

chen. Den noch wis sen wir, dass im gro -<br />

ßen Krieg der Geis ter um die Neu ord -<br />

nung der Welt eine Wahl schlacht kein<br />

Endsieg ist.<br />

Vor drei zehn Jah ren war un se re Par -<br />

tei klein und un be deu tend, we ni ge spür -<br />

ten ihre mo ra li sche und geis ti ge Kraft.<br />

Dreizehn Jahre Faschismus, sieben Jah -<br />

re schlimms te Bar ba rei und sechs Jah re<br />

Krieg, die se gan ze Zeit ei ner scho -<br />

nungs lo sen Ver fol gung un se rer Ge nos -<br />

sen hat uns ge ra de hier in Ober ös ter -<br />

reich wertvollstes Blut gekostet. Dieses<br />

Blut fehl te im neu en Kampf. Und in fol -<br />

ge ei ner Jahr zehn te lan gen ver lo ge nen<br />

Pro pa gan da konn ten nur die Mu tigs ten<br />

und die Kühns ten, die wirk lich Su chen -<br />

den und die ehr lich Rin gen den in die ser<br />

Zeit den Weg zu un se rer Partei und zu<br />

unseren Idealen finden.<br />

So be deu te ten die Wah len für uns le -<br />

diglich einen zeitlichen Abschnitt. Erst<br />

nach den Wah len be gann die Par tei<br />

rich tig zu wach sen. Die Haupt schwä -<br />

chen auf po li ti schem Ge biet wur den<br />

über wun den. Die or ga ni sa to ri sche und<br />

ideo lo gi sche Fes ti gung der Par tei wur -<br />

de ver stärkt. So ge hen wir an die neu en<br />

Auf ga ben he ran. Ös ter reich muss den<br />

An schluss fin den an die fort schritt li che -<br />

re Ent wic klung der eu ro päi schen<br />

Staaten.<br />

Ver glei chen wir die Ent wic klung in<br />

der CSR, in Ju go sla wien, in Bul ga rien,<br />

so se hen wir, wie sich eine voll kom men<br />

neue po li ti sche und wirt schaft li che<br />

Ord nung stür misch ent fal tet. Die se<br />

Völ ker ha ben sich im Feu er des an ti fa -<br />

schistischen Kampfes eine fortschrittli -<br />

che, wahr haft de mo kra ti sche, volks ver -<br />

bun de ne Exe ku ti ve ge schaf fen.<br />

In Ös ter reich aber, das nicht die<br />

Kraft hat te, sie selbst zu be frei en, ver su -<br />

chen immer noch reaktionäre Kräfte mit<br />

dem geis ti gen Rüst zeug der Ver gan gen -<br />

heit ihre Macht zu fes ti gen und aus zu -<br />

bau en, ei nen Sturm bock zu schaf fen ge -<br />

gen die fort schritt li che Ent wic klung un -<br />

seres Landes.<br />

Aber je dem sei es ge sagt: Wer eine<br />

fortschrittliche Entwicklung will, wer<br />

ei nen fried li chen und de mo kra ti schen<br />

Weg will, muss mit uns für eine de mo -<br />

kra ti sche, fort schritt li che, volks ver bun -<br />

de ne Exe ku ti ve und Be am ten schaft<br />

kämp fen, um eine Exe ku ti ve, die völ lig<br />

ge rei nigt ist von Ver tre tern an ti de mo -<br />

kratischer, faschistischer Tendenzen.<br />

Soll denn die De mo kra tie nichts als<br />

eine For ma li tät sein? Für die An hän ger<br />

der Pro porz-De mo kra tie be deu tet sie<br />

Seite 19<br />

frei lich nicht mehr als ein Re chen exem -<br />

pel. Wir aber glau ben nicht an die<br />

Wahl-Arith me tik, son dern an die neu en<br />

For men.<br />

Be deu te ten über 12.000 Kom mu nis -<br />

ten-Stim men im Lan de nichts für die<br />

Mit wir kung am Wie der auf bau? Ha ben<br />

die se 12.000 Stim men ge ra de in<br />

schwers ter Zeit kein Recht auf Ver tre -<br />

tung? Sol len wie der die al ten, star ren<br />

For men ei ner Wahl ord nung gel ten oder<br />

die hö he re Not wen dig keit des le ben di -<br />

gen Le bens?<br />

Nur die Kon zen tra ti on al ler de mo -<br />

kratischen, aller aufbauwilligen Kräfte<br />

wird Wirt schaft und Le ben Ös ter reich<br />

wie der er heb lich in Schwung brin gen.<br />

Die gro ßen Wer ke un se res Lan des, die<br />

Ei sen- und Stahl wer ke von Linz, die<br />

Steyr-Wer ke, die gewaltigen Werke der<br />

che mi schen In du strie in Linz, die Wer -<br />

ke in Eben see, in Len zing, die Ni be lun -<br />

gen-Wer ke, die zahl rei chen Pro duk -<br />

tionsstellen unserer Energiewirtschaft,<br />

ver lan gen end lich nach ei ner küh nen<br />

Pla nung. Aus die sen gi gan ti schen Rüst -<br />

kam mern der Kriegs in du strie sol len<br />

macht vol le Werkstätten des Friedens<br />

entstehen.<br />

Und so ist uns al len klar wie Kris tall:<br />

Nur das Volk selbst kann der Be sit zer<br />

die ser Wer ke sein. Das ist die ein zi ge<br />

Garantie, dass alle diese Maschinen<br />

nicht für den Krieg und für das Mo no -<br />

pol ka pi tal, son dern für Frie den und<br />

Volk pro du zie ren wer den. Ge nos sen,<br />

wir ste hen in die sem Kampf al lein.<br />

Aber wir fra gen nicht da nach, wir fra -<br />

gen auch nicht nach West und Ost. Wir<br />

fra gen nach Ober ös ter reich, wir fra gen,<br />

was brau chen un se re Ar bei ter, un se re<br />

Bau ern, was braucht un ser Volk.<br />

Die Rohstof fe, die wir brau chen, den<br />

Ab satz, den wir ver lan gen, kön nen uns<br />

vor al lem un se re süd öst li chen und öst li -<br />

chen Nach barn bie ten. Die Wirt schaft<br />

der Sow jet-Union kann uns eine gro ße<br />

Hil fe sein. Aber eben so wie wir er ken -<br />

nen müs sen, wo die ech ten Part ner un -<br />

se rer Wirt schaft sind, müs sen wir uns<br />

auch auf unsere eigenen Kräfte besin -<br />

nen, nicht ewig war ten oder spe ku lie ren<br />

auf die Hil fe von drau ßen; das ist der<br />

reale Ausweg für unsere Wirtschaft, das<br />

ist der Weg des Wie der auf bau es.<br />

Die gan ze Welt er kennt heu te an,<br />

dass die Sow jet-Union eine Frie dens -<br />

macht ist. So le sen wir in ei nem Ar ti kel<br />

von Wil li am Man del in „The New Re -<br />

pub lic", den der Lin zer „Welt spie gel"<br />

zitiert: „Von russischer Seite unter dem<br />

heutigen System besteht keinerlei Ge -<br />

fahr ei nes An griffs krie ges. Russ land<br />

be sitzt alle die Rohstof fe, die es<br />

braucht, und ist be reit, uns al les, was<br />

wir brau chen, im Tau schweg, zu lie -<br />

fern. Das rus si sche Sys tem, die Er hö -<br />

hung der Kauf kraft im Ver hält nis zur

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