Franz Haider (1907-1968) - KPà Oberösterreich
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Kell ner sag te zum Kar li, dass er mir sa -<br />
gen soll te, dass das ein Schnaps sei. Wir<br />
lachten natürlich. Der Karli musste wie -<br />
der weg und sag te, dass er mir am<br />
nächs ten Tag, wenn er wie der Ruhe ge -<br />
funden hätte, alles erzählen würde. Er<br />
ging heim, ich blieb im Ho tel Lux. Für<br />
den nächs ten Tag mach ten wir uns et -<br />
was aus. Er führ te mich ins Le nin Mau -<br />
so leum. Er sag te, dass ich im mer dort -<br />
hin ge hen soll te, wenn mich et was be -<br />
drüc kte, wenn ich Heim weh hät te,<br />
wenn ich ir gend wel che Sor gen hät te,<br />
denn dort wür de ich stark, das wür de<br />
mir Kräf te ge ben. Auf dem Ro ten Platz<br />
setz ten wir uns nie der. Dort er zähl te er<br />
mir dann vie les.<br />
Er er zähl te mir auch, dass er zur Lei -<br />
tung ge ru fen wor den war. Er wuss te<br />
nicht, was sie von ihm woll ten, er dach -<br />
te, er hät te et was an ge stellt. Er ging<br />
zum Lei ter, der ihm nur sag te, dass je -<br />
mand ge kom men wäre, auf den er sich<br />
sehr freu en wür de, näm lich sei ne Mut -<br />
ter. Er sag te, er hät te sich nicht hal ten<br />
kön nen, fiel hin und wein te nur aus lau -<br />
ter Freu de. Der Lei ter sag te ihm, dass<br />
sei ne Mut ter aus dem Land Oster reich<br />
ge kom men war, dass sie eine bra ve Ge -<br />
nos sin wäre, und dass er sie so oft se hen<br />
könn te wie er nur woll te, aber dass eine<br />
Zeit kom men wür de, wo die se Be su che<br />
wie der auf hö ren wür den. Der Kar li fiel<br />
dem Lei ter um den Hals, bus sel te ihn ab<br />
und ging. Dann kam er zu mir. Er konn -<br />
te es gar nicht glau ben. Die se Er in ne -<br />
run gen sind für mich ganz furcht bar.<br />
Dann kam ich ständig mit ihm<br />
zusammen.<br />
Wir gin gen im mer in ein Cafe, wo er<br />
sich im mer et was kau fen durf te, denn er<br />
selbst hat te ja kein Geld. Ein mal sag te<br />
er zu mir, ich soll te ihm Geld ge ben,<br />
weil er sich eine Pi rosch ka kau fen woll -<br />
te. Er woll te sie gar nicht wirk lich, son -<br />
dern ihm fiel auf, dass uns dau ernd ein<br />
Mann be ob ach te te, und er nahm an,<br />
dass es ein Spit zel sein wür de. Er woll te<br />
nach vor ne ge hen, und ich soll te mich<br />
un auf fäl lig nach die sem Mann um se -<br />
hen. Ich schau te mich um und be merk -<br />
te, dass es der <strong>Franz</strong>l ge we sen war.<br />
Es hieß ja im mer schon, dass ich ir -<br />
gend wo ei nen rus si schen Mann ha ben<br />
müsste, weil ich jedes Wochenende<br />
weg fuhr und im mer zur sel ben Zeit wie -<br />
der heim kam, des halb fuhr mir der<br />
<strong>Franz</strong>l nach und schau te sich das an.<br />
Dann setz te er sich zu uns. Der Kar li<br />
sag te ab dem Mo ment nicht mehr Mama<br />
zu mir, son dern nur mehr Ge nos sin<br />
Mirl. Der <strong>Franz</strong>l er kann te so fort die<br />
Ähnlichkeit. Karli benannte immer meine<br />
Mut ter, also sei ne Groß mut ter als<br />
Mut ter le und ich war im mer das An nerl.<br />
So kam ich dann ei gent lich mit dem<br />
<strong>Franz</strong> zu sam men. Es gab über mich sehr<br />
vie le Nie der schrif ten noch vom Schutz -<br />
bund. Der <strong>Franz</strong>l er kun dig te sich über -<br />
all und er fuhr so sehr viel, das heißt, er<br />
wuss te dann schon mehr über mich als<br />
ich selbst von mir wuss te. Ich glau be,<br />
dass die Schutz bünd ler auch<br />
übertrieben hatten.<br />
Ich hat te ein mal gro ße Pro ble me und<br />
muss te mit je man den da rü ber re den,<br />
des halb ging ich zum <strong>Franz</strong>l, der mir<br />
vieles ausredete, der sagte, dass nicht<br />
je der gleich wäre, und dass die Men -<br />
schen un ter die ser Zeit sehr lei den wür -<br />
den. Wir gin gen dann öf ters mit ein an -<br />
der spa zie ren. So ka men wir dann zu -<br />
sammen.<br />
Ich hat te ein Zim mer für mich al lei -<br />
ne, weil ich die ein zi ge Frau war. Au -<br />
ßer dem war die Han si dort, die mit dem<br />
Fall schirm ab ge sprun gen war. Das war<br />
irgendwie dem Karli seine zweite<br />
Mami. Sie hat te ei nen Mann mit ei nem<br />
Kind.<br />
In der Schu le wa ren wir un ge fähr<br />
zwei ein halb Jah re. Im Jän ner 1938 kam<br />
ich nach Hau se, am 15. Fe bru ar ent band<br />
ich den Hel muth. Ich war hoch schwan -<br />
ger zu rüc kge fah ren. Ich kam in Qua ran -<br />
tä ne, nur der <strong>Franz</strong>l durf te zu mir kom -<br />
men. In der Tsche cho slo wa kei über -<br />
nahm mich der Hon ner, der nach schau -<br />
te, ob ich nicht et was mit ge nom men<br />
hat te, aber ich hat te trotz dem et was mit<br />
für den Hirsch Ber ti. Er hei ra te te die<br />
Menz Pep pi. Die saß ein mal mit mir.<br />
Ich fuhr heim, der <strong>Franz</strong> kam im<br />
März nach Prag, dann ging er kurz nach<br />
Brunn und mel de te sich dort als ös ter -<br />
rei chi scher Flücht ling. Ich weiß noch,<br />
dass der Vati, der Pu schmann, ein mal<br />
zu mir ge kom men war und sag te, dass<br />
er den Alex - den <strong>Franz</strong>l - nicht fin den<br />
konn te, aber ich konn te ihm nicht hel -<br />
fen. Das war 1938. Der <strong>Franz</strong> kam dann<br />
mit dem Point ner nach Dres den, nach -<br />
dem sie in Prag ver haf tet wor den wa -<br />
ren.<br />
Es wur de sehr schnell in Linz be -<br />
kannt, dass der <strong>Franz</strong>l in Prag ver haf tet<br />
wor den war, und die gan zen Sport ler,<br />
wo die meis ten Nazi ge wor den wa ren,<br />
setz ten sich da für ein, dass der <strong>Franz</strong>l<br />
nach Österreich überstellt wurde.<br />
Der <strong>Franz</strong>l hat te es mir er zählt, dass<br />
ei nes Ta ges ein Mann in sei ne Zel le<br />
kam, nach sei nen Fin gern frag te, sei nen<br />
fal schen Pass zer riss und das Geld, das<br />
<strong>Franz</strong>l hat te, ein stec kte und zu ihm sag -<br />
te, dass er ei gent lich auf der an de ren<br />
Sei te kämp fen soll te und sich ein set zen,<br />
und dass er nach Ös ter reich über stellt<br />
wür de. Mit Be glei tung wur de er nach<br />
Ös ter reich ge schickt, ins Kol ping haus.<br />
Er wur de vor ge führt, aber es wa ren kei -<br />
ne Un ter la gen da, wes halb sie ihn frei -<br />
las sen muss ten, und wir konn ten<br />
heiraten.<br />
Ich war da mals in Wien. Er schrieb<br />
mir, dass er frei wäre. Er such te sich<br />
Seite 7<br />
eine Ar beit und konn te wie der dort ar -<br />
bei ten, wo er an ge fan gen hat te, bei der<br />
EBG. Er schrieb, dass er eine Ar beit<br />
hät te, dass alle Wege ge si chert wä ren<br />
und wir hei ra ten könn ten. Er kam nach<br />
Wien, wo wir dann hei ra te ten. Gleich<br />
nach der Hoch zeit fuhr ich mit ihm nach<br />
Linz zu rück. Bei mei ner Schwä ge rin,<br />
der Ma rek Pol di, hat ten wir die Ta fel.<br />
Der Stre cha Wal li war mein Bei stand,<br />
der Ma rek Lois war dem <strong>Franz</strong>l sein<br />
Bei stand. Wir zo gen in die da ma li ge<br />
Ring stra ße - heu ti ge Gru ber stra ße - ein.<br />
Der Hon ner hat te mich sechs Mo na te<br />
kalt ge stellt ge habt, aber dann ar bei te te<br />
ich wie der. Dann ar bei te te ich mit dem<br />
Tul lan Wal ter. Ich war die zwei te in der<br />
ös ter rei chi schen Lei tung, und ich muss -<br />
te noch eine zwei te Lei tung zu sam men -<br />
stel len. Au ßer dem hat te ich eine jü di -<br />
sche Ärz tin da bei, die Be ne dikt.<br />
Ein mal kam die Hel la Pu schmann zu<br />
mir. Mit dem Tul lan traf ich mich im<br />
Kaf fee Stadt park, dann gin gen sie hoch,<br />
und ich zog mich zu rück. Als die Pu -<br />
schmann zu mir kam, sag te sie, dass alle<br />
auf mich war ten wür den, was denn mit<br />
mir los wäre. Ich sag te zu ihr, dass sie<br />
nicht schnell ge nug ver schwin den<br />
könn te, dass ich mich schon mel den<br />
wür de, wenn es wie der gin ge, aber zu<br />
die ser Zeit hat te ich nicht ge wusst, wie<br />
ich dran wäre.<br />
Aber der Pu schmann woll te, dass ich<br />
nach Prag käme, aber mein Pass war<br />
schon ab ge lau fen. Ich woll te zur Ge sta -<br />
po und sa gen, dass ich nach Zel pau fah -<br />
ren müss te, dort hat te ich ei nen Cou sin.<br />
Ich schrieb ihm ei nen Brief, dass er mir<br />
schrei ben soll te, dass ich zur Ent bin -<br />
dung sei ner Frau kom men soll te. Sie<br />
stand wirk lich vor der Ent bin dung. Mit<br />
sei nem Brief und dem ab ge lau fe nen<br />
Pass ging ich auf die Ge sta po. Die Ge -<br />
sta po sag te, ich soll te mir gleich ei nen<br />
fri schen Pass neh men, und er ließ mich<br />
dort hin fah ren. Au ßer dem ließ ich<br />
gleich den Hel muth in den Pass ein tra -<br />
gen, weil ich ihn mit neh men woll te. Ich<br />
fuhr na tür lich nicht zu mei nem Cou sin,<br />
son dern fuhr nach Prag<br />
Mit mei nem Sohn stieg ich in Prag<br />
aus und ging zu der Mut ter der Ös ter rei -<br />
cher, die mich in ein Zim mer führ te, wo<br />
der Vati, der - Alex (<strong>Franz</strong>l) und noch<br />
zwei Ge nos sen, ei ner der Point ner, sas -<br />
sen. Der Hel mut war da mals 10 Mo na te<br />
alt, und der <strong>Franz</strong>l sah ihn zu die sem<br />
Zeit punkt das ers te Mal. Das war im<br />
De zem ber 1938. Ich blieb zwei oder<br />
drei Wo chen. Wir wa ren schon an nek -<br />
tiert. Ich schrieb ihm vor her schon im -<br />
mer und schrieb ihm auch, dass ich ver -<br />
folgt wür de. Sie woll ten ein fach wis sen,<br />
wer der Va ter die ses Kin des war. Ich<br />
sag te im mer, dass es ein Kind der Lie be<br />
wäre. Ich sag te im mer, dass ich nicht<br />
wüss te, wer der Va ter wäre, dass ich