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Context Nr. 5 / Mai 2013 - Zeitmanagement (PDF ... - KV Schweiz

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36<br />

Laufbahn<br />

wichtig ist ihrer Meinung nach aber auch<br />

ein gutes Team, wo Gespräche über das<br />

Erlebte möglich sind. Ausserdem steht<br />

auch ihr und ihren Kollegen und Kolleginnen<br />

die Möglichkeit offen, wenn nötig<br />

den psychologischen Dienst in Anspruch<br />

zu nehmen.<br />

Die Revierdetektivin verbringt aber<br />

auch viel Zeit im Büro. Nach einem Einsatz<br />

vor Ort beginnen die Ermittlungen.<br />

Dazu gehören Befragungen von Personen,<br />

die am Tatort etwas gehört oder gesehen<br />

haben. «Personen, die nicht direkt involviert<br />

sind, sondern einfach zufällig etwas<br />

mitbekommen haben, sind meistens sehr<br />

hilfsbereit und geben gerne Auskunft.»<br />

Befragt werden aber auch beschuldigte<br />

und geschädigte Personen. Aufgrund<br />

aller zur Verfügung stehenden Fakten soll<br />

die Täterschaft überführt werden.<br />

Ungelöste Fälle<br />

Auf ihrem Pult stapeln sich gelbe Papiermäppchen.<br />

Jedes davon enthält einen<br />

ungelösten Fall. Die Ermittlungen können<br />

sich von einigen Tagen bis zu mehreren<br />

Wochen und Monaten hinziehen. Es<br />

sei eben ganz und gar nicht wie im Fernsehkrimi,<br />

wo immer schön eins das andere<br />

ergebe und innert kürzester Zeit zur<br />

Lösung eines Falles führe. Sie müsse<br />

manchmal lachen, wenn sie einen Krimi<br />

im Fernsehen schaue, wie realitätsfremd<br />

ihr Berufsalltag dargestellt werde. Und<br />

auch wenn es nie so glatt läuft wie im TV,<br />

erlebt Sibylle Meier die Beschäftigung mit<br />

den einzelnen Fällen, das intensive Nachforschen<br />

und Ermitteln als spannend.<br />

Ermittlungsaufträge können aber<br />

auch von der Staatsanwaltschaft an die<br />

Kripo gelangen. Das kann beispielsweise<br />

ein Verdacht auf Sozialhilfebetrug sein,<br />

dem sie mit gezielten Recherchen nachgeht.<br />

In den Arrestantenzellen auf der Wache<br />

können Täter vorübergehend festgehalten<br />

werden, bis durch weitere Abklärungen<br />

feststeht, ob sie ins Gefängnis<br />

überstellt oder allenfalls auch wieder freigelassen<br />

werden. Die drei Ausnüchterungszellen<br />

sind nur noch selten in<br />

Gebrauch seit es die zentrale Ausnüchterungsstelle<br />

auf der Regionalwache City<br />

gibt. Betrunkene lässt man heute dort<br />

ausnüchtern. Dies habe den Vorteil, dass<br />

rund um die Uhr ärztliche Betreuung zur<br />

Verfügung steht.<br />

Zu ihren weiteren Tätigkeiten gehören<br />

regelmässige Rundgänge im Quartier,<br />

entweder zu Fuss oder mit dem Auto. Dabei<br />

führt sie auch Personenkontrollen<br />

durch. Wenn sich die angesprochene Person<br />

nicht ausweisen kann, wird sie zur<br />

Feststellung der Identität auf die Wache<br />

«Personen, die nur zufällig etwas mitbekommen haben,<br />

sind meistens hilfsbereit und geben gerne Auskunft.»<br />

mitgenommen. Oder die Revierdetektivin<br />

fordert auch mal jemanden auf, seine Jacken-<br />

und Hosentaschen zu leeren, wenn<br />

sie den Verdacht hat, er trage etwas Unerlaubtes<br />

auf sich. «Mit der Zeit entwickelt<br />

man ein Auge dafür, wen man kontrollieren<br />

muss.» Manchmal habe sie aufgrund<br />

von Vorakten gewisse Hinweise auf die<br />

Täterschaft, etwa wenn sich die Anzeigen<br />

wegen Taschendiebstählen im Quartier<br />

häuften. Auch hier ist sie immer in Zivil<br />

unterwegs und muss sich jeweils bei den<br />

anvisierten Personen als Erstes selber<br />

ausweisen. Auf diesen Rundgängen<br />

komme es aber auch zu erfreulichen Begegnungen<br />

mit Bewohnern des Quartiers<br />

oder wenn sie jemandem eine Auskunft<br />

erteilen könne.<br />

Lehre im Detailhandel<br />

«Polizistin war schon mein Traumberuf,<br />

als ich noch zur Schule ging», erinnert<br />

sich Sibylle Meier. Aufgewachsen ist sie in<br />

Zürich Nord. Ihre beiden Eltern waren<br />

ebenfalls bei der Polizei tätig. Voraussetzung<br />

für eine Ausbildung als Polizistin ist<br />

eine abgeschlossene Berufslehre. Sibylle<br />

Meier entschied sich für eine kaufmännische<br />

Lehre. «Ich ging davon aus, dass das<br />

<strong>KV</strong> eine gute Basis sei.» Und sie könne sagen,<br />

dass sie es nochmals genauso machen<br />

würde. Noch heute profitiere sie von<br />

manchen Dingen, die sie in jenen drei<br />

Jahren gelernt habe. Die Lehre mit BMS<br />

bei der Genossenschaft Migros Zürich<br />

empfand sie als ausserordentlich vielseitig.<br />

Sie erhielt Einblick in die verschiedenen<br />

Abteilungen eines Grossbetriebs,<br />

und dies nicht nur in der Administration,<br />

sondern auch in einer Verkaufsfiliale.<br />

Nach der Lehre übte sie – weiterhin bei<br />

der Migros – während einiger Zeit die<br />

Funktion einer Direktionssekretärin aus.<br />

Eine Laufbahn im Detailhandel wäre<br />

durchaus eine Option gewesen, doch als<br />

es dann zu Umstrukturierungen kam,<br />

beschloss sie, sich ihrem ursprünglichen<br />

Berufswunsch zuzuwenden.<br />

Zunächst absolvierte sie einen halbjährigen<br />

Lehrgang im Polizeilichen Assistenzdienst.<br />

In den darauf folgenden vier<br />

Jahren wollte sie herausfinden, ob die<br />

Polizeilaufbahn wirklich das Richtige für<br />

sie sei. Als sie die Frage klar mit Ja beantworten<br />

konnte, begann sie mit der zweijährigen<br />

Ausbildung zur Polizistin. «Die<br />

Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung<br />

hatten die unterschiedlichsten<br />

Vorbildungen, vom Handwerker bis zum<br />

Hochschulabsolventen, und auch altersmässig<br />

war das Spektrum breit», sagt<br />

Sibylle Meier. Diese Durchmischung fand<br />

sie damals spannend, und sie findet es –<br />

aus anderer Perspektive – auch heute<br />

noch. Neben ihrer Tätigkeit als Revierdetektivin<br />

unterrichtet sie heute Rapportlehre<br />

an der Zürcher Polizeischule.<br />

Noch vieles möglich<br />

Nach der Ausbildung arbeitete sie sieben<br />

Jahre lang als Streifenwagenfahrerin. «In<br />

diesen Jahren war ich überzeugt, dass es<br />

bei der Polizei gar nichts Spannenderes<br />

als den Uniformdienst geben könne.»<br />

Doch während eines Einführungskurses<br />

bei der Kriminalpolizei stellte sie fest,<br />

dass ihr diese Tätigkeit – die längerfristige<br />

und vertiefte Beschäftigung mit einzelnen<br />

Fällen – doch auch sehr entsprechen<br />

würde. Dann bewarb sie sich als Revierdetektivin<br />

und konnte kurz darauf von<br />

der Regionalwache auf den Detektivposten<br />

wechseln.<br />

Und wie soll es in der beruflichen<br />

Laufbahn weitergehen? «Es gibt noch<br />

viele Möglichkeiten», ist sie überzeugt.<br />

Eine davon wäre beispielsweise die Mitarbeit<br />

in einer Fachgruppe. Innerhalb<br />

der Stadtpolizei gibt es diverse, auf bestimmte<br />

Themengebiete wie beispielsweise<br />

Jugend oder Gewalt spezialisierte<br />

Fachgruppen. Die Mitarbeitenden dieser<br />

Gremien verfügen über vertieftes Wissen<br />

auf dem entsprechenden Gebiet und ermitteln<br />

nur noch in diesem jeweiligen<br />

Fachgebiet. Ausser dieser Spezialisierung<br />

wäre für sie aber auch eine spätere Führungsfunktion<br />

im Rahmen der Reviertätigkeit<br />

denkbar.<br />

Therese Jäggi ist <strong>Context</strong>-Redaktorin.<br />

therese.jaeggi@kvschweiz.ch<br />

Marion Nitsch ist Fotografin in Zürich.<br />

mail@nitsch.ch<br />

context 5 – <strong>2013</strong>

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