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Anno 1597: Winsens Bürgerwehr - Schützenkorps Winsen von 1848 ...

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unterstellt werden.<br />

Zunächst schoß die <strong>Winsen</strong>er Schützengilde auf die Scheibe, später auf den Vogel. Sicher ist, daß<br />

1618 ein Vogelschießen war. Das Fest hatte ein Nachspiel. Der <strong>Winsen</strong>er Bürger Matthias Meyer<br />

schoß den Vogel ab, und dies sowohl im wörtlichen Sinne als auch im sprichwörtlichen Sinne. Meyer<br />

stand nun die sogenannte Freigerechtigkeit zu, daß heißt, er brauchte ein Jahr lang keine Steuern zu<br />

zahlen. So wollte es der Brauch. Die Stadt <strong>Winsen</strong> aber mauerte. Daraufhin beschwert sich Meyer in<br />

Celle und bekam Recht. Unter dem 09.Juli 1618 verfügte die Regierung des Fürstentums, daß dem<br />

<strong>Winsen</strong>er Schützen die Freigerechtigkeit zu gewähren war.<br />

Nach dem 30jährigen Krieg schossen die <strong>Winsen</strong>er Schützen, erst unregelmäßig und schließlich<br />

regelmäßig, Jahr für Jahr auf die Scheibe. So gab es auch 1652 ein Scheibenschießen. Offenbar als<br />

Erinnerung an die früheren Vogelschießen ließen zehn Schützen, möglicherweise die Vorsteher der<br />

Gilde, im selben Jahr einen massiven silbernen Vogel herstellen. Alle zehn verewigten sich darauf,<br />

und zwar in dieser Reihenfolge: Joachimus Hoppe, Christoph Behre, Henning Flint, Hans<br />

Wehrhagen, Peter Hinkeldey, Ernst Pape, Schaffer Paul Mencke, Hans Schütte, Christoph<br />

Quedensen, Carsten Behre."<br />

Ab 1695 gab es regelmäßig ein Scheibenschießen. Aber bevor die Schützengilde zur Tat schreiten<br />

mochte, inspirierte sie ein Schreiben des <strong>Winsen</strong>er Rates an den Herzog zu Celle vom 27.Juli 1694.<br />

Das ganze Schreiben ist ein einziges Klagelied. Die Bürgerschaft zu <strong>Winsen</strong> sei verarmt. Ihre<br />

Gewehre habe die verkauft, oder sie seien verrostet. Nur etwa jeder zehnte Mann habe noch ein<br />

Gewehr Dabei brauchte die Stadt aufgrund ihrer Verkehrslage eine "exercirte Bürgerschaft", also eine<br />

im Schießen wohlgeübte Mannschaft.<br />

Das Klagelied mündete in die Bitte, der Herzog möge jeweils zum <strong>Winsen</strong>er Schützenfest eine<br />

"Beysteuer" geben, heißt einen Preis.<br />

Das tat der Herzog. Fortan erhielt die <strong>Winsen</strong>er Schützengilde Jahr für Jahr zehn Taler. Dieses Geld<br />

wurde ohne Abzug dem jeweiligen Schützenkönig ausgezahlt. Dazu legte die Stadt einen silbernen<br />

Löffel und vier Lot. Weitere 14 Preise - sicher auch <strong>von</strong> der Stadt bezahlt - bestanden in zinnernen<br />

Schüsseln und Schalen. Ihre Unkosten konnte die Stadt - wenigsten zum Teil - aus dem Ertrag zweier<br />

Wiesen decken; es handelte sich um die große und kleine Scheibenwiese.<br />

Der Termin des <strong>Winsen</strong>er Schützenfestes scheint ab 1695 der Mittwoch nach Pfingsten gewesen zu<br />

sein. Daneben gab es noch kleine Scheibenschießen, verteilt auf die Sonntage drei bis vier Wochen<br />

vor und fünf bis sechs Wochen nach Pfingsten. Auch bei den kleinen Schießen konnte man<br />

Zinnsachen gewinnen.<br />

Auf der anderen Seite war der König des großen Schießens verpflichtet, ein silbernes Schild zum<br />

Andenken an sein Königsjahr zu stiften.<br />

Wie die Schützenfeste nach 1694 abliefen, ist bekannt. Morgens um sechs wurden die<br />

Bürgertrommeln geschlagen. Daraufhin hatte sich jeder Bürger mit seinem Feuerrohr nebst Munition<br />

und Seitengewehr bei seiner Korporalschaft einzufinden. Die <strong>Winsen</strong>er Bürger waren nach Straßen in<br />

acht Korporalschaften eingeteilt.<br />

Um sieben Uhr marschierten die Korporalschaften zum Rathaus. Der König des Vorjahres wurde <strong>von</strong><br />

zwei Ratsherren und seiner Korporalschaft abgeholt und vorm Rathaus vom gesamten Rat<br />

empfangen. Sodann schmückte man ihn in der "Casse-Stube", das heißt in der Kämmerei, mit den<br />

"Schildereyen", mit dem Zeichen seiner Würde. Die <strong>von</strong> jedem König zu liefernden Schilder waren<br />

gewiß bereits Bestandteile einer Königskette.<br />

Auf dem Marsch zum Schießplatz - wo immer der sich befand - ging des Bürgermeister mit der<br />

ersten Kompanie, woraus zu schließen ist, daß die acht Korporalschaften mindestens zwei<br />

Kompanien bildeten.

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