Anno 1597: Winsens Bürgerwehr - Schützenkorps Winsen von 1848 ...
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<strong>Winsen</strong>er Jungs freuen sich auf ihr<br />
Kinderschützenfest<br />
Der Kletterbaum auf dem Schützenplatz.<br />
Ein Kinderfest war mit dem <strong>Winsen</strong>er Schützenfest schon lange verbunden. Aber ein<br />
Kinderschützenfest mit einem Kinderkönigspaar, das gab es 1924 zum erstenmal.<br />
Das Kinderfest im Vorjahr - 1923 - war besonders erfolgreich verlaufen. 1000 Kinder aus dem noch<br />
nicht einmal 5000 Einwohner zählenden Städtchen hatten daran teilgenommen, das heißt alle<br />
vorhandenen Kinder. Die Anziehungskraft des Festes war noch dadurch erhöht worden, daß ein<br />
Freund der Jugend, wie die "<strong>Winsen</strong>er Nachrichten" diskret ankündigten, 1000 Stücke Kuchen für<br />
den Montagnachmittag gestiftet hatte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war dieser Jugendfreund der<br />
Schützenkönig des Jahres 1923, der Bäckermeister Otto Meyer.<br />
1924 jetzt kriegte das Kinderfest die unverwechselbare Form eines Kinderschützenfestes. Auf der<br />
Marktstraße stellten sich die Kinder auf. Die Mädchen kamen möglichst mit Blumenreifen, die<br />
Jungen mit Luftgewehren. Zwischen den marschbereiten Kindern eine Fülle <strong>von</strong> Kinderwagen und<br />
Kinderkarren. Die gesamte nachfolgende Generation war zur Stelle, um mit Schützenmusik, geleitet<br />
<strong>von</strong> Schützen, quer durch die Stadt zum Schützenplatz hinauszumarschieren.<br />
Draußen auf dem Festplatz schossen die Jungen mit Luftgewehren auf Scheibe. Auf die Mädchen<br />
wartete das Vogelstechen; dazu mußte jede Teilnehmerin einen an einem Bindfaden befestigten<br />
hölzernen Vogel in die Hand nehmen, rückwärts nach oben ziehen und auf eine Scheibe losfliegen<br />
lassen. Die untere Grenze für die Beteiligung an diesen Wettkämpfen war in der Regel das zehnte<br />
Lebensjahr. Die kleineren Kinder vergnügten sich bei Eierlaufen und Topfschlagen.<br />
Waren der treffsicherste Junge und das treffsicherste Mädchen ermittelt, kam es zur Proklamation des<br />
Kinderkönigspaares. Das allererste <strong>Anno</strong> 1924 bildeten Heini Sack und Elli Tangermann. In der Liste<br />
der <strong>Winsen</strong>er Kinderschützenkönige stehen etliche Namen späterer richtiger Schützenkönige.<br />
Nach der Proklamation war Kuchenpolonäse. Vorm Schießstand kriegte jedes Kind ein Stück<br />
Kuchen. Auch 1924 waren 1000 Kuchenstücke erforderlich. Ein Vorgänger der Kuchenpolonäse war<br />
übrigens die Schokoladenspende gewesen. Sie ist beispielsweise für das Schützenfest 1912 bezeugt.<br />
Jedes Kind bekam vom Schützenkönig ein Stück Schokolade.<br />
Zu den kleinen Geschenken des Kinderschützenfestes gehörten weiter Freikarten für Karussells,<br />
Luftschaukel und andere Herrlichkeiten. Eine Attraktion war bis in die Jahre nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg der Kletterbaum. An einem um den Baum gelegten Ring, den man hinablassen und nach<br />
oben ziehen konnte, hingen die verschiedensten Preise. Viele <strong>Winsen</strong>er Jungen waren ehedem fix im<br />
Klettern; sie hatten es im Turnunterricht regelrecht gelernt. Später, als der Sport das Turnen ablöste,<br />
schwanden die Kletterkünste. Schließlich war kein Junge mehr in der Lage, einen Baumstamm<br />
hinaufzuklettern. Der Kletterbaum wurde abgeschafft.<br />
Große Verdienste um das <strong>Winsen</strong>er Kinderschützenfest haben sich Günter Meyn und seine Frau Jo<br />
erworben. 1963 waren sie erstmals für das gesamte Programm am Montagnachmittag verantwortlich.<br />
1989 leiteten sie das Kinderschützenfest zum 27. Male. Danach übernahmen Jüngere die Regie.<br />
Das Kinderschützenfest 1977 fiel mitten in die großen Ferien der Schulen. Statt der erwarteten 2000<br />
Teilnehmer konnte Günter Meyn nur 1000 zählen. So viele Kinder waren auch 1923 gekommen.<br />
Inzwischen hatte das seit 1972 um 13 Ortsteile anwachsende <strong>Winsen</strong> rund 30 000 Einwohner,<br />
sechsmal soviele wie 50 Jahre zuvor. Es gab wesentlich mehr Kinder als <strong>Anno</strong> dazumal. Aber die<br />
Verhältnisse, in denen Kinder lebten, hatten sich grundlegend geändert. Die großen Ferien wurden<br />
nicht mehr zu Hause verbracht. Die Kinder fuhren mit ihren Eltern oder allein weg. Die Gesellschaft<br />
war mobiler geworden. Das Kinderschützenfest auf dem Schützenplatz hinter der Bahn hatte viel <strong>von</strong>