Context Nr. 5 / Mai 2013 - Zeitmanagement (PDF ... - KV Schweiz
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Ratgeber<br />
Ratgeber<br />
Haben Sie Fragen rund ums Thema Arbeitsplatz? Die Experten des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> geben den<br />
Mitgliedern Auskunft. > beratung@kvschweiz.ch oder www.kvschweiz.ch/beratung<br />
Bildung<br />
Gabriel Fischer arbeitet in der Abteilung<br />
Bildungspolitik des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
> gabriel.fischer@kvschweiz.ch<br />
Nachholbildung<br />
<strong>KV</strong> als Zweitlehre?<br />
Ich habe 2002 die Verkaufslehre<br />
abgeschlossen. Danach<br />
aber immer viel Büroarbeit<br />
erledigt. Vor vier Jahren habe<br />
ich eine einjährige Weiterbildung<br />
mit einem Bürofachdiplom<br />
abgeschlossen und seither<br />
arbeite ich nur noch im Büro.<br />
Gibt es für mich eine Möglichkeit,<br />
jetzt doch noch das kaufmännische<br />
EFZ zu erlangen?<br />
Grundsätzlich gibt es vier<br />
Wege auf denen Sie das eidgenössische<br />
Fähigkeitszeugnis als<br />
Kaufmann/Kauffrau EFZ im Erwachsenenalter<br />
nachholen können.<br />
Einerseits steht Ihnen der<br />
Weg über die reguläre Grundbildung<br />
offen. Dabei suchen Sie<br />
sich einen Lehrbetrieb und absolvieren<br />
die gewöhnliche Ausbildung<br />
im Betrieb und an der<br />
Berufsschule. Für Personen mit<br />
mehrjähriger Berufserfahrung<br />
oder einem anderen Berufsabschluss<br />
– wie in Ihrem Fall – besteht<br />
die Möglichkeit direkt im<br />
zweiten Lehrjahr einzusteigen<br />
und so die Ausbildungszeit zumindest<br />
auf zwei Jahre zu verkürzen.<br />
Daneben gibt es aber speziell<br />
für Erwachsene die Möglichkeit,<br />
den kaufmännischen Berufsabschluss<br />
auch ausserhalb der gängigen<br />
Ausbildungsstrukturen zu<br />
erlangen. Diese Nachholbildung<br />
(auch <strong>KV</strong> für Erwachsene oder<br />
<strong>KV</strong>2 genannt) dürfte für Sie den<br />
interessanteren Weg darstellen,<br />
richtet er sich doch explizit an<br />
Personen, welche bereits kaufmännische<br />
Tätigkeiten und Büroarbeiten<br />
ausführen. Wenn die Voraussetzungen<br />
von mindestens<br />
fünf Jahren Berufserfahrung und<br />
davon zwei Jahre im kaufmännischen<br />
Bereich erfüllt sind und<br />
man darüber hinaus über die geforderten<br />
Kenntnisse in der beruflichen<br />
Praxis und in der schulischen<br />
Bildung verfügt, kann<br />
man sich um Zulassung zum Qualifikationsverfahren<br />
bemühen.<br />
Die Vorteile der Nachholbildung<br />
liegen auf der Hand: Es ist<br />
kein Lehrbetrieb involviert, d.h.<br />
man kann die Berufstätigkeit beibehalten<br />
und in der Vorbereitung<br />
auf das Qualifikationsverfahren<br />
ist man frei. So ist die Vorbereitung<br />
im Selbststudium ebenso<br />
möglich wie der Besuch von Vorbereitungskursen<br />
an der Berufsfachschule.<br />
Da gibt es Angebote,<br />
welche sich speziell an Erwachsene<br />
richten und teilweise modulartig<br />
aufgebaut sind, so dass<br />
Sie nur diejenigen Module besuchen,<br />
in welchen Sie auch wirklich<br />
noch Vorbereitung benötigen.<br />
Schliesslich besteht auch<br />
noch die Möglichkeit der Validierung<br />
von Bildungsleistungen.<br />
Wenn Sie in einem Dossier und<br />
einem Gespräch mit Experten belegen<br />
können, dass Sie bereits<br />
über die Kompetenzen des kaufmännischen<br />
Berufs verfügen,<br />
kann Ihnen das kaufmännische<br />
EFZ ohne das Absolvieren des<br />
Qualifikationsverfahrens ausgestellt<br />
werden.<br />
Sowohl über die Zulassung<br />
zum Qualifikationsverfahren wie<br />
über eine allfällige Validierung<br />
von bereits erbrachten Bildungsleistungen<br />
entscheiden die kantonalen<br />
Berufsbildungsämter.<br />
Weitere Informationen finden<br />
sich auf den entsprechenden<br />
Websites.<br />
Recht<br />
Felix Kuster arbeitet beim<br />
Rechtsdienst des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
> felix.kuster@kvschweiz.ch<br />
Erstes Anstellungsjahr<br />
Hatte ich eine<br />
Kündigungssperrfrist?<br />
Bei meinem derzeitigen Arbeitgeber<br />
hatte ich das erste<br />
Anstellungsjahr am 30. April<br />
<strong>2013</strong> beendet. Am 1. April <strong>2013</strong><br />
musste ich mich operieren<br />
lassen. Die Operation ist leider<br />
nicht erfolgreich verlaufen, so<br />
dass ich zur Zeit weiterhin<br />
arbeitsunfähig bin. Im <strong>Mai</strong><br />
hat mir der Arbeitgeber auf<br />
Ende Juli <strong>2013</strong> gekündigt. Hat<br />
im <strong>Mai</strong> zu meinem Schutz<br />
keine Kündigungssperrfrist<br />
mehr bestanden? Wie steht es<br />
mit der Lohnfortzahlung?<br />
Im ersten Anstellungsjahr beträgt<br />
die Kündigungssperrfrist<br />
bei Krankheit 30 Tage, ab dem 2.<br />
Anstellungsjahr 90 Tage und ab<br />
dem 5. Dienstjahr 180 Tage (Art.<br />
336c Abs. 1 lit.c OR). Da sich Ihre<br />
Arbeitsunfähigkeit über das erste<br />
Dienstjahr hinaus ins zweite<br />
Dienstjahr hingezogen hat, stellt<br />
sich die Frage, ob sich dadurch<br />
auch der Kündigungsschutz verlängert<br />
hat. Falls in die Dauer einer<br />
krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit<br />
ein Dienstjahreswechsel<br />
fällt, hat dies in der<br />
Regel keine besonderen Folgen,<br />
sondern es bleibt bei der gesetzlichen<br />
Regelung von Art. 336c OR.<br />
Lediglich die beiden Fälle, in welchen<br />
das Gesetz mit dem Dienstjahreswechsel<br />
eine Verlängerung<br />
des Kündigungsschutzes vorsieht,<br />
verdienen besondere Beachtung:<br />
So verlängert sich die<br />
Sperrfrist beim Wechsel vom ersten<br />
in das zweite Dienstjahr von<br />
30 auf 90 Tage und beim Wechsel<br />
vom fünften ins sechste<br />
Dienstjahr von 90 auf 180 Tage.<br />
In diesen beiden besonderen Fällen<br />
kommt jeweils die längere<br />
Sperrfrist zur Anwendung, wenn<br />
die Arbeitsunfähigkeit über den<br />
Dienstjahreswechsel hinaus andauert.<br />
Dies bedeutet für Ihren Fall,<br />
dass sich die Sperrfrist bis am 29.<br />
Juni <strong>2013</strong> verlängert, der Arbeitgeber<br />
somit erst nach diesem<br />
Zeitpunkt die Kündigung aussprechen<br />
darf. Die im <strong>Mai</strong> ausgesprochenen<br />
Kündigung war somit<br />
nichtig.<br />
Anders verhält es sich mit<br />
dem Anspruch auf Lohnfortzahlung.<br />
Dieser entsteht mit jedem<br />
Dienstjahr neu: im ersten Anstellungsjahr<br />
beträgt er 3 Wochen, im<br />
zweiten (gemäss Berner Skala) 4<br />
Wochen usw. Somit musste Ihnen<br />
der Arbeitgeber im April während<br />
3 Wochen den Lohn bezahlen,<br />
ab dem 1. <strong>Mai</strong> (Beginn des 2.<br />
Dienstjahres) maximal während<br />
4 Wochen. Kommt hingegen eine<br />
Krankentaggeldversicherung für<br />
den Lohnausfall auf, spielt der<br />
Dienstjahreswechsel keine Rolle.<br />
context 5 – <strong>2013</strong>