PDF Download - Laborwelt
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BR L EI T P Z L O I CR H T<br />
Gelauswertung<br />
2D-Gel-Bildverarbeitung<br />
für die Proteomanalyse<br />
DR. PHIL. DR. MED. HABIL. FRIEDRICH LOTTSPEICH<br />
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR BIOCHEMIE, MARTINSRIED<br />
Die Bildverarbeitung von 2D-Gelen hat durch den immensen Aufschwung der Proteomanalyse neue<br />
Bedeutung gewonnen. Dabei stellt sich die Bildverarbeitung als der zur Zeit größte Engpaß der<br />
Proteomanalyse heraus. Eine große Anzahl von Gelen muß ausgewertet werden, wobei bei der<br />
Proteomanalyse besonderer Wert auf die quantitativen Aspekte gelegt werden muß. Die quantitativen<br />
Verhältnisse werden aber von der Probenvorbereitung, der Trennung der Proteine durch die<br />
zweidimensionale Gelelektrophorese, der Anfärbung der Proteine, dem Scannen wie auch von den<br />
Algorithmen der Spoterkennung und des Bildvergleiches wesentlich beeinflußt. Vor allem die<br />
Auswerteroutinen sind trotz immer neuer verbesserter Softwareprogramme noch weit von einer<br />
Vollautomatisierung ohne manuelle Nachbearbeitung entfernt.<br />
Key Words: Proteomics, 2D-gel electrophoresis, staining, image analysis<br />
Proteomics ist der quantitative Vergleich von<br />
Proteinmustern unterschiedlicher, genau<br />
definierter Zustände. Auf den quantitativen<br />
Aspekt muß dabei das größte Augenmerk<br />
geelegt werden, da im wesentlichen die Veränderungen<br />
von Proteinen und Proteinmengen<br />
in dem komplexen und hochdynamischen<br />
Geschehen der biologischen Netzwerke<br />
unterschiedliche funktionelle Zustände<br />
charakterisieren (Abb. 1). Über eine quantitative<br />
Analyse der Proteinveränderungen in<br />
unterschiedlichen, genau definierten Zuständen<br />
werden die Informationen erhalten, die<br />
Proteomics zu einem der wesentlichen Hoffnungsträger<br />
auf dem Gebiet der „Functional<br />
Genomics“ machen.<br />
Da die quantitativen Ergebnisse so wichtig<br />
sind, muß man die wesentlichen Parameter<br />
kennen, welche die Proteinmengen und ihre<br />
Analyse beeinflussen.<br />
Probenvorbereitung<br />
Schon die Probenvorbereitung spielt hier<br />
eine wichtige Rolle, Wie genau ist das Ausgangsmaterial<br />
definiert, wie homogen und<br />
wie reproduzierbar ist es herzustellen Alles<br />
Fragen, die nur über Wiederholungen und<br />
statistische Datenanalyse beantwortet werden<br />
können. Das reproduzierbar hergestellte<br />
Ausgangsmaterial muß für eine Auftrennung<br />
der Proteine und eine Analytik vorbereitet<br />
werden. In der Praxis ist dies wegen<br />
der äußerst unterschiedlichen Eigenschaften<br />
einzelner Proteine eine immens komplizierte<br />
und schwierige Aufgabe.<br />
Trennung<br />
Die Auftrennung eines so komplexen Proteingemisches,<br />
wie es ein Proteom ist, kann<br />
nur durch Kombination verschiedener<br />
Trenntechniken erreicht werden. Als Stand<br />
der Technik wird heute die hochauflösende<br />
zweidimensionale (2D) Gelelektrophorese<br />
eingesetzt, die neben einem akzeptablen<br />
Zeitaufwand eine unübertroffene Trennleistung<br />
für Proteine bietet. Die Qualität der<br />
Proteinspots, die Auflösung, und auch die<br />
Proteinmengen, die nach der 2D-Elektrophorese<br />
im Gel zu finden sind, hängen von<br />
vielen Parametern ab. Welches Gelsystem<br />
wird unter welchen Bedingungen verwendet:<br />
Ampholine, Immobiline, eingesetzte pH-<br />
Gradienten, welche Geldimensionen, Elektrophoreseparameter<br />
Veränderungen einzelner<br />
Parameter haben einen gravierenden<br />
Einfluß auf die Form und die quantitative<br />
Abb. 1: Darstellung der<br />
Ergebnisse einer<br />
Proteomanalyse. Man<br />
erkennt den quantitativen<br />
Verlauf der Menge für<br />
einzelne ausgewählte<br />
Proteine in fünf<br />
verschiedenen<br />
Proteomzuständen.<br />
Ausbeute einzelner Proteinspots. Als Beispiel<br />
sind die unterschiedlichen Spotmuster<br />
gezeigt, die man erhält, wenn dieselbe Probe<br />
in der ersten Dimension (isoelektrische Fokussierung)<br />
in unterschiedlichen pH-Gradienten<br />
aufgetrennt wird (Abb. 2).<br />
Visualisierung<br />
Die durch 2D-Gelelektrophorese aufgetrennten<br />
Proteine müssen im nächsten Arbeitsschritt<br />
mit einem Farbstoff sichtbar gemacht<br />
werden. Neben der etwas unempfindlicheren<br />
Coomassie Blue-Färbung werden noch<br />
häufig eine Färbung mit Silber, Zn-Imidazol<br />
und neuerdings auch Sypro Ruby eingesetzt.<br />
Mit Coomassie Blue können Proteinspots<br />
mit ca. 100 ng noch gut detektiert werden,<br />
die anderen Färbungen können auch<br />
noch wenige Nanogramm nachweisen. Neben<br />
der Empfindlichkeit ist aber auch noch<br />
der dynamische Bereich wichtig – der Bereich,<br />
in dem eine Zunahme der Proteinmenge<br />
auch eine Zunahme der Färbeintensität<br />
bewirkt, in dem also noch keine Sättigung<br />
vorliegt. Hier zeigen die empfindlichen<br />
Färbungen Silber und Zn-Imidazol einen<br />
sehr geringen quantitative Resultate liefernden<br />
und damit brauchbaren Bereich von<br />
maximal 10 2 . Ganz anders die Fluoreszenz-<br />
Färbung mit Sypro Ruby, die über mehr als<br />
vier Zehnerpotenzen lineare Antworten liefert<br />
und daher immer häufiger für Proteomanalysen<br />
eingesetzt wird.<br />
Leider haben alle Färbungen unterschiedliche<br />
und für die einzelne Proteine ganz spezifische<br />
und selektive Färbeintensitäten, die<br />
eine absolute und zwischen verschiedenen<br />
Färbungen vergleichbare Quantifizierung<br />
verhindern. Daher liefern 2D-Gele prinzipiell<br />
nur relative quantitative Daten, die bei<br />
einem Wechsel der Färbung nicht oder nur<br />
sehr aufwendig abgeglichen werden können.<br />
Scannen<br />
Nach der Färbung müssen die Gele quantitativ<br />
analysiert werden, wobei in den letzten<br />
Jahren eine ausgefeilte Bildverarbeitung für<br />
2D-Gele entwickelt wurde. Die Information,<br />
die in den angefärbten Gelen vorhanden ist,<br />
muß in digitalisierter Form verarbeitet werden.<br />
Dazu werden die Gele gescannt. Für<br />
mit Coomassie Blue, Silber oder Zn-Imidazol<br />
gefärbte Gele können preisgünstige Weißlichtscanner<br />
verwendet werden, die in Dynamik<br />
und Qualität hervorragende Bilder<br />
liefern. Für die Analyse der mit Fluoreszenzfarbstoffen<br />
gefärbten Gele sind allerdings<br />
kostspielige Fluoreszenzscanner notwendig.<br />
Hier hat man die Wahl zwischen<br />
Geräten, die auf verschiedenen Prinzipien<br />
beruhen. CCD-basierte Geräte nehmen um<br />
die Auflösung zu verbessern mit einer hoch<br />
4 | Nr. 4/2000 |transkript LABORWELT