Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.
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0.4 <strong>Pragmatik</strong> als Performanztheorie 7<br />
Semantik: untersucht <strong>die</strong> Beziehungen zwischen Zeichen und Bezeichneten.<br />
<strong>Pragmatik</strong>: untersucht <strong>die</strong> Beziehungen zwischen Zeichen und Zeichenbenutzern.<br />
(Die Relation zwischen Zeichenbenutzern und Bezeichneten ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie nicht Gegenstand der<br />
Semiotik, da sie nicht auf Zeichen Bezug nimmt.)<br />
Die Semiotik kann man als e<strong>in</strong>e Metatheorie oder Metawissenschaft auffassen, da sie offenläst,<br />
von welcher Art <strong>die</strong> Zeichen, Bezeichneten und Zeichenbenutzer s<strong>in</strong>d. Indem man <strong>die</strong>se Konzepte<br />
konkretisiert, kann man e<strong>in</strong>e bestimmte Wissenschaft als spezielle Form der Semiotik def<strong>in</strong>ieren. Im<br />
Falle der L<strong>in</strong>guistik verwenden wir folgende Konkretisierung:<br />
Zeichen: sprachliche Ausdrücke (Laute, Wörter, Phrasen, Sätze, usw.)<br />
Bezeichnete: Bedeutungen von sprachlichen Ausdrücken<br />
Zeichenbenutzer: Sprecher, Hörer<br />
Die drei Teilgebiete Syntax, Semantik und <strong>Pragmatik</strong> der L<strong>in</strong>guistik entsprechen damit den semiotischen<br />
Kategorien von Charles Morris. <strong>Pragmatik</strong> ist damit <strong>die</strong> Teildiszipl<strong>in</strong> der L<strong>in</strong>guistik, <strong>die</strong> sich<br />
mit der Relation zwischen Sprachbenutzern und sprachlichen Ausdrücken, also dem Gebrauch von<br />
sprachlichen Ausdrücken durch Sprecher und Hörer, beschäftigt. (Die Relation zwischen Bedeutungen<br />
und Sprechern/Hörern stellt <strong>in</strong> etwa <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Kognition (das Denken) dar.)<br />
0.4 <strong>Pragmatik</strong> als Performanztheorie<br />
Da <strong>die</strong> <strong>Pragmatik</strong> den Gebrauch von Sprache, i.e. sprachlichen Äusdrücken, untersucht, kann sie als<br />
Performanztheorie angesehen werden. Performanz bezeichnet (<strong>in</strong> Bezug auf Sprache) <strong>die</strong> Fähigkeit<br />
von Sprechern und Hörern, sprachliche Ausdrücke zu verwenden, zu artikulieren (Sprachproduktion)<br />
und zu verstehen (Sprachperzeption).<br />
Sprecherperformanz<br />
Bezogen auf <strong>die</strong> Produktion von Äußerungen betrachtet <strong>die</strong> <strong>Pragmatik</strong> <strong>die</strong> Fähigkeit e<strong>in</strong>es Sprechers,<br />
sprachliche Äußerungen <strong>in</strong> korrekter, angemessener und zweckgerichteter Weise zu verwenden. Dabei<br />
kann man zwei Fähigkeiten unterscheiden:<br />
korrekter Gebrauch von sprachlichen Ausdrücken: <strong>die</strong> Fähigkeit, Sätze mit Kontexten zu komb<strong>in</strong>ieren,<br />
<strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Äußerung e<strong>in</strong>es Satzes e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n ergibt.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für <strong>die</strong>se Fähigkeit liefert der folgende Satz:<br />
(7) Hans bedauert, dass er geschrien hat.<br />
Die Äußerung von (7) macht nur S<strong>in</strong>n, wenn e<strong>in</strong>e Person, auf <strong>die</strong> sich das Pronomen er beziehen kann<br />
(Hans oder e<strong>in</strong> anderes männliches Wesen im Kontext der Äußerung) geschrien hat (im allgeme<strong>in</strong>en<br />
kann man nur etwas bedauern, das tatsächlich stattgefunden hat). Die Implikation, dass das Ereignis,<br />
welches durch das Objekt von bedauern beschrieben wird, stattgefunden hat, ist e<strong>in</strong> Aspekt der<br />
Bedeutung von bedauern, der jedoch nicht <strong>die</strong> Wahrheit oder Falschheit e<strong>in</strong>er Aussage betrifft (und<br />
daher nicht <strong>in</strong> der Semantik behandelt wird), sondern den Gebrauch von sprachlichen Ausdrücken<br />
e<strong>in</strong>schränkt und daher <strong>in</strong> den Bereich der <strong>Pragmatik</strong> fallen. Um solche Implikationen von aussagenlogischen<br />
Implikationen abzugrenzen, bezeichnet man sie als (pragmatische) Implikaturen (P ist e<strong>in</strong>e<br />
Variable, <strong>die</strong> für e<strong>in</strong>e beliebige Proposition steht):