4/2009 - Coburger Convent
4/2009 - Coburger Convent
4/2009 - Coburger Convent
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Blick vom Greifensteinturm auf die ehemaligen VC-Sportanlagen<br />
folgende Identifizierung einfach. Es<br />
handelt sich um den 1894 in Pforzheim<br />
geborenen Bildhauer Hermann<br />
Scheuernstuhl, der erst in seiner Heimatstadt,<br />
danach in Karlsruhe und<br />
München ausgebildet wurde und ab<br />
1925 die Abteilung ›Plastik‹ an der<br />
Kunstgewerbeschule Hannover leitete.<br />
Folglich finden sich vor allem<br />
dort noch heute seine Arbeiten, etwa<br />
der Fackelträger und der Fischreiter am<br />
Maschsee, der Mann mit Pferd am Hohen<br />
Ufer und mehrere Bauplastiken.<br />
Daß er sich dem nationalsozialistischen<br />
Geist verpflichtet fühlte, soll<br />
nicht verschwiegen werden, und somit<br />
sind einige seiner Arbeiten unlängst<br />
wieder in den Meinungsstreit<br />
geraten. Nach 1945 nahm er seine<br />
Lehrtätigkeit wieder auf. Für Göttingen<br />
schuf er 1959 den Märchenstein.<br />
1982 starb er in Hannover.<br />
Faszinierend ist natürlich der Blick<br />
von der Plattform des Bergfrieds, und<br />
er läßt auch die jenseits des Ortszentrums<br />
gelegenen Sportanlagen erkennen.<br />
Auch diese habe ich bereits vor<br />
der Wende besucht, als ihr Erscheinungsbild<br />
jenem der Vorkriegszeit<br />
noch näher war. Inzwischen wurde<br />
dort die Landessportschule gebaut<br />
und damit, unter Einbeziehung und<br />
denkmalpflegerischer Beachtung der<br />
Ursubstanz, ein großzügiges, modernes<br />
Sportzentrum geschaffen.<br />
Natürlich suchte ich auch den Gedenkstein,<br />
den der CC im Jahre 2000<br />
errichtet hat; er steht unversehrt, ist<br />
aber inzwischen vom Lavendel so<br />
überwachsen, daß er kaum erkennbar<br />
und die Inschrift schwer lesbar ist.<br />
Bei der Rezeption fragte ich auch<br />
nach dem VC-Gedenkraum. Die äußerst<br />
freundliche und hilfsbereite<br />
Dame wußte meine Frage sofort dem<br />
CC zuzuordnen und berichtete mir<br />
auch von jährlichen Herbsttreffen<br />
der Studenten. Ein Telephonat mit<br />
einer Kollegin bestätigte aber ihre<br />
Annahme, daß dieser Raum – sie<br />
Derzeit hinter Lavendel versteckt: Gedenkstein des VC<br />
sprach von einer ›Kanzlei‹ – ständig<br />
verschlossen sei. Das ist mir zwar verständlich,<br />
doch als Studentenhistoriker<br />
erlaube ich mir die Anregung,<br />
eine dokumentarische Darstellung<br />
der Rolle des VC in Bad Blankenburg<br />
eventuellen Interessenten zumindest<br />
auf Voranmeldung zugänglich<br />
zu machen.<br />
Denn diese Rolle ist ja alles andere<br />
als gering. Noch heute beeindruckt<br />
es, wenn man die Ausmaße der alten<br />
Sportanlagen und des im gepflegten<br />
Bauhausstil gehaltenen Turnerschafterhauses<br />
betrachtet. Und schließlich<br />
ist ja auch die an der Schwarza<br />
Steinplatte in der<br />
Stadthalle mit<br />
Signaturen von<br />
Bürgermeister und<br />
Stadtamtsdirektor<br />
und an der Bundesstraße gelegene<br />
Stadthalle von 1931, die jeder Durchreisende<br />
zwangsweise passiert, ohne<br />
den VC nicht denkbar. Sie wurde seither<br />
ständig genutzt und Anfang des<br />
neuen Jahrhunderts für 15 Millionen<br />
Euro grundlegend renoviert, wobei<br />
die Form des Baukörpers erhalten<br />
blieb. Auf den VC weist heute kein<br />
Text mehr hin, aber eine Steintafel<br />
beim Eingang nennt das Jahr der<br />
Grundsteinlegung (1930) und jenes<br />
der Sanierung (2000). Dabei finden<br />
sich auch zwei geheimnisvolle Kürzel<br />
eingemeißelt: Es sind die Signaturen<br />
des damaligen Bürgermeisters Michael<br />
Pabst und des Stadtamtsleiters<br />
Jürgen Stracke.<br />
Jedenfalls ist es imponierend zu<br />
sehen, was vor mehr als acht Jahrzehnten<br />
ein Couleurverband Großes,<br />
Ausbaufähiges und damit Bleibendes<br />
geschaffen hat.<br />
Raimund Lang<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
29