03.01.2015 Aufrufe

Die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen - Iurratio

Die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen - Iurratio

Die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen - Iurratio

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausbildung<br />

auf aus der staatlichen Sphäre kommende Leistungen bezieht,<br />

wandelt sich die Funktion hin zu einem Teilhaberecht. 64<br />

III. Art. 6 Abs. 5 GG als wertentscheidende Gr<strong>und</strong>satznorm<br />

Letztlich enthält Art. 6 Abs. 5 GG auch eine wertentscheidende<br />

Gr<strong>und</strong>satznorm, die staatliche Stellen bei der Auslegung<br />

<strong>und</strong> Anwendung des einfachen Rechts bindet. 65 Aus dieser wird<br />

eine allgemeine Förderpflicht insbesondere des Gesetzgebers zu<br />

Gunsten des nichtehelichen Kindes hergeleitet. 66 Als Beispiel<br />

lässt sich etwa die Schaffung von Instrumenten zur Förderung<br />

des Aufwachsens nichtehelicher Kinder in Ersatz- <strong>und</strong> Pflegefamilien<br />

anführen. 67<br />

F. Konkurrenzen<br />

Hinsichtlich der Bestimmungen der Absätze 3-5 des Art. 6 GG<br />

ist insbesondere deren Verhältnis zu Art. 6 Abs. 1 <strong>und</strong> 2 GG zu<br />

klären. Dabei geht Art. 6 Abs. 3 als lex specialis sowohl Art. 6<br />

Abs. 1 als auch Abs. 2 vor. 68 Art. 6 Abs. 4 GG als spezielle Ausprägung<br />

des Sozialstaatsprinzips findet neben Art. 6 Abs. 1 GG<br />

Anwendung <strong>und</strong> verstärkt gleichsam dessen Wirkung. 69 Art. 6<br />

Abs. 5 GG hat einen gegenüber Art. 6 Abs. 1 <strong>und</strong> 2 GG eigenständigen<br />

Anwendungsbereich <strong>und</strong> stellt eine spezielle Ausprägung<br />

des in Art. 3 GG verankerten Gleichheitssatzes sowie insbesondere<br />

des Sozialstaatsprinzips dar, 70 das aber den allgemeinen<br />

Gleichheitsgr<strong>und</strong>satz nicht verdrängt, sondern dem allein<br />

Ausgestaltungs- <strong>und</strong> Ergänzungsfunktion zukommt. 71<br />

64 Vgl. speziell zu Art. 6 Abs. 5 GG Pieroth/Schlink, Gr<strong>und</strong>rechte. Staatsrecht II, 25. Aufl. 2009,<br />

Rn. 665.<br />

65 BVerfGE 8, 210, 218; E 25, 167, 173; E 44, 1, 18.<br />

66 Vgl. etwa Uhle, in: BeckOKGG, Art. 6 Rn. 78; Schmitt-Kammler/von Coelln,, in: Sachs, Kommentar<br />

zum Gr<strong>und</strong>gesetz, Art. 6 Rn. 90.<br />

67 Vgl. dazu BVerfGE 22, 363, 388.<br />

68 BVerfGE 24, 119, 135; E 76, 1, 48; Jestaedt, in: BK-GG, Art. 6 Abs. 2 <strong>und</strong> 3, Rn. 219 ff.<br />

69 Vgl. Franz/Günther, JuS 2007, 716, 720<br />

70 BVerfGE 26, 44, 61; Schmitt-Kammler/von Coelln,, in: Sachs, Kommentar zum Gr<strong>und</strong>gesetz, Art. 6<br />

Rn. 79.<br />

71 Jarass/Pieroth, Kommentar zum Gr<strong>und</strong>gesetz, Art. 6 Rn. 78; Seiler, in: BK-GG, Art. 6 Abs. 5 Rn. 62.<br />

<strong>Iurratio</strong><br />

Ausgabe 3 / 2013<br />

123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!