STZ No. 7-1 - StadtZeit Kassel

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SZ: Herr Dr. Hakes, seit letztem Jahr erproben Sie in nordhessischen Unternehmen Anreizsysteme zur Wissensteilung in kleinen und mittleren Unternehmen. Was macht den Wissenstransfer so wichtig? WH: Die immer wichtiger werdende Produktionsressource Wissen muss im Unternehmen ohne Barrieren fliessen können. Der Mangel an der Bereitschaft zur Nutzung, Teilung und Entwicklung des Mitarbeiterwissens gehört zu den schwierigsten Barrieren beim Umgang mit Wissen in Unternehmen. Wenn Wissensmanagement funktionieren und zum Unternehmenserfolg beitragen soll, müssen die Mitarbeiter zur Teilnahme an einer wissensbasierten Unternehmenskultur motiviert werden. Entsprechende, vor allem sogenannte immaterielle Anreizsysteme können dazu beitragen, diese Bereitschaft zu verstärken. SZ: Geht es nur darum, Wissen als 32 EU-Verbundprojekt KMU Wissen „Wissensteilung als Win-Win-Situation“ „Wir haben keine Zeit, die Segel zu setzen, weil wir rudern müssen“, beschreibt Dr. Wilfried Hakes die Situation hinsichtlich gezieltem und strukturiertem Wissensaustausch in vielen Unternehmen. StadtZeit Kassel sprach mit dem Spezialisten für Wissensmanagement. Produktionsressource im unternehmerischen Verwertungszusammenhang zu sehen? WH: Nein, es geht beileibe nicht darum, nur das Wissen aus den Köpfen der Mitarbeiter „abzusaugen“ und zu verwerten. Das würde auf Dauer auch überhaupt nicht funktionieren. Wissensaustausch funktioniert nur als Win-Win-Situation, bei der sowohl das Unternehmen als auch der einzelne Mitarbeiter profitiert. Funktionierender Wissensaustausch erfordert ein „Können“ und ein „Wollen“ SZ: Wenn Anreizsysteme erprobt werden müssen, spricht das dafür, dass es keinen ungehinderten Wissensfluss im Unternehmen gibt. Was sind die Gründe? WH: Rahmenbedingung für einen ungehinderten Wissensfluss ist zu allererst ein Umfeld, welches Wissenstei- lung und -nutzung ernsthaft erwartet und ermöglicht. D.h. eine offene, wissensorientierte Unternehmenskultur, die auch Zeit für Wissenstätigkeit einräumt, ein entsprechendes glaubhaftes Commitment der Unternehmensführung und das Vorhandensein geeigneter Kommunikationsstrukturen (und sei es nur eine Kaffeeecke). Diese Rahmenbedingung wird aber oft genug durch zahlreiche Barrieren verbaut. Gerade in kleinen und mitteleren Unternehmen dominiert das Tagesgeschäft und so führt bereits allein der Zeitmangel dazu, dass den Mitarbeitern de facto keine Möglichkeit zum Wissensaustausch bleibt. Dieser Zustand lässt sich sehr treffend mit der folgenden Metapher beschreiben: „Wir haben keine Zeit, die Segel zu setzen, weil wir rudern müssen“. Die oben genannten Voraussetzungen, so sie denn gegeben sind, versetzen die Mitarbeiter aber zunächst nur in eine geeignete Ausgangssituation für den Wissensaustausch. Sie könnten nun, wenn sie wollten. Genau dieses Wollen, also die Bereitschaft der Mitarbeiter, ihr Wissen tatsächlich untereinander auszutauschen, muss noch dazu kommen. An dieser Stelle gibt es weitere potentielle Barrieren, wie beispielsweise Ängste vor Kompetenzverlust. Hier setzen nun auf der Basis einer entsprechenden Vertrauenskultur des Unternehmens die Anreizsysteme an. Zunehmende Bedeutung immaterieller Anreizsysteme SZ: Welche ungeahnten Probleme sind bei Ihrem Projekt aufgetaucht? WH: Wohl aufgrund unserer Erfahrungen im Bereich Wissensmanagement sind keine ungeahnten, sondern vorhersehbare Probleme aufgetaucht. Dazu gehört in allererster Linie der Zeitmangel im Alltagsgeschäft, gerade der KMU´s. Der kann rasch dazu führen, dass die guten Vorsätze verdrängt werden und beim Wissensaustausch die Kontinuität und somit auch die Nachhaltigkeit verloren geht. SZ: Welche Lösungen haben Sie dafür gefunden? WH: Die Lösung hierfür liegt eindeutig im ausdauernden Commitment der Unternehmensführung in Bezug auf den Wissensaustausch und somit in der Nachhaltigkeit der Wissensorientierung der Unternehmenskultur. SZ: Sind die Erkenntnisse aus Ihrem Projekt auch auf andere Unternehmen übertragbar und wie kann die Region von Ihren Erfahrungen profitieren?
Europäischer Sozialfonds WH: Trotz der Unterschiedlichkeit von Unternehmen und ihrer jeweils individuellen Gestaltung des Wissensaustauschs finden sich sowohl als ein Ergebnis des vorliegenden Projektes als auch in der entsprechenden Literatur bei der Frage nach einem allgemein gültigen Modell konvergierende Einschätzungen. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung immaterieller und vor allem intrinsisch motivierter Anreizsysteme mit den hierzu gehörigen Motivationselementen wie Vertrauen, Anerkennung, Teamgeist und Wertschätzung. Profitieren können Unternehmen aus der Region, indem sie dieses Erfahrungswissen entsprechend der Projektidee bei uns „abholen“. Hierzu bieten wir Vorträge und Impulsreferate an. Herr Dr. Hakes, vielen Dank für Ihre Ausführungen Zur Person: Dr. Wilfried Hakes ist als Privatdozent und Lehrbeauftragter an der UniKassel tätig. Mit dem Projekt „Anreizsysteme für die Wissensteilung in KMU“ leitet er bereits zum zweiten Mal ein Projekt aus der Reihe KMU Wissen. Seine Beratungs- und Arbeitsschwerpunkte sind neben dem Wissensmanagement die Bereiche eLearning und eKommunikation. Die Projektreihe KMU Wissen Ein gemeinsames Projekt Universität Kassel und der OctaMedia GmbH Die kooperative Entwicklung und die gemeinschaftliche Nutzung innovativer Anwendungen der e- Kommunikation war ab 2002 des erste Projekt der Reihe. Das Folgeprojekt mit dem Ziel der Einführung von Wissensmanagement in KMU startete 2005. Im Fokus der Betrachtung lagen dabei die Kommunikationsprozesse der einzelnen Unternehmen, die durch den Einsatz von E-Kommunikationstechnologien unterstützt wurden. Die „Erprobung von Anreizsystemen zur Wissensteilung in KMU“ setzt darauf auf und unterstützt die Unternehmen, innerbetriebliche Strukturen zu etablieren, die einen auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegten, lebendigen Wissensaustauschprozess ermöglichen. Anreizsysteme, die dazu beitragen, die Bereitschaft zur Wissensteilung zu verstärken werden derzeit in sieben nordhessischen Unternehmen erprobt. Die Verfügbarkeit von Information allein reicht nicht aus, um einen Wissenstransfer sicherzustellen. Aneignung, Anwendung und Weitergabe von Wissen ereignet sich in Situationen, in denen Menschen miteinander kommunizieren. Das Medium, in dem Wissen lebt, sind nicht Bibliotheken, Archive oder Datenbanken, sondern die menschliche Interaktion und Kommunikation. Das Projekt KMU Wissen etabliert vor diesem Hintergrund effiziente, unternehmensspezifischeKommunikationsstrukturen zwischen Wissensträgern und denjenigen, die den Bedarf an deren Wissen haben. Am aktuellen Projekt beteiligt sind: AuE, Automations- und Einstelltechnik Kassel GmbH AKGG gGmbH, Arbeitskreis Gemeindenahe Gesundheitsversorgung SRE Stockmann + Reinländer Elektrotechnik GmbH enco energie consulting GmbH Bernecker Mediagruppe BaseTech, effiziente Umwelttechnik InTec Elektro-Team GmbH KMU-Projektbeteiligte bieten Vorträge und Impulsreferate Die Projekt-Initiatoren möchten ihre im Rahmen des Pilotprojektes erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Erprobung von Anreizsystemen zur Wissensteilung in kleinen und mittleren Unternehmen teilen und weitergeben. Sie bieten kostennfreie Vorträge, Impulsreferate und einen offenen Gedankenaustausch zu konkreten Erfahrungen mit unterschiedlichen Anreizsystemen an und zum Zukunftsthema Wissensmanagement an. Kontakt: Dr. Wilfried Hakes, OctaMedia GmbH, Tel. 0561/31099-97, kmuwissen@octamedia.de Dr. Gabriele Gorzka, UniKassel- Transfer, Ost-West-Wissenschaftszentrum, Tel 0561/804-3567, gorzka@uni-kassel.de Info: www.kmu-wissen.de 33
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