Franz Haider (1907-1968) - KPà Oberösterreich
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Seite 8<br />
den Na men ver ges sen hät te, aber dass<br />
ich ei nes ge nau wüss te, dass der Va ter<br />
kein Jude war.<br />
Ich erzählte ihnen alles, alles über<br />
die Leu te, die hoch ge gan gen wa ren,<br />
auch dass die Hel la zu mir ge kom men<br />
war und ver lang te, dass ich nach Prag<br />
fah ren soll te. Ich er zähl te auch, wie ich<br />
es schaff te, nach Prag zu fah ren. Ich<br />
wuss te, dass ich noch nicht be ob ach tet<br />
wur de und dass ich ru hig ar bei ten konn -<br />
te, das war sehr wich tig.<br />
Die Mutter der Österreicher stellte<br />
uns ein Schlaf zim mer zur Ver fü gung,<br />
und der Bub schlief zwi schen uns, denn<br />
er konn te nicht al lei ne schla fen, er<br />
muss te im mer bei mir lie gen. Wir ka -<br />
men auch mit dem Stei ner <strong>Franz</strong> zu sam -<br />
men, ein tsche chi scher Stu dent, und sei -<br />
ner Frau, die auch stu dier te. Sie hat ten<br />
ein Zim mer, wo im mer alle zu sam men -<br />
ge kom men wa ren. Bei ih nen konn te ich<br />
den Bu ben ba den.<br />
Der Vati und der <strong>Franz</strong>l be schlos sen<br />
dann, wie ich weiterzuarbeiten hätte.<br />
Mit der Kras nitz ki kam ich zu sam men,<br />
mit der sollte ich weiterarbeiten. Sie<br />
hatte als Gewerkschafterin die ganzen<br />
gro ßen Be trie be in Wien über. So hat ten<br />
wir dann die Lei tung schon ziem lich zu -<br />
sam men. Es wur de noch al les be spro -<br />
chen, was ich zu tun und zu ar bei ten<br />
hät te, dann fuhr ich zu rück und stieg in<br />
die Ar beit ein. Bei den Flo rids dor fern<br />
war einer, der im Zentralkomitee war,<br />
der <strong>Franz</strong> war in der Lei tung und ein<br />
paar an de re. Ich such te mir mei ne Leu -<br />
te, von de nen ich ge wusst hat te, dass sie<br />
gut wa ren. (Turner <strong>Franz</strong>)<br />
Ich be kam auch an de re dazu, zum<br />
Bei spiel ei nen Stra ßen bah ner, dann den<br />
Srch, den Se bek, das war auch ein gu ter<br />
Bursche. So arbeiteten wir zusammen,<br />
und so hat te ich die Lei tung bei sam -<br />
men. In der Fa vo ri ten stra ße ka men wir<br />
zu sam men, der Vati kam auch vor bei,<br />
der half auch mit. Er über prüf te die Lei -<br />
tung, und er kam zu dem Er geb nis, dass<br />
es rich tig ge we sen war, wie ich es ge -<br />
macht hat te.<br />
Ei ner war da bei, ein Trotz kist, der<br />
sag te, dass sie sich von ei ner Frau be -<br />
vor mun den las sen müss ten. Der Leo<br />
Frit sche war auch da bei. Er brach te ein<br />
Flug blatt he raus. Ich schau te den Vati<br />
an und sag te, dass das kein Flug blatt<br />
wäre.<br />
Dem <strong>Franz</strong> und mir mach te die Schu -<br />
le sehr viel Freu de. Als er zu rüc kkam<br />
hat te er bis zu sei ner Ver haf tung die<br />
Funk ti on des Se kre tärs vom Teufl<br />
Sepp. Das war in Ös ter reich. In der<br />
Tschechei machte er Grenzarbeit, ich<br />
weiß es zwar nicht, aber ich glau be,<br />
dass er in der Tsche chei auch eine<br />
Funk ti on hat te, da er ja mit dem Vati<br />
gearbeitet hatte. Den Altrichter lernten<br />
wir auf der Schu le ken nen, er war<br />
Kreis se kre tär in Bud weis.<br />
Ich traf mich ein mal mit dem Vati,<br />
der mir sag te, dass der <strong>Franz</strong>l un auf -<br />
find bar wäre, und dass ich aufs<br />
schlimms te ge fasst sein müss te. Der<br />
<strong>Franz</strong>l ging mit dem Point ner in Prag<br />
spa zie ren, wur de ab ge fan gen und es<br />
wur de ein Pass bei ihm ge fun den. Der<br />
<strong>Franz</strong>l soll te nach Eng land, er woll te<br />
aber nach Ös ter reich. Der Point ner<br />
woll te auch nach Ös ter reich, auch nicht<br />
nach Eng land. Des halb hat ten sie sich<br />
ge trof fen. Es war Stand recht. Es war<br />
Raz zia. Der Pass und das Geld wur den<br />
ge fun den, des halb wur den sie gleich<br />
verhaftet.<br />
Die bei den ka men nach Dres den. Als<br />
er ver hört wur de in ei nem Zim mer,<br />
woll te er, wenn die Türe auf ging, beim<br />
Fens ter hin aus sprin gen und gleich flie -<br />
hen. Die Türe ging auf, aber der Mann<br />
stürz te gleich auf den <strong>Franz</strong>l, und sie la -<br />
gen bei de auf dem Tisch. Der Ge sta po -<br />
mann sag te, dass er nach Ös ter reich<br />
müss te, dass ihm dort der Pro zess ge -<br />
macht wür de. So ähn lich muss es ge we -<br />
sen sein. Ich glau be nicht, dass er dort<br />
ge schla gen wor den war, aber ganz si -<br />
cher weiß ich es nicht. Der Point ner<br />
wur de un heim lich ge schla gen.<br />
Sie woll ten den Hai der <strong>Franz</strong> er -<br />
schla gen, er woll te sich ver tei di gen und<br />
zog ei nen Ge sta po mann über den Tisch.<br />
Bei de la gen über dem Tisch. Dann kam<br />
der Chef und sag te, er sol le sich zu sam -<br />
men pa cken. Dann wur den ihm Pass und<br />
Geld weg ge nom men. Er kam nach Ös -<br />
terreich, wo sie keine Unterlagen über<br />
ihn ge fun den hat ten. Die wa ren alle ver -<br />
nich tet. Wir hei ra te ten am 2. März<br />
1940.<br />
Ei nes Ta ges kam ein Brief, dass ich<br />
nach Wien fah ren soll te. Ich nahm mei -<br />
nen Sohn, fuhr nach Wien und brach te<br />
mei nen Sohn zur Mut ter. Die Woh nung<br />
ge hör te ei gent lich mir, aber be vor ich<br />
damals weggefahren war, überschrieb<br />
ich die Woh nung auf mei ne Mut ter, da -<br />
mit sie sie nicht hin aus schmei ßen konn -<br />
ten, wenn irgendetwas geschehen wäre.<br />
Ich wohn te im mer mit mei ner Mut ter<br />
zusammen.<br />
Als wir im Ge fäng nis wa ren, durf ten<br />
wir nur alle vier Mo na te schrei ben und<br />
alle vier Monate Besuch bekommen.<br />
Nach der Ver haf tung sa hen wir uns<br />
neun Mo na te nicht. Ich be kam da mals<br />
nur zwei Hie be, aber ich sah die Ster ne<br />
und die Zäh ne wa ren ein ge schla gen,<br />
Als ich in die Zel le kam, rann mir das<br />
Blut run ter. Ein sehr net ter Poli zist<br />
wisch te mir das ge stoc kte Blut ab und<br />
zog mei ne Zäh ne he raus. Zu die sem<br />
Zeit punkt war mir schon al les egal. Ich<br />
war in ei ner klei nen Zel le mit ei ner 300<br />
Watt Bir ne, denn ich war ja blind bzw.<br />
ge blen det, als ich he raus kam. Das Ge -<br />
wand wur de zwar ge wa schen, aber es<br />
war um den Hals noch ganz blu tig. Das<br />
Ge wand wur de dann mei ner Mut ter<br />
nach Hau se ge schickt, und alle glaub -<br />
ten, ich sei schon geköpft worden.<br />
In Linz wohn te ich zu sam men mit<br />
meiner Schwiegermutter, mit dem<br />
<strong>Franz</strong>l und mei nem Sohn. Den Brief be -<br />
kam ich da mals vom Pu schmann aus<br />
Wien. An ei nem be stimm ten Tag muss -<br />
te ich nach Hüt tel dorf fah ren, die Hel la<br />
war te te mich ab, und wir tra fen den<br />
Vati in sei nem Haus. Er sag te, dass ich<br />
eine schwere Arbeit übernehmen müss -<br />
te. Bis dort hin hat te ich ja nur die Antifa-Front<br />
auf ge baut.<br />
Be vor ich noch in die Sow jet union<br />
ge kom men war, mach ten wir ei ni ge op -<br />
ti sche Ak tio nen, zum Bei spiel häng ten<br />
wir ein mal den Doll fuß auf ei nen Gal -<br />
gen ge hängt und auf ge hängt. Zwei<br />
Tage hing die ses Pla kat, weil sie es<br />
nicht he run ter brach ten. Von über all her<br />
ka men die Leu te, um die ses Pla kat zu<br />
se hen. 28 Mann wa ren da und ver such -<br />
ten, das Pla kat he run ter zu ho len. Sie<br />
glaub ten, dass eine Bom be oben wäre.<br />
Wir ha ben recht ge lacht.<br />
Mei ne Mut ter war zwar eine recht<br />
tap fe re Frau, aber sie sag te trotz dem, als<br />
ich da mals nach Wien kam, dass ich<br />
jetzt schon wie der an fin ge, ich soll te es<br />
doch las sen. Aber ich er wi der te ihr,<br />
dass ich müss te, dass ich nicht an ders<br />
könn te. Sie woll te halt nicht dass es mir<br />
schlecht gin ge.<br />
Mit der Hel la und dem Vati fuh ren<br />
wir dann in die Fa vo ri ten stra ße, wo ich<br />
den Sche beg, den Srch, Frit sche, Sturm,<br />
Libetz getroffen hatte. So waren wir<br />
beisammen. Die Leitung musste zusammengestellt<br />
werden. Der Turner Walter<br />
war hoch ge gan gen. Ich bau te das auf<br />
und muss te noch an de re Leu te da zu ge -<br />
ben. Den <strong>Franz</strong>l aus Flo rids dorf, Mei er<br />
Adi gab ich dazu. Bei die ser Sit zung<br />
wur den zwei Fra gen auf ge wor fen. Der<br />
Li betz und der Sturm wehr ten sich, dass<br />
das eine Frau ma chen soll te. Das zwei te<br />
war, dass ich eine Phio le ho len soll te.<br />
Ich tat es nicht gern, weil Le nin sag te,<br />
dass in die Parteiarbeit keine Sabotage<br />
kom men dürf te, aber dass sie sa hen,<br />
dass ich nicht fei ge war, tat ich es. Die<br />
Phio le über gab ich dem Ossi, aber sie<br />
ist nicht mehr auf ge taucht. (Phio le,<br />
Glasbehälter mit Gift-Gas)<br />
Dann fuhr ich mit mei nem Sohn wie -<br />
der nach Linz und sag te, dass ich nach<br />
Wien ar bei ten gin ge. Der <strong>Franz</strong>l war<br />
ein ver stan den. Nach der Ak ti on mit der<br />
Phio le gin gen dann ei ni ge hoch. Auch<br />
ich wur de von die sem Zeit punkt an be -<br />
ob ach tet. Be merkt habe ich es des halb,<br />
weil ich in der Stra ßen bahn eine Frau<br />
aus mei nem Haus traf, sie stand, ich<br />
sass, wir grü ß ten uns nur, und nach die -<br />
ser Be grü ßung be merk te ich schon, wie<br />
sie be ob ach tet wur de, also war es für