2 Entwicklungsgeschichte des Dorfes - Verbandsgemeinde Nassau
2 Entwicklungsgeschichte des Dorfes - Verbandsgemeinde Nassau
2 Entwicklungsgeschichte des Dorfes - Verbandsgemeinde Nassau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Aber dem Planer dieser neuen Schule (dem derzeitigen<br />
Kreisbaumeister) ist im nachhinein gesehen auch kein<br />
Lob auszusprechen. Ließ er doch den Lehrsaal ohne Unterkellerung<br />
bauen und nach 30 Jahren war der Einbau<br />
von Doppelfenster von Nöten, da in kalten Wintern der<br />
Lehrraum einem Eiskeller glich. Und ausgerechnet da gab<br />
auch noch der alte eiserne Ofen den „Geist" auf.<br />
Einige Eltern von schulpflichtigen Kindern stellten kurz<br />
nach der Inflation (1923) an die Gemeinde den Antrag<br />
auf einen Kinderspielplatz, aber dem wurde erst nach<br />
weiteren fünfzig Jahren entsprochen. Viel Freizeit blieb<br />
den Kindern zu dieser Zeit nicht, waren sie doch nach<br />
dem Schulunterricht, mittags, in den Arbeitsrhythmus<br />
der Eltern eingebunden, die fast alle in der Landwirtschaft<br />
tätig waren. In dieser einklassigen Schule mit teilweise<br />
40 und mehr Schülern wurden alle von einem Lehrer,<br />
in allen Fächern unterrichtet!<br />
Zweihundertundsiebzig Jahre wurde in diesen Dorfschulen<br />
gelehrt. So kam nun die Verwaltungsreform um<br />
1970. Die im Herzogtum <strong>Nassau</strong> von 1817 durchgeführte<br />
Reform war nicht mehr zeitgemäß. Man ließ zwar die<br />
Schule im Dorf, aber den Lehrer gab es ab diesem Zeitpunkt<br />
nur in den Mittelpunktschulen, bei uns am Sitz<br />
der <strong>Verbandsgemeinde</strong>verwaltung. Man „karrte" nun ab<br />
April 1966 alle schulpflichtigen - und Kindergartenkinder<br />
aus den Dörfer dieses Verwaltungsbezirks zusammen<br />
an diese zentrale Stelle.<br />
Wahrlich eine verantwortungsvolle Aufgabe!<br />
Ab diesem Zeitpunkt standen nun die Dorfschulen leer.<br />
Teils wurden sie zu Dorfgemeinschaftshäusern umgebaut,<br />
teils an Private verkauft. Letzteres geschah 1972 bei uns.<br />
C HRONIK DER GEMEINDE DORNHOLZHAUSEN<br />
4.3 Jetzt noch einige markante Zeilen<br />
aus der Chronik:<br />
Schon 1819 wurde das Lehramt der Industrielehrerin erwähnt<br />
- heute nennt man sie Handarbeitslehrerin - die<br />
damals für einen Hungerlohn (siehe Kopie von 1865)<br />
den Mädchen ab dem 3. Schuljahr das Spinnen, Strikken,<br />
Nähen, Stopfen usw. beibrachten.<br />
Nach einem Reskript vom 27.09.1785 soll auch die weibliche<br />
Jugend im Rechnen und Schrieben unterrichtet<br />
werden.<br />
Eine Episode, festgehalten von einem damaligen<br />
Lehrer........dass die Psalmen in früheren Zeiten auswendig<br />
gelernt wurden und später hin nicht mehr geschah,<br />
darüber musste sich der damalige Lehrer einen Vorwurf<br />
machen lassen, sagte ein Bürger von Geisig:<br />
Es ist doch jetzt eine böse Welt - was ist die Jugend so<br />
böse, aber was machts, es werden in der Schule lauter<br />
weltliche Sachen getrieben, wenn ich an meine Schulzeit<br />
denke, da wurden jede Woche 2 Psalmen hergesagt<br />
und das hieß gelernt. - Worauf sein Nachbar ihm einfiel:<br />
Ja, ja! Das hieß gelernt, und wir können doch nichts!<br />
In einer alten Verordnung von 1809 heißt es:<br />
.......dass man noch nicht einmal einen Mann in hiesigen<br />
Kirchspiel finde, der seinen Namen ordentlich schreiben<br />
könnte, weshalb es schwer sei, einen Mann zu finden,<br />
der die Stelle eines Schultheißen versehen könne.<br />
Die hiesigen drei Orte der früheren Kirchspiel-Schule waren<br />
vierherrisch, nämlich:<br />
<strong>Nassau</strong>-Usingisch<br />
<strong>Nassau</strong>-Oranisch<br />
<strong>Nassau</strong>-Saarbrückisch<br />
Hessisch<br />
Im Jahr 1780 wurden die Gemeinden an den Fürsten<br />
<strong>Nassau</strong>-Usingen übergeben.<br />
35