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Anno 1597: Winsens Bürgerwehr - Schützenkorps Winsen von 1848 ...

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1943: Das Schützenhaus wird Lazarett<br />

Die Kräfte der braune Zeit setzten sich nicht durch, soweit es auf das <strong>Winsen</strong>er <strong>Schützenkorps</strong><br />

ankam. Schon 1936 gab es an der Königstafel wieder zwei Gänge. Und der neue König war ein<br />

Exponent des alteingesessenen Bürgertums: der Kohlenhändler Heinrich Rieckmann junior. Gerade<br />

vier Jahre zuvor <strong>Anno</strong> ´32 hatte sein Vater, der Schiffseigner Heinrich Rieckmann senior, den<br />

Königsschuß abgegeben.<br />

Und die nächsten Könige in den Kulissen des NS-Regimes, das heißt in der mit Hakenkreuzfahnen<br />

übersäten Stadt, waren ebenso bürgerlich: Apotheker Dr. Dr. Theodor Meinecke (1937), Kaufmann<br />

und Zigarrenhändler Willy Fricke (1938) und Ingenieur und Autohändler Otto Wolperding (1939).<br />

Und aus war die Reihe. In den nächsten Jahren gab es wegen des Zweiten Weltkrieges kein<br />

Schützenfest und keine Könige mehr. Otto Wolperding war der König mit der längsten Amtszeit. Elf<br />

Jahre dauerte es bis 1950 wieder ein <strong>Winsen</strong>er Schützenkönig proklamiert werden konnte.<br />

Noch ein bürgerlicher Akzent würzte das Schützenfest 1936. Als das <strong>Schützenkorps</strong> am Freitag, dem<br />

3. Juli, bei seinem Ausmarsch vorm Rathaus haltmachte, da wurde Ehrenkommandeur Julius<br />

Schröder in den Sitzungssaal hinaufgebeten. Dort überreichte ihm der Bürgermeister Dr. Otto Sievers<br />

die Ehrenbürgerurkunde der Stadt <strong>Winsen</strong>. Die Ehre galt nicht allein dem Ehrenkommandeur der<br />

Schützen, sondern gleichzeitig dem langjährigen Mitglied des Rates und dem Ehrenobermeister der<br />

Bäckerinnung. Ein Blick zurück ins bürgerliche Schützengrüne <strong>Winsen</strong> - die schwarze Kompanie<br />

kam dabei nicht vor.<br />

Es nützte ihr auch nichts, daß sie sich durchorganisierte. Alfred Kappenberg und der Betriebsleiter<br />

<strong>von</strong> Eriksen, Paul Gembrys, traten als Leutnants an die Spritze der Kompanie. Ein weiterer<br />

Schwarzer wurde zum Feldwebel befördert. Vier Schwarze waren künftig Oberjäger, darunter August<br />

Hoffmann, der König des Jahres ´35.<br />

Auch das <strong>von</strong> Kommandeur Wehrmann und Ortsgruppenleiter Rönneburg ersonnene neue Konzept<br />

setzte sich letztlich nicht durch. Danach sollte die Zweiteilung in eine grüne und in eine schwarze<br />

Kompanie aufgehoben werden. Stattdessen wollte man acht Schießgruppen schaffen, und zwar nach<br />

Straßenzügen geordnet. Insoweit schien das alte Konzept der <strong>Bürgerwehr</strong> mit acht Korporalschaften<br />

durch. In den Gruppen hätte man die Bürgerlichen und die Arbeiter <strong>von</strong> Eriksen mischen können -<br />

Volksgenossen mit Volksgenossen. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs war ohnehin allen<br />

Neuerungen der Boden entzogen. Die Schützen wurden Soldaten. Die grünen Schützen in noch<br />

größerer Zahl als die schwarzen; denn Eriksen war ein Betrieb mit wichtigen Produktionen innerhalb<br />

der Kriegswirtschaft.<br />

Seit 1943 diente das Schützenhaus als Lazarett. Insgesamt sechs Lazarette wurden in <strong>Winsen</strong><br />

eingerichtet. Das Schützenhaus mit seinen drei Sälen war das größte unter ihnen.<br />

Im Schießstand wohnten unmittelbar nach dem Krieg Flüchtlinge. Als Hans Wehrmann am 12.Juli<br />

1946 aus der Gefangenschaft nach <strong>Winsen</strong> zurückkehrt, da schwang er sich sofort aufs Fahrrad und<br />

fuhr zum Schützenplatz. Mal sehen, wie es da inzwischen aussah!<br />

Auf dem Schießstand sah es am schlimmsten aus. Der Familienvater, der dort mit den Seinen hauste,<br />

war soeben dabei, Feuerholz zu machen. Sein Rohstoff waren die Königsscheiben. Bis hoch zur<br />

Decke hingen die an den Wänden der Schießhalle.<br />

Sofort stoppte Hans Wehrmann das unverzeihliche Tun. Einige Scheiben waren nicht mehr zu retten.<br />

Die meisten konnte er sichern. Von zu Hause holte er Trecker und Anhänger und lagerte die<br />

geretteten Scheiben auf dem häuslichen Heuboden. Vater Fritz Wehrmann, der Bruder <strong>von</strong>

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