Context Nr. 5 / Mai 2013 - Zeitmanagement (PDF ... - KV Schweiz
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1:12-Initiative<br />
Umstrittenes Anliegen<br />
Die Initiative 1:12 der Jungsozialisten will die Vergütungsprinzipien auf eine fairere Grundlage<br />
stellen. Sänken die Managerlöhne, würde mehr Geld für mittlere und untere Einkommen frei,<br />
hoffen die Initianten. Die Gegner befürchten den Wegzug der Konzerne aus der <strong>Schweiz</strong> sowie<br />
Einbussen für die AHV. Von Pieter Poldervaart<br />
Die Abstimmung könnte zur Zitterpartie werden.<br />
ative «1:12» zu lancieren. Die Botschaft ist<br />
eingängig: Niemand im oberen Management<br />
soll pro Monat mehr verdienen, als<br />
der am schlechtesten entlöhnte Mitarbeiter<br />
des gleichen Unternehmens pro Jahr<br />
kassiert. Anfänglich wurde das Anliegen<br />
von Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden<br />
belächelt. Doch seit dem fulminanten<br />
Sololauf von Thomas Minder, der fast<br />
68 Prozent der Stimmenden hinter seine<br />
Abzockerinitiative scharen konnte, ist<br />
Bürgerlichen und Wirtschaft die Süffisanz<br />
vergangen. Die letzte Umfrage gibt<br />
der Initiative reelle Chancen an der Urne.<br />
Umverteilung nach unten<br />
Denn die Argumente der jungen Sozis<br />
sind eingängig: Die Managergehälter entsprächen<br />
weder dem Markt noch der Leistung,<br />
sondern seien pure Selbstbereicherung,<br />
so Kristina Schüpbach. Die Zentralsekretärin<br />
der Juso <strong>Schweiz</strong> betont,<br />
Seit ein paar Monaten fehlt er den<br />
<strong>Schweiz</strong>er Linken als Feindbild: Daniel<br />
Vasella hat Anfang Jahr Novartis und<br />
der <strong>Schweiz</strong> den Rücken gekehrt und wendet<br />
sich in den USA neuen Aufgaben zu.<br />
Doch seine eindrücklichen Bezüge von<br />
Lohn und Boni haben sich im kollektiven<br />
Gedächtnis festgesetzt. Obwohl nicht<br />
mehr CEO, sondern nur noch Verwaltungsratspräsident,<br />
bezog Vasella 2012<br />
noch immer beachtliche 13,1 Millionen<br />
Franken von seinem Arbeitgeber, 240 Mal<br />
mehr, als die am schlechtesten entlöhnte<br />
Person beim Basler Pharmamulti abgegolten<br />
wurde. Auf die angebotene Abgangsentschädigung<br />
von 72 Millionen Franken<br />
für die nächsten fünf Jahre verzichtete Vasella<br />
erst, nachdem der Deal in der Öffentlichkeit<br />
heftigste Kritik ausgelöst hatte.<br />
Nicht zuletzt die fehlende Lohngerechtigkeit<br />
bei den Pharmamultis bewog<br />
die Jungsozialisten 2009, ihre Volksinitidurch<br />
eine Vergütungspraxis, die unkontrolliert<br />
hohe Löhne zulasse, entstünde<br />
der falsche Anreiz, möglichst kurzfristig<br />
hohe Gewinne zu erzielen. Schüpbach<br />
verweist dazu auf eine Studie zum Thema<br />
«Managerlöhne in der <strong>Schweiz</strong>», die 2008<br />
am Institut für Organisation und Unternehmenstheorie<br />
der Universität Zürich<br />
erschien. Die letzten Jahre hätten illustriert,<br />
dass die Teppich-etage nicht lernfähig<br />
sei: Selbst in der Krise habe sich die<br />
Lohnschere in den grossen <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen<br />
weiter geöffnet, so Schüpbach.<br />
In den letzten 15 Jahren hätten sich die<br />
Topverdiener immer mehr vom gemeinsam<br />
erwirtschafteten Wohlstand genommen,<br />
während die tiefsten Löhne stagnierten.<br />
Diese Entwicklung gelte es zu<br />
stoppen und den Wohlstand gerechter zu<br />
verteilen. Auch so bleibe die Differenz<br />
eindrücklich: Vasella würde – falls er weiterhin<br />
am Rheinknie die Geschicke von<br />
Novartis lenken würde – noch 672 000<br />
Franken zugute haben, dies bei einem<br />
Tiefstlohn von 56 000 Franken.<br />
«Kein zweites Griechenland!»<br />
Auf der Seite der Gegner führt die SVP die<br />
Kampagne. Ihr Kommentar zum Anliegen<br />
ist drastisch: «Die extreme, ideologisch<br />
geprägte 1:12-Initiative der Juso will<br />
in der <strong>Schweiz</strong> eine Idee, die der kommunistischen<br />
Staatswirtschaft des letzten<br />
Jahrhunderts entspringt, in der Bundesverfassung<br />
festschreiben», erklärt SVP-<br />
Generalsekretär Martin Baltisser auf Anfrage.<br />
Die 1:12-Initiative sei ein massiver<br />
Eingriff in die bewährte Vertragsfreiheit<br />
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
und deshalb für den ganzen Werkplatz<br />
schädlich. Baltisser: «Es gilt unter<br />
allen Umständen zu verhindern, dass die<br />
<strong>Schweiz</strong> den Weg der europäischen Krisenstaaten<br />
wie Griechenland oder Spanien<br />
geht.»<br />
Modell ZKB verhindert<br />
Im Fokus der Initiative stehen weniger<br />
KMU als Grosskonzerne. Dennoch hat<br />
das Volksbegehren eine Diskussion um<br />
Lohngerechtigkeit losgetreten, bei der<br />
context 5 – <strong>2013</strong>