Spende - Salvatorkolleg
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64 begaben uns auf Entdeckungstour. Nach- viele, auch oft sehr persönliche Geschichten unsere Pension zurück. Dort hatten wir noch 65<br />
Begegnung mit dem Literaturpreisträger<br />
Ehrhart Neubert<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
zum<br />
Geschichtsprojekt „Befragung von Zeitzeugen“<br />
im Rahmen der Begabungsförderung am<br />
Gymnasium <strong>Salvatorkolleg</strong> (Betreuender Lehrer:<br />
Markus Benzinger)<br />
Im Rahmen der Begabungsförderung „Die<br />
Geschichte des Fremden“ bot sich uns die<br />
Möglichkeit ein Interview mit Ehrhart Neubert,<br />
dem Mitbegründer des Demokratischen<br />
Aufbruchs in der Deutschen Demokratischen<br />
Republik, zu führen.<br />
Sein Buch, „Unsere Revolution“, das im Jahr<br />
2009 erschienen war, sollte von der Schiedel-<br />
Stiftung mit dem Literaturpreis der Stadt Bad<br />
Wurzach ausgezeichnet werden.<br />
Als Vorbereitung auf das Interview lasen wir<br />
einige Textauszüge seines Werkes. Hierbei<br />
bekam jeder Teilnehmer ein eigenes Thema<br />
zugeteilt, mit dem er sich auseinandersetzen<br />
bzw. eingehend beschäftigen sollte. Um<br />
uns einen besseren Zugang zum Text zu<br />
ermöglichen, bekamen wir Unterstützung<br />
von unserem leitenden Lehrer Herrn Markus<br />
Benzinger, der uns während der gesamten<br />
Dauer des Projekts mit Rat und Tat zur Seite<br />
stand. Diese Hilfe reichte von Ratschlägen zur<br />
richtigen Art des Lesens bis zum Verfassen<br />
eines Exzerptes für wissenschaftliche Texte.<br />
Im Anschluss daran stellten die einzelnen<br />
Schüler den Inhalt ihrer Textauszüge im<br />
Plenum vor. Somit erhielten alle Beteiligten<br />
einen guten Überblick über das Gesamtwerk<br />
und konnten auf dieser Grundlage Leitfragen<br />
entwickeln, die uns durch das Interview<br />
führen sollten.<br />
Am 8. Juli 2010 brachen wir in Aulendorf auf,<br />
um unsere Reise nach Erfurt anzutreten.<br />
Als wir nach fünfeinhalb Stunden Fahrt<br />
endlich um 14.35 Uhr in Erfurt ankamen,<br />
machten wir uns zunächst auf die Suche nach<br />
unserer Pension. Dabei mussten wir feststellen,<br />
dass Erfurt, verglichen mit Bad Wurzach,<br />
eine sehr große Stadt ist, in der man zum Teil<br />
auch lange Laufwege in Kauf nehmen muss.<br />
Endlich in der Pension angekommen, bezogen<br />
wir unsere gemütlichen Zimmer und<br />
dem wir uns zwei Stunden tapfer durch den<br />
Großstadt-Dschungel geschlagen hatten,<br />
kehrten alle zur Pension zurück, wo wir uns<br />
zum Abendessen und zu einer Stadtführung<br />
verabredeten.<br />
Am nächsten Morgen fuhren wir, nach einem<br />
ausgiebigen Frühstück, mit der S-Bahn zum<br />
Thüringer Landtag.<br />
Dort sollte unser Interview mit Ehrhart Neubert<br />
stattfinden.<br />
Seine Frau führte uns durch den weitläufigen<br />
und stilvollen Gebäudekomplex. Schließlich<br />
erreichten wir den Ort unserer Bestimmung:<br />
die Bibliothek der Abteilung zur Aufarbeitung<br />
der MfS-Akten. Dort erwartete uns bereits<br />
Ehrhart Neubert.<br />
Als alle einen Platz gefunden hatten und<br />
ausreichend mit Getränken versorgt waren,<br />
begannen wir mit unserem Interview. Wir<br />
zeichneten alle Fragen und Antworten auf<br />
einem Diktiergerät auf, das Herr Benzinger<br />
extra für diesen Zweck besorgt hatte. Diese<br />
Aufnahmen sollten uns später als Grundlage<br />
für das verschriftlichte Interview dienen.<br />
Durch die Erzählungen des ehemaligen Bürgerrechtlers<br />
wurde uns ein ganz neuer Blick<br />
auf die DDR und ihre Bewohner zuteil. Durch<br />
schilderte er uns seine Aktivitäten in der Opposition,<br />
den Widerstand des Volkes und die<br />
Reaktionen der SED. Für uns, als die Generation<br />
„nach der Mauer“, war es sehr interessant<br />
die Schilderungen eines Menschen zu hören,<br />
der jahrelang mit der Mauer gelebt hat und<br />
zu manchen Zeitpunkten sich ein Leben ohne<br />
Mauer nicht hätte vorstellen können. Die<br />
Erzählungen aus dem Geschichtsunterricht<br />
nahmen plötzlich Gestalt an, wurden für<br />
uns greifbar und real. Er erzählte uns lustige<br />
Anekdoten aus seinem Leben als Bürgerrechtler,<br />
in denen beispielsweise seine Frau die vor<br />
seinem Haus postierten MfS-Agenten mit Tee<br />
und Kuchen versorgte oder er sich mit den<br />
selbigen kleine Autorennen leistete. Dennoch<br />
ließ ein ernster Unterton in seiner Stimme<br />
uns nie den Ernst der Lage in der damaligen<br />
DDR vergessen. Insgesamt war das Gespräch<br />
mit Herrn Neubert von einer freundlichen<br />
und offenen Atmosphäre geprägt. Er ist ein<br />
Mann mit einer langen und erzählenswerten<br />
Geschichte, der mit Recht von sich behaupten<br />
kann, in seinem Leben viel erreicht zu haben.<br />
Bis heute setzt er sich für die Opfer der MfS<br />
ein und hilft ihnen bei der Aufarbeitung ihrer<br />
Vergangenheit.<br />
Um kurz vor elf Uhr verabschiedeten wir uns<br />
schließlich von Herrn Neubert und kehrten in<br />
bis zu unserer Abfahrt Zeit, um zu Mittag zu<br />
essen und gemütlich in der Stadt zu schlendern.<br />
Um 14.40 Uhr verabschiedeten wir<br />
uns schließlich von Erfurt und machten uns<br />
auf den Weg zurück in unser schönes Allgäu.<br />
Dieser kurze „Ausflug“ nach Erfurt war in<br />
jeder Hinsicht sehr gelungen. Wir hatten jede<br />
Menge Spaß beim Ausführen unseres Spezialauftrages<br />
und alle teilten die Begeisterung für<br />
die aufregende Lebensgeschichte von Ehrhart<br />
Neubert.<br />
Zurück in Bad Wurzach gingen wir daran, das<br />
Interview zu bearbeiten. Dafür mussten wir<br />
zunächst das Tonband stückweise abspielen<br />
und auf Computer nachschreiben. Als das<br />
geschafft war, begannen wir damit kleinere<br />
Unstimmigkeiten zu korrigieren und das<br />
Interview zu kürzen. Dabei mussten wir leider<br />
auf viele, sehr interessante Ausführungen<br />
von Sachverhalten verzichten. Schließlich<br />
fassten wir unsere gesammelten Erfahrungen<br />
und Wahrnehmungen noch in einem Text<br />
zusammen, den Sie hier unter dem Titel<br />
„Erfahrungsbericht“ lesen können. An dieser<br />
Stelle möchten wir uns noch ganz herzlich bei<br />
der Schiedel-Stiftung bedanken, die uns das<br />
alles ermöglicht hat.<br />
Greta Bauer und Sara Ivens