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Franz Haider (1907-1968) - KPÖ Oberösterreich

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USA kom men tar- und kon se quenz los<br />

zur Kennt nis ge nom men wur de. (Un se -<br />

re Welt, No vem ber 1946, S. 24 ff; der<br />

Verfasser beschäftigte sich vor allem<br />

mit der un aus ge wo ge nen so zia len<br />

Struk tur der USA, wo bei er be son ders<br />

die ras si sche Dis kri mi nie rung der Ita -<br />

liener als Beispiel herausarbeitete und<br />

auch nä her auf vor han de ne an ti se mi tis -<br />

tische Tendenzen einging. Im Dezember<br />

1946, S. 21 ff wur de der Grund ton<br />

der Artikelserie „Amerikanische Tatsachen“<br />

et was ge mä ßig ter, wenn auch die<br />

„Benachteiligung“ der Neger kritisiert<br />

wur de.)<br />

Der überaus kritisch gehaltene Bericht<br />

war in dem so zia lis ti schen Ju gend -<br />

magazin „Unsere Welt“ erschienen,<br />

wur de von den Ame ri ka nern aber nicht<br />

ein mal vor das Sub-Com mit tee for<br />

Press and En ter tain ment in der Al li ier -<br />

ten Kom mis si on ge bracht, wie es die<br />

ISB ge for dert hat te, um den treu es ten<br />

Ver bün de ten in der ideo lo gi schen und<br />

pro pa gan dis ti schen Kon fron ta ti on mit<br />

der Sow jet union, die SPÖ, nicht zu des -<br />

avou ie ren und da mit der kom mu nis ti -<br />

schen Propaganda Material für antiameri<br />

ka ni sche An grif fe zu lie fern. (In tern<br />

hat te aber die SPÖ wahr schein lich<br />

selbst Kon se quen zen ge setzt, denn nach<br />

der zwei ten Num mer im De zem ber<br />

1946 wur de das Ju gend ma ga zin „Un se -<br />

re Welt“ ein ge stellt.)<br />

Auslegung der Pressefreiheit<br />

Ungeklärt ist, ob der umstrittene<br />

Aufsatz von einem emigrierten Öster -<br />

rei cher ge schrie ben wur de, oder ob der<br />

ver ant wort li che Re dak teur der Aus ga -<br />

be, Pe ter Stras ser, wie er spä ter mit teil -<br />

te, den Ar ti kel ver fasst hat te. (NA-RG<br />

260/888/Fol der: Un se re Welt, La due an<br />

De pu ty US High Commissioner-Memo,<br />

17. Fe bru ar 1947. Ganz aus ge schlos sen<br />

ist es aber nicht, dass der in kri mi nier te<br />

Artikel von einem emigrierten Österrei -<br />

cher ge schrie ben wur de oder dass zu -<br />

min dest In for ma tio nen an Stras ser ge -<br />

lang ten, da er sehr eng mit dem US-Le -<br />

gal Of fi cer und So zia lis ten Dr. Jo sef T.<br />

Si son be freun det war.)<br />

Der totale Antikommunismus sollte<br />

bei vereinzelten kritischen Stimmen aus<br />

dem La ger der Ver bün de ten nicht auf -<br />

ge ge ben wer den und hat te 1946/1947<br />

absolute Priorität erlangt. In erster Linie<br />

wollte das amerikanische Oberkomman<br />

do in Ös ter reich den Kom mu nis -<br />

mus auf pro pa gan dis ti scher Ebe ne tref -<br />

fen, wann und wo im mer es mög lich<br />

war. Die sem Ziel muss ten sich die noch<br />

immer gültigen presserechtlichen Bestim<br />

mun gen, die die ISB an satz wei se<br />

durch zu set zen ver such te, un ter ord nen<br />

und wur den in der Pra xis für An ti kom -<br />

mu nis ten auf ge ho ben, so weit jene in<br />

das po li ti sche Kon zept der US-Be sat -<br />

zungs macht pass ten.<br />

In lo gi scher Kon se quenz stell te sich<br />

da her die Fra ge, ob die Be stim mun gen<br />

in der „Deklaration über die Pressefrei -<br />

heit in Ös ter reich“ von 1. Ok to ber 1945<br />

über haupt noch gel ten soll ten, oder ob<br />

sie nicht die an ti kom mu nis ti sche und<br />

an ti sow je ti sche Pro pa gan da hin der ten,<br />

da laut Ar ti kel 1 Abs. c die de mo kra ti -<br />

sche Pres se „von der Ver öf fent li chung<br />

böswilligen Materials abstehen soll,<br />

welches gegen die Besatzungsmächte<br />

oder eine der sel ben ge rich tet ist und den<br />

Zweck ver folgt, Zwie spalt zwi schen<br />

den Al li ier ten zu säen oder das Miss -<br />

trau en und die Feind schaft des ös ter rei -<br />

chi schen Vol kes ge gen die Be sat zungs -<br />

mäch te oder eine der sel ben oder ge gen<br />

die Trup pen in Ös ter reich zu er zeu gen“.<br />

Die se Form der kon trol lier ten Pres -<br />

sefreiheit, der de jure politische Neutra -<br />

li tät ver ord net wor den war - so weit sie<br />

die Interessen der Alliierten in Osterreich,<br />

aber auch im Aus land be traf -,<br />

stör te nicht nur Os car Pol lak, der das<br />

Privileg der Alliierten auf die Darstel -<br />

lung in ter al li ier ter Kon flik te un be dingt<br />

bre chen woll te, son dern auch den Lei ter<br />

der In tel li gen ce Coor di na ti on, Kretz -<br />

mann. Wäh rend Pol lak eine „Selbst be -<br />

auf sich ti gung“ der ös ter rei chi schen<br />

Pres se und eine da mit von den Al li ier -<br />

ten un ab hän gi ge Pres se frei heit an streb -<br />

te, woll te Kretz mann das De kret aus an -<br />

de ren Grün den „be sei ti gen“: Für ihn re -<br />

präsentierten die alliierten Pressevor -<br />

schrif ten in ers ter Li nie nicht eine Ein -<br />

schrän kung der Sou ver äni tät des „be -<br />

freiten“ Österreichs, sondern ein Hin -<br />

der nis auf dem Weg zu ei ner ef fek ti ve -<br />

ren, weil to ta len ideo lo gi schen Kriegs -<br />

füh rung ge gen die sow je ti sche Be sat -<br />

zungs macht.<br />

Beginnender "Kalter Krieg"<br />

Ar ti kel 1c des De krets vom 1. Ok to -<br />

ber 1945, das fast zur Gän ze auf ei nem<br />

ame ri ka ni schen Ent wurf ba sier te, hin -<br />

der te sei ner Auf fas sung nach noch zahl -<br />

rei che ÖVP- und SPÖ-nahe Zei tun gen,<br />

voll auf eine an ti kom mu nis ti sche und<br />

an ti sow je ti sche Li nie um zu schwen ken.<br />

Daher sollten Artikel in kommunisti -<br />

schen Pub li ka tio nen über Miss stän de,<br />

die durch US-Be sat zungs trup pen ver ur -<br />

sacht wor den wa ren, zum An lass ge -<br />

nom men wer den, um de ren Ver ur tei -<br />

lung im Al li ier ten Rat zu for dern.<br />

Da dies je doch die Sow jets mit ab so -<br />

lu ter Si cher heit eben so ab leh nen wür -<br />

den wie die Ame ri ka ner die For de rung<br />

der Sow jets nach Ent las sung Pol laks,<br />

soll te das De kret ge mein sam für nutz los<br />

er klärt und die Auf he bung der re strik ti -<br />

ven Be stim mun gen durch ge setzt wer -<br />

ten. Mit diesem raffinierten Schachzug<br />

soll te den Sow jets auf je den Fall ge -<br />

scha det wer den, denn ent we der stimm -<br />

Seite 21<br />

ten sie ei ner Auf he bung zu, was eine<br />

ver stärk te an ti sow je ti sche Pro pa gan da<br />

in den Print me dien der Koa li tions par -<br />

tei en zur Fol ge hät te, oder sie lehn ten<br />

den ame ri ka ni schen An trag, der pa the -<br />

tisch und schein bar de mo kra tisch-li be -<br />

ral for mu liert war, ab, was sie aber zum<br />

Gegner der Pressefreiheit stempelte.<br />

Der Vor schlag wur de wirk lich im Al li -<br />

ier ten Rat durch ge zo gen, doch stell ten<br />

sie nicht nur die völ lig per ple xen Sow -<br />

jets, son dern auch die Bri ten ge gen die<br />

US-Initiative.<br />

Es ist wich tig, dass der for mal ein -<br />

wand freie An trag der Ame ri ka ner auf<br />

Gewährung echter Pressefreiheit - unter<br />

.Beachtung der österreichischen Geset -<br />

ze - nicht als selbst lo ser Schritt zur Ver -<br />

wirk li chung ei ner de mo kra ti schen, plu -<br />

ra lis ti schen und un ab hän gi gen Pres se<br />

gedeutet werden darf. Diese scheinbare<br />

Pressefreiheit sollte mithelfen, die zu<br />

jenem Zeitpunkt verstärkt lancierten an -<br />

ti ame ri ka ni schen Ar ti kel durch an ti -<br />

sow je ti sche Be rich te in nicht-kom mu -<br />

nistischen österreichischen Parteizeitun<br />

gen zu kom pen sie ren.<br />

Wäh rend be reits 1945 der Be griff<br />

„Pressefreiheit“ durch alliierte Beschrän<br />

kun gen und eine an fangs - vor al -<br />

lem in der US-Besatzungszone Westös -<br />

ter reichs - ri go ros ge hand hab te Nach -<br />

zensur keineswegs österreichbezogen<br />

und un ab hän gig, son dern „un po li tisch<br />

von den Alliierten interpretiert worden<br />

war, so hat te auch 1947 der Ter mi nus<br />

nicht jene Be deu tung, die ihm heu te zu -<br />

kommt: Die österreichische Presse, die<br />

auf grund der da ma li gen Er fah run gen<br />

als groß teils pro-west lich und an ti kom -<br />

mu nis tisch ein ge ord net wer den konn te,<br />

sollte nicht von der alliierten Kontrolle<br />

be freit wer den, son dern zur Stär kung<br />

der an ti kom mu nis ti schen Pro pa gan da<br />

die nen. Die po li ti schen Ent wic klun gen<br />

hätten eine Neutralität österreichischer<br />

Print me dien, die auch heu te noch als re -<br />

la tiv und kei nes falls ab so lut an ge se hen<br />

wer den kann, bis 1955 nie mals zu ge las -<br />

sen.<br />

Steigerung antikommunistischer<br />

Propaganda<br />

1947 be ab sich tig ten die Ame ri ka ner<br />

die Auf he bung al ler pres se recht li chen<br />

Restriktionen nicht als logische Fortset -<br />

zung ih rer ree du ka tions po li ti schen<br />

Über le gun gen, die 1945 zur tem po rä ren<br />

Über wa chung der ös ter rei chi schen Zei -<br />

tun gen ge führt hat ten, son dern sie woll -<br />

ten Frei heit zur Stei ge rung der an ti kom -<br />

mu nis ti schen Pro pa gan da, denn die<br />

Mehr zahl der Print me dien war be reits<br />

prowestlich determiniert. Diese Prämis -<br />

se er mög lich te es auch der US-Besat -<br />

zungs macht, schein bar völ lig un ei gen -<br />

nüt zig eine Auf he bung der al li ier ten<br />

Kon trol le zu for dern. Zwar konn ten sie

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