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4/2009 - Coburger Convent

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Juli 1944) oder die Stadt Schweidnitz<br />

mit ihrer berühmten Friedenskirche<br />

(Welt-Kulturerbe), wo der Schwiegervater<br />

unseres Seniors AH Gladisch<br />

einst als Pfarrer Dienst tat.<br />

Eine Stadtrundfahrt in Breslau<br />

›Auf den Spuren der Vandalen‹<br />

trifft – abgesehen vom Besuch der<br />

Jahrhunderthalle – immer wieder auf<br />

einen Mittelpunkt: das Rathaus mit<br />

dem Schweidnitzer Keller und der<br />

›Bucht‹. Dabei wird die Nähe zur Universität<br />

und zum ersten Vandalenhaus<br />

in der Werderstraße sichtbar, obwohl<br />

davon nur unbebautes und verwildertes<br />

Brachland übriggeblieben ist.<br />

Fechterbrunnen und Aula Leopoldina<br />

bleiben eindrucksvolle Glanzlichter<br />

Breslauer Studentenlebens, deren Besichtigung<br />

mit Erinnerungen beladen<br />

ist und erfreulicherweise heute jedem<br />

Nostalgie-Touristen offen steht und<br />

mit Kommentaren ohne historische<br />

Streitpunkte begleitet wird. Im sakralen<br />

Bereich der Stadt, auf Dominsel<br />

und Domplatz, hat unsere Heidelberger<br />

Zähringergruppe sicher mehr Zeit<br />

zugebracht als die alten Vandalen vor<br />

150 Jahren und später!<br />

Zu einer gelungenen Überraschung<br />

wurde der Besuch des letzten Vandalenhauses<br />

in der ehemaligen Novastraße,<br />

wenn auch leider nicht allen möglich,<br />

da die gesamte Reisegesellschaft<br />

zu groß für eine Führung gewesen<br />

wäre. Schade, denn das von zahlreichen<br />

Bildern uns allen wohlbekannte<br />

Äußere des Hauses wurde nun ergänzt<br />

durch einen Blick in das Innere unseres<br />

einstigen Korporationshauses.<br />

Der heutige Besitzer, ein polnischer<br />

Architekt, hat das Anwesen vom polnischen<br />

Staat erworben, der vorher<br />

ein Forstamt dort untergebracht hatte.<br />

Einzelne Teile, wie die große Kneipe<br />

in der 1. Etage sind zu zweckentsprechenden<br />

Büroräumen umgestaltet,<br />

viele Details der Innenausstattung<br />

lassen aber durchaus noch den Stil der<br />

Gründerjahre erkennen und sind mit<br />

historischem Verständnis restauriert<br />

worden: der Eingangsbereich mit Marmorfliesen,<br />

das Kaminzimmer, der<br />

Turm , Wandverkleidungen aus Holz,<br />

alle Stuckdecken, Glasfenster, einzelne<br />

alte Möbelstücke findet man ergänzt<br />

durch geschmackvolle Einrichtungsgegenstände<br />

aus Stahl und Glas.<br />

Insgesamt bleibt der beruhigende<br />

Eindruck von einem Hausherrn, der<br />

uns nicht nur sehr zuvorkommend begrüßt<br />

und herumgeführt hat, sondern<br />

auch seine Freude – und die seiner<br />

Frau – an der Pflege und Erhaltung<br />

innenarchitektonischer Zeitbezüge<br />

gezeigt hat. Nostalgiefotos aus unserem<br />

Archiv, die wir als Gastgeschenk<br />

eingepackt hatten, zierten dort bereits<br />

vergrößert und gerahmt die Wände!<br />

Peter Kästner hat den Architekten<br />

zu einem Gegenbesuch auf unser Haus<br />

nach Heidelberg eingeladen. Vielleicht<br />

kommt er wirklich einmal zu uns<br />

und bewundert das Schloß und den<br />

Neckar, so wie wir Heidelberger die<br />

nahezu mediterrane Atmosphäre am<br />

Ring in Breslau auf uns wirken lassen<br />

konnten.<br />

Noch einmal herzlichen Dank allen<br />

drei Organisatoren und auch dem<br />

Dolmetscher, der uns vier Tage begleitet<br />

hat, für eine gelungene, mit<br />

gründlichen Erläuterungen angereicherte<br />

Reise in Vergangenheit und Gegenwart<br />

unserer schlesischen Heimat.<br />

Denn die Ganztagstour am Samstag<br />

ging in alte und neue touristische Attraktionen<br />

des landschaftlich so herrlichen<br />

Riesengebirges. Wir erlebten<br />

Hirschberg mit seinen Kirchen und<br />

schönen Arkaden am Markt, besuchten<br />

die hölzerne Kirche Wang und<br />

sahen dort den Aufstieg zur Schneekoppe<br />

vor uns liegen; wir besichtigten<br />

Gerhart Hauptmanns pompöses ›Haus<br />

Wiesenstein‹ in Agnetendorf und<br />

aßen zum Schluß in einem gemütlichen<br />

Ski-Touristen-Lokal in Krummhübel<br />

(heute Karpacs) zu Abend. Zumindest<br />

dem Namen nach sind diese<br />

Orte heute wie früher vielen bekannt<br />

und wurden von manchem Teilnehmer<br />

unserer Gruppe nicht zum ersten<br />

Mal angesteuert. Mit zunehmender<br />

touristischer Erschließung des Ostens<br />

werden auch sie mehr und mehr an<br />

Beliebtheit gewinnen und Grenzen<br />

überbrücken helfen.<br />

Hans Kästner II,<br />

Zaringia v. m. Vandalia<br />

In Erinnerung gerufen<br />

Das alte Lied vom<br />

Schweidnitzer Keller<br />

Du hast dein Schloß,<br />

Altheidelberg,<br />

Dein Faß, das weltbekannte,<br />

Du hast Perkeo, deinen Zwerg,<br />

Dem stets die Kehle brannte.<br />

Dich, klingenscharfes Jena, preist<br />

Das Lied in hohen Tönen,<br />

weil du noch echten Burschengeist<br />

Bewahrt den Musensöhnen.<br />

Du, Leipzig, schufst dir Ansehn<br />

durch<br />

Den Auerbachschen Keller,<br />

Darin gezecht einst wie ein Lurch<br />

Mephisto Muskateller.<br />

Doch keine deiner Schwestern darf<br />

Dich, Brassel minder achten;<br />

Auch du führst deine Klinge scharf<br />

Und schlägst Philisterschlachten.<br />

Verschenkst ein köstlich braunes<br />

Naß<br />

Im Schweinschen Keller munter;<br />

Es rollt der Bierknecht Faß um Faß<br />

Die Treppen flott herunter.<br />

Hier herrscht bei Tage und bei<br />

Nacht<br />

Ein lustiges Zecherleben;<br />

Hier wird gesungen und gelacht,<br />

Daß rings die Wände beben.<br />

Um eichene Tische sitzen sie,<br />

Die feinsten Biergestalten,<br />

Und junge Füchslein kneipen wie<br />

Die trunkbewährten Alten.<br />

Doch Mitternacht geht um ein<br />

Spuk –<br />

Der toten Rastherrn Seelen<br />

Erscheinen, weil noch mancher<br />

Schluck<br />

Gefehlt den durstigen Kehlen.<br />

Sie lauern, ob nicht wo berauscht<br />

Ein Zecher umgesunken,<br />

Bis sie ihn rasch und unbelauscht<br />

Die Kufe ausgetrunken.<br />

Ich aber ruf’: »Komm mir nur her,<br />

Versoff’ne Galgenstricke!<br />

Und wenn es selbst der Teufel wär’,<br />

Ich brech’ ihm das Genick.«<br />

CC vor Ort<br />

CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />

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