Context Nr. 5 / Mai 2013 - Zeitmanagement (PDF ... - KV Schweiz
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Laufbahn<br />
wichtig ist ihrer Meinung nach aber auch<br />
ein gutes Team, wo Gespräche über das<br />
Erlebte möglich sind. Ausserdem steht<br />
auch ihr und ihren Kollegen und Kolleginnen<br />
die Möglichkeit offen, wenn nötig<br />
den psychologischen Dienst in Anspruch<br />
zu nehmen.<br />
Die Revierdetektivin verbringt aber<br />
auch viel Zeit im Büro. Nach einem Einsatz<br />
vor Ort beginnen die Ermittlungen.<br />
Dazu gehören Befragungen von Personen,<br />
die am Tatort etwas gehört oder gesehen<br />
haben. «Personen, die nicht direkt involviert<br />
sind, sondern einfach zufällig etwas<br />
mitbekommen haben, sind meistens sehr<br />
hilfsbereit und geben gerne Auskunft.»<br />
Befragt werden aber auch beschuldigte<br />
und geschädigte Personen. Aufgrund<br />
aller zur Verfügung stehenden Fakten soll<br />
die Täterschaft überführt werden.<br />
Ungelöste Fälle<br />
Auf ihrem Pult stapeln sich gelbe Papiermäppchen.<br />
Jedes davon enthält einen<br />
ungelösten Fall. Die Ermittlungen können<br />
sich von einigen Tagen bis zu mehreren<br />
Wochen und Monaten hinziehen. Es<br />
sei eben ganz und gar nicht wie im Fernsehkrimi,<br />
wo immer schön eins das andere<br />
ergebe und innert kürzester Zeit zur<br />
Lösung eines Falles führe. Sie müsse<br />
manchmal lachen, wenn sie einen Krimi<br />
im Fernsehen schaue, wie realitätsfremd<br />
ihr Berufsalltag dargestellt werde. Und<br />
auch wenn es nie so glatt läuft wie im TV,<br />
erlebt Sibylle Meier die Beschäftigung mit<br />
den einzelnen Fällen, das intensive Nachforschen<br />
und Ermitteln als spannend.<br />
Ermittlungsaufträge können aber<br />
auch von der Staatsanwaltschaft an die<br />
Kripo gelangen. Das kann beispielsweise<br />
ein Verdacht auf Sozialhilfebetrug sein,<br />
dem sie mit gezielten Recherchen nachgeht.<br />
In den Arrestantenzellen auf der Wache<br />
können Täter vorübergehend festgehalten<br />
werden, bis durch weitere Abklärungen<br />
feststeht, ob sie ins Gefängnis<br />
überstellt oder allenfalls auch wieder freigelassen<br />
werden. Die drei Ausnüchterungszellen<br />
sind nur noch selten in<br />
Gebrauch seit es die zentrale Ausnüchterungsstelle<br />
auf der Regionalwache City<br />
gibt. Betrunkene lässt man heute dort<br />
ausnüchtern. Dies habe den Vorteil, dass<br />
rund um die Uhr ärztliche Betreuung zur<br />
Verfügung steht.<br />
Zu ihren weiteren Tätigkeiten gehören<br />
regelmässige Rundgänge im Quartier,<br />
entweder zu Fuss oder mit dem Auto. Dabei<br />
führt sie auch Personenkontrollen<br />
durch. Wenn sich die angesprochene Person<br />
nicht ausweisen kann, wird sie zur<br />
Feststellung der Identität auf die Wache<br />
«Personen, die nur zufällig etwas mitbekommen haben,<br />
sind meistens hilfsbereit und geben gerne Auskunft.»<br />
mitgenommen. Oder die Revierdetektivin<br />
fordert auch mal jemanden auf, seine Jacken-<br />
und Hosentaschen zu leeren, wenn<br />
sie den Verdacht hat, er trage etwas Unerlaubtes<br />
auf sich. «Mit der Zeit entwickelt<br />
man ein Auge dafür, wen man kontrollieren<br />
muss.» Manchmal habe sie aufgrund<br />
von Vorakten gewisse Hinweise auf die<br />
Täterschaft, etwa wenn sich die Anzeigen<br />
wegen Taschendiebstählen im Quartier<br />
häuften. Auch hier ist sie immer in Zivil<br />
unterwegs und muss sich jeweils bei den<br />
anvisierten Personen als Erstes selber<br />
ausweisen. Auf diesen Rundgängen<br />
komme es aber auch zu erfreulichen Begegnungen<br />
mit Bewohnern des Quartiers<br />
oder wenn sie jemandem eine Auskunft<br />
erteilen könne.<br />
Lehre im Detailhandel<br />
«Polizistin war schon mein Traumberuf,<br />
als ich noch zur Schule ging», erinnert<br />
sich Sibylle Meier. Aufgewachsen ist sie in<br />
Zürich Nord. Ihre beiden Eltern waren<br />
ebenfalls bei der Polizei tätig. Voraussetzung<br />
für eine Ausbildung als Polizistin ist<br />
eine abgeschlossene Berufslehre. Sibylle<br />
Meier entschied sich für eine kaufmännische<br />
Lehre. «Ich ging davon aus, dass das<br />
<strong>KV</strong> eine gute Basis sei.» Und sie könne sagen,<br />
dass sie es nochmals genauso machen<br />
würde. Noch heute profitiere sie von<br />
manchen Dingen, die sie in jenen drei<br />
Jahren gelernt habe. Die Lehre mit BMS<br />
bei der Genossenschaft Migros Zürich<br />
empfand sie als ausserordentlich vielseitig.<br />
Sie erhielt Einblick in die verschiedenen<br />
Abteilungen eines Grossbetriebs,<br />
und dies nicht nur in der Administration,<br />
sondern auch in einer Verkaufsfiliale.<br />
Nach der Lehre übte sie – weiterhin bei<br />
der Migros – während einiger Zeit die<br />
Funktion einer Direktionssekretärin aus.<br />
Eine Laufbahn im Detailhandel wäre<br />
durchaus eine Option gewesen, doch als<br />
es dann zu Umstrukturierungen kam,<br />
beschloss sie, sich ihrem ursprünglichen<br />
Berufswunsch zuzuwenden.<br />
Zunächst absolvierte sie einen halbjährigen<br />
Lehrgang im Polizeilichen Assistenzdienst.<br />
In den darauf folgenden vier<br />
Jahren wollte sie herausfinden, ob die<br />
Polizeilaufbahn wirklich das Richtige für<br />
sie sei. Als sie die Frage klar mit Ja beantworten<br />
konnte, begann sie mit der zweijährigen<br />
Ausbildung zur Polizistin. «Die<br />
Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung<br />
hatten die unterschiedlichsten<br />
Vorbildungen, vom Handwerker bis zum<br />
Hochschulabsolventen, und auch altersmässig<br />
war das Spektrum breit», sagt<br />
Sibylle Meier. Diese Durchmischung fand<br />
sie damals spannend, und sie findet es –<br />
aus anderer Perspektive – auch heute<br />
noch. Neben ihrer Tätigkeit als Revierdetektivin<br />
unterrichtet sie heute Rapportlehre<br />
an der Zürcher Polizeischule.<br />
Noch vieles möglich<br />
Nach der Ausbildung arbeitete sie sieben<br />
Jahre lang als Streifenwagenfahrerin. «In<br />
diesen Jahren war ich überzeugt, dass es<br />
bei der Polizei gar nichts Spannenderes<br />
als den Uniformdienst geben könne.»<br />
Doch während eines Einführungskurses<br />
bei der Kriminalpolizei stellte sie fest,<br />
dass ihr diese Tätigkeit – die längerfristige<br />
und vertiefte Beschäftigung mit einzelnen<br />
Fällen – doch auch sehr entsprechen<br />
würde. Dann bewarb sie sich als Revierdetektivin<br />
und konnte kurz darauf von<br />
der Regionalwache auf den Detektivposten<br />
wechseln.<br />
Und wie soll es in der beruflichen<br />
Laufbahn weitergehen? «Es gibt noch<br />
viele Möglichkeiten», ist sie überzeugt.<br />
Eine davon wäre beispielsweise die Mitarbeit<br />
in einer Fachgruppe. Innerhalb<br />
der Stadtpolizei gibt es diverse, auf bestimmte<br />
Themengebiete wie beispielsweise<br />
Jugend oder Gewalt spezialisierte<br />
Fachgruppen. Die Mitarbeitenden dieser<br />
Gremien verfügen über vertieftes Wissen<br />
auf dem entsprechenden Gebiet und ermitteln<br />
nur noch in diesem jeweiligen<br />
Fachgebiet. Ausser dieser Spezialisierung<br />
wäre für sie aber auch eine spätere Führungsfunktion<br />
im Rahmen der Reviertätigkeit<br />
denkbar.<br />
Therese Jäggi ist <strong>Context</strong>-Redaktorin.<br />
therese.jaeggi@kvschweiz.ch<br />
Marion Nitsch ist Fotografin in Zürich.<br />
mail@nitsch.ch<br />
context 5 – <strong>2013</strong>