punkt – druck - Deutsche Hochdruckliga
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DRUCKPUNKT • Ausgabe 3<strong>–</strong>4/2010<br />
men fi ndet man bei Patienten mit Diabetes nicht selten:<br />
bei Typ 1-Diabetes in 28 Prozent der Fälle, bei<br />
Typ 2-Diabetes in 15 Prozent. Es ist bekannt, dass<br />
solche Menschen nicht nur beim Arztbesuch, sondern<br />
auch bei anderen „stressigen“ Gelegenheiten<br />
mit einer Blut<strong>druck</strong>spitze reagieren. Die Ursachen<br />
dieses Phänomens sind nicht genau bekannt. In einer<br />
Untersuchung von Diabetikern mit Weißkittelhypertonie<br />
konnten wir jedoch nachweisen, dass bei<br />
ihnen erste Zeichen einer zusätzlichen Gefäßschädigung<br />
durch die vorübergehenden Blut<strong>druck</strong>spitzen<br />
vorliegen. Beobachtungen von Weißkittelhypertonikern<br />
über einen längeren Zeitraum haben gezeigt,<br />
dass sich aus der Weißkittelhypertonie nach Jahren<br />
eine „richtige“ Hypertonie entwickeln kann.<br />
Ein ähnliches Phänomen liegt beim so genannten<br />
„Weißkitteleff ekt“ vor. Davon spricht man, wenn bei<br />
Menschen mit bereits bekanntem und behandeltem<br />
Hoch<strong>druck</strong> die Blut<strong>druck</strong>-<br />
werte in der Arztpraxis deutlich<br />
höher liegen als bei den<br />
Selbstmessungen zu Hause.<br />
Die Gefahr bei diesen Blut<strong>druck</strong>-Regulationsstörungen<br />
besteht darin, dass aufgrund<br />
der hohen Blut<strong>druck</strong>werte in der Praxis der Arzt die<br />
medikamentöse Th erapie zu früh ansetzt (Weißkittelhypertonie)<br />
oder zu schnell steigert (Weißkitteleff<br />
ekt). Um das zu vermeiden, sollten diese<br />
Sonderformen der Blut<strong>druck</strong>regulation rechtzeitig<br />
erkannt werden. Die beste Methode dazu stellt die<br />
Langzeitblut<strong>druck</strong>messung dar. Bei dieser wird der<br />
Blut<strong>druck</strong> im Tagesverlauf und während der Nacht<br />
engmaschig erfasst. Aber auch die Blut<strong>druck</strong>selbstkontrolle<br />
zu Hause hat große Aussagekraft zur<br />
Feststellung einer Weißkittelhypertonie und eines<br />
Weißkitteleff ekts.<br />
Maskierte Hypertonie<br />
Bei einer maskierten Hypertonie werden bei Messungen<br />
in der Arztpraxis normale Werte gemessen,<br />
bei Messungen im häuslichen oder berufl ichen Umfeld<br />
jedoch erhöhte Blut<strong>druck</strong>werte festgestellt. Bei<br />
Menschen mit Diabetes wurde diese Verlaufsform<br />
zu 14 Prozent nachgewiesen. Sie stellt für Diabetiker<br />
sicher eine ungünstige Verlaufsform dar, da hier<br />
ein erhöhter Blut<strong>druck</strong> entweder rein zufällig oder<br />
erst bei Auftreten von Gefäßerkrankungen bemerkt<br />
wird wie zum Beispiel der Verdickung des Herzmuskels<br />
oder Veränderungen am Augenhintergrund.<br />
Auch hier kann die rechtzeitige Diagnose nur durch<br />
eine Langzeitblut<strong>druck</strong>messung oder durch Blut<strong>druck</strong>selbstkontrolle<br />
erfolgen.<br />
Für Menschen mit Diabetes ist<br />
die rechtzeitige Diagnose eines<br />
erhöhten Blut<strong>druck</strong>s von ganz<br />
besonderer Bedeutung.<br />
Nächtliche Hypertonie<br />
Normalerweise fällt der Blut<strong>druck</strong> während der<br />
nächtlichen Bettruhe ab, die Werte liegen etwa<br />
10 bis 15 Prozent niedriger als tagsüber. Bei Menschen<br />
mit Diabetes kann diese Blut<strong>druck</strong>regulation<br />
gestört sein <strong>–</strong> das heißt die Blut<strong>druck</strong>werte fallen<br />
nicht ab, sondern steigen möglicherweise während<br />
der Nacht sogar an. Sehr häufi g ist dieses Phänomen<br />
bei Diabetikern mit bereits bestehender Nierenschädigung<br />
festzustellen. Dies kann zu einer erheblichen<br />
Belastung des Herz-Kreislauf-Systems führen. Verschiedene<br />
Studien haben gezeigt, dass gerade der<br />
nächtliche Blut<strong>druck</strong> eine hohe Vorhersagekraft für<br />
das Auftreten von Gefäßer-<br />
krankungen besitzt. Die<br />
Erkennung einer solchen<br />
Regulationsstörung ist natürlich<br />
nur durch die Langzeitblut<strong>druck</strong>messungmöglich.<br />
Sie sollte auf jeden Fall<br />
bei Patienten mit bereits bestehender diabetischer<br />
Nierenschädigung durchgeführt werden. Durch entsprechende<br />
Medikamentengabe am Abend oder zur<br />
Nacht kann eine nächtliche Hypertonie in der Regel<br />
gut behandelt werden.<br />
Selbstmessungen durchführen<br />
Um die Blut<strong>druck</strong>lage richtig zu beurteilen, ist bei<br />
Diabetikern die Blut<strong>druck</strong>messung in der Arztpraxis<br />
allein nicht ausreichend. Deshalb sollte bei jedem<br />
Menschen mit Diabetes - insbesondere nach bereits<br />
länger dauernder Erkrankung - auch bei scheinbar<br />
normalen Blut<strong>druck</strong>werten einmal eine Langzeitblut<strong>druck</strong>messung<br />
durchgeführt werden. Alle Diabetiker<br />
sollten außerdem ihren Blut<strong>druck</strong> regelmäßig<br />
selber kontrollieren.<br />
Autor<br />
› Professor Dr. med. Christoph Hasslacher ist Leiter<br />
des Diabetesinstituts Heidelberg und Leiter der<br />
Klinischen Studienabteilung des St. Josefskrankenhauses<br />
in Heidelberg. Schwer<strong>punkt</strong>e seiner Tätigkeit<br />
sind Forschungen zur Früherkennung von<br />
Gefäßschäden sowie zu neuen Blutzucker senkenden<br />
Medikamenten und schmerzärmeren Möglichkeiten<br />
der Blutzuckermessung. Außerdem ist er<br />
Hypertensiologe DHL ® .<br />
PRAXIS<br />
Die Stellungnahme der Kommission Diabetes der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Hoch<strong>druck</strong>liga vom 7. September 2010 zum Zielblut<strong>druck</strong> bei<br />
Diabetikern fi nden Sie in diesem DRUCKPUNKT auf Seite 20.<br />
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