Franz Haider (1907-1968) - KPà Oberösterreich
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Seite 20<br />
Er hö hung der Er zeu gung, lie fert ei nen<br />
dau ernd auf nah me fä hi gen in ne ren<br />
Markt. Russ land tä tigt nur Aus lands -<br />
ver käu fe, die für die Ein hal tung sei nes<br />
Pro duk tions pla nes not wen dig sind oder<br />
um Ein käu fe aus zu glei chen. Aus die -<br />
sem Grun de kennt die Sow jet-Union<br />
kei nen im per ia lis ti schen Drang nach<br />
Aus lands märk ten. Das rus si sche Sys -<br />
tem schafft kein über flüs si ges Ka pi tal,<br />
das schließlich mangels ertragreicher<br />
In ves ti tions mög lich kei ten ge zwun gen<br />
wäre, auszuwandern. Aus diesem<br />
Grund braucht die Sowjet-Union weder<br />
Kolonien noch Einflusszonen, sie<br />
braucht lediglich Sicherheit.“<br />
Das müs sen die po li ti schen Er wä -<br />
gun gen sein, die für Ös ter reich maß -<br />
geb lich sind: Die Freund schaft al ler de -<br />
mo kra ti schen Völ ker zu ge win nen, die<br />
Freund schaft je nes Vol kes vor al lem,<br />
das durch sei ne Op fer, durch sei nen<br />
Hel den mut den bar ba ri schen Fa schis -<br />
mus zu Bo den zwang. Das wäre Ös ter -<br />
reichs wirk li che Freund schafts po li tik<br />
an Stel le der ver stärk ten Het ze, die heu -<br />
te um kurzsichtige Parteiinteressen wil -<br />
len die wahren Interessen des österrei -<br />
chi schen Volkes gefährdet.<br />
Wenn wir so die wich ti gen Pro ble me<br />
unseres Lande betrachten, müssen wir<br />
fest stel len: Auf dem Weg nach vor -<br />
wärts ge hen wir Kom mu nis ten al lein.<br />
Diese Tatsache macht unseren Weg<br />
zwar schwie rig, soll aber un se re Her zen<br />
nur noch mu ti ger ma chen. Dar um ap -<br />
pel lie re ich an die Ge nos sen des Par tei -<br />
ta ges: Die ser Par tei tag muss uns die<br />
Mit tel ge ben, den Weg in die Zu kunft<br />
nun auch wirk lich zu be schrei ten.<br />
Quelle:<br />
Um Ober ös ter reich. Der 13. ober ös -<br />
terreichische Landesparteitag der KPÖ,<br />
Ver lag Neue Zeit, 1946<br />
<strong>Franz</strong> Hai der und die „Neue Zeit“ in Linz<br />
Im Visier der<br />
US-Besatzungsbehörde<br />
Ganz an ders wur de bei ei nem<br />
Verstoß der kommunistischen Ta -<br />
ges zei tung in Linz ge gen die US-Mi -<br />
li tär vor schrif ten vor ge gan gen. Re -<br />
dak teur <strong>Franz</strong> Hai der zi tier te in ei -<br />
nem Ar ti kel vom 20. Mai 1946, „Lin -<br />
zer Polizeisäuberung“, den amerika -<br />
ni schen Ober leut nant Eu ge ne S.<br />
Ryan, der an geb lich be haup tet hat te,<br />
dass der Polizeireservist Josef Leher<br />
von dem Linzer Polizeidirektor<br />
Brückner unter anderem deswegen<br />
ent las sen wur de, weil er Mit glied der<br />
KPÖ war.<br />
Brüc kner selbst be stritt den Vor wurf,<br />
da die Ent las sung von Po li zei re ser vi -<br />
sten einem Erlass des Bundesministeri -<br />
ums für In ne res ent sprach: Le her hät te<br />
als gelernter Schuhmacher einen Beruf<br />
und au ßer dem wäre er zu alt ge we sen<br />
(44 Jah re). Auch Ryan und der Dol met -<br />
scher be strit ten die se Aus sa ge, und Hai -<br />
der gab schließ lich zu, Ryan falsch zi -<br />
tiert zu ha ben. Auf Grund la ge des Be -<br />
fehls 200, Art. II, Sec. 41 wur de er von<br />
einen einfachen Militärgericht zu zwei<br />
Mo na ten Ge fäng nis ver ur teilt.<br />
Erst nach Ver ur tei lung Hai ders<br />
schaltete der Militärkommandant für<br />
Ober ös ter reich, Oberst Lloyd M. Han -<br />
na, die IH 3 ein. Bis da hin hat te Han na<br />
die Vor un ter su chung selbst ge lei tet. Im<br />
Laufe der „militärischen“ Beweisauf -<br />
nah me war ein Ter min zur Ein ver nah -<br />
me des He raus ge bers und In ha bers des<br />
Permits, Hans Kerschbaumer, verein -<br />
bart wor den. Kersch bau mer kam aber<br />
nicht - wie ver spro chen um 11 Uhr,<br />
son dern erst um 15 Uhr. Trotz Auf for -<br />
de rung von Oberst Han na ent schul dig te<br />
er sich auch nicht für sei ne Un höf lich -<br />
keit in der Neu en Zeit.<br />
Die Entlassung Kerschbaumers<br />
Aus die sem Grund wur de am 21.<br />
Juni 1946 vom Pub li ca tions Board die<br />
so for ti ge Ent las sung Kersch bau mers<br />
aus ge spro chen; die Ver let zung pres se -<br />
rechtlicher Vorschriften spielte bei der<br />
Ur teils be grün dung kei ne Rol le. An -<br />
schei nend hat te Han na ei nen Vor wand<br />
ge sucht, Kersch bau mer zu ent las sen; ob<br />
aus ei nem la ten ten An ti kom mu nis mus<br />
he raus oder aus Grün den ob rig keit li -<br />
chen Machtanspruches der amerikani -<br />
schen Be sat zungs macht ist nicht ein -<br />
deutig verifizierbar. Die entsprechen -<br />
den Ak ten in hal te deu ten aber da rauf<br />
hin, dass Kersch bau mer vor al lem we -<br />
gen der Ver let zung der Be sat zungs au to -<br />
ri tät ge hen muss te und nicht weil er<br />
Kom mu nist war. Im Fall des So zia lis ten<br />
Ober hum mers hat te sich der ver ant -<br />
wort li che He raus ge ber wäh rend der<br />
gan zen Un ter su chung un ter wür fig ver -<br />
hal ten und „muss te“ da her auch nicht<br />
aus ge wech selt wer den. Aus ge hend von<br />
der prin zi piell - wenn auch nicht durch -<br />
ge hend - an ti kom mu nis ti schen Hal tung<br />
bei US-Mi li tärs seit 1946 kann an ge -<br />
nom men wer den, dass die Tat sa che,<br />
dass ein Kom mu nist von der Ent las sung<br />
be trof fen war, die Ent schei dung zu min -<br />
dest erleichtert hat<br />
Ver gleicht man die Er geb nis se um<br />
Pol lak und Hai der, so liegt der Schluss<br />
nahe, dass seit Mai/Juni 1946 auf die<br />
Durchsetzung presserechtlicher Bestim<br />
mun gen von der ame ri ka ni schen<br />
Be sat zungs macht, aber nicht von al len<br />
ISB-Of fi zie ren verzichtet wurde, wenn<br />
sich die Haupt stoß rich tung der pub li zis -<br />
tischen Aktivitäten des Beschuldigten<br />
ge gen die UdSSR und nur aus nahms -<br />
wei se ge gen die USA rich te te. Nicht<br />
mehr die 1945 pos tu lier te ge rech te Be -<br />
hand lung al ler Ver stö ße ge gen von den<br />
Alliierten gesetzte presserechtlichen<br />
Nor men war ober stes Ziel der US-Pres -<br />
se über wa chung, son dern die ein deu ti ge<br />
Be vor zu gung von Ein zel per so nen oder<br />
po li ti schen Grup pie run gen, die in ers ter<br />
Li nie Pro pa gan da ge gen die sow je ti -<br />
sche Be sat zungs macht und die KPÖ be -<br />
trieben, degradierte jene „Presseverfahren“<br />
zu Ali bi hand lun gen. Die se Ent -<br />
wic klung wur de auch von der ISB<br />
selbst als Ver stoß ge gen bis her durch -<br />
ge setz te Prin zi pien ver stan den, doch<br />
konn te sie sich als un ter ge ord ne tes Or -<br />
gan ge gen das ame ri ka ni sche Ober kom -<br />
man do nicht durch set zen.<br />
Antikommunistische<br />
Stoßrichtung<br />
Da her ist es kei nes wegs ver wun der -<br />
lich, dass ei ni ge Mo na te nach der Ver -<br />
ur tei lung Hai ders und der Nicht-Ver ur -<br />
teilung Pollaks der machtpolitisch motivier<br />
te Ver zicht auf Über wa chungs funk -<br />
tio nen ge gen über der ös ter rei chi schen<br />
Presse bereits als oberste Maxime der<br />
US-Po si ti on ge gen über Li zenz zei tun -<br />
gen re spek ti ve der übri gen Pres se ge -<br />
festigt war.<br />
An ders wäre es nicht zu er klä ren,<br />
dass der bis dato - aus ame ri ka ni scher<br />
Sicht - schärfste antiamerikanische Ar -<br />
ti kel über ras si sche Un gleich heit in den