Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.
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6.2 Auslösen von Implikaturen durch Konversationsmaximen 41<br />
c. Babsi hat nicht mehr als neun K<strong>in</strong>der. (Quantität)<br />
d. Die Fahne ist ausschließlich weiß. (Quantität)<br />
e. B: Ich wurde <strong>in</strong> allen Anklagepunkten freigesprochen. (Quantität)<br />
f. Reich mir das Salz bitte jetzt. (Relevanz)<br />
g. Claus betrat zuerst den Laden und kaufte dann e<strong>in</strong>e Flasche Whisky. (Modalität)<br />
(14-a) ist im wesentlichen der Inhalt der Maxime der Qualität, auf <strong>die</strong> Äußerung (13-a) angewandt.<br />
Nach Grice (1978, p. 114) kann man (14-a) daher nicht direkt als Implikatur bezeichnen (Lev<strong>in</strong>son,<br />
1983, p. 105).<br />
(14-b) entsteht unter der Annahme, dass der Ausdruck alle Philosophen <strong>in</strong>formativer ist als e<strong>in</strong>ige<br />
Philosophen (der Informationsgehalt e<strong>in</strong>es Ausdrucks ist umgekehrt proportional zur Menge der Objekte,<br />
auf <strong>die</strong> er referieren kann (nom<strong>in</strong>aler Ausdruck), bzw. der Welten, <strong>in</strong> denen er wahr ist (Satz).<br />
Mit e<strong>in</strong>ige Philosophen können unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen auch alle Philosophen 24 geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>,<br />
während alle Philosophen nicht e<strong>in</strong>e echte Untermenge aller Philosophen bezeichnen kann). Würde<br />
e<strong>in</strong> Sprecher der Äußerung <strong>in</strong> (13-b) alle Philosophen me<strong>in</strong>en, dann würde er gegen <strong>die</strong> Maxime<br />
der Quantität verstoßen, weil er se<strong>in</strong>er Äußerung nicht den angemessenen Informationsgehalt geben<br />
würde, obwohl er dazu <strong>in</strong> der Lage wäre; daher folgt <strong>die</strong> Implikatur <strong>in</strong> (14-b).<br />
Ähnlich verhält es sich <strong>in</strong> (13-c). Die Aussage <strong>in</strong> (13-c) träfe auch zu, wenn Babsi mehr als neun<br />
K<strong>in</strong>der hätte (Lev<strong>in</strong>son, 1983, p. 106), während <strong>die</strong> Aussage Babsi hat 10 K<strong>in</strong>der nicht erfüllt ist,<br />
wenn Babsi nur neun K<strong>in</strong>der hat. Daher ist <strong>die</strong> Aussage Babsi hat 10 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>formativer als (13-c).<br />
Wenn e<strong>in</strong> Sprecher dennoch (13-c) äußert, impliziert er damit konversationell (mit Hilfe der Maxime<br />
der Quantität) (14-c).<br />
Analog wäre (13-d) (<strong>in</strong>tensional) auch erfüllt, wenn <strong>die</strong> Fahne neben weißen auch noch rote und<br />
blaue Stellen hätte. In <strong>die</strong>sem Fall wäre aber e<strong>in</strong>e entsprechende Aussage <strong>in</strong>formativer, wodurch <strong>die</strong><br />
Implikatur <strong>in</strong> (14-d) ausgelöst wird. In (13-e) wäre ebenfalls e<strong>in</strong>e passende Aussage <strong>in</strong>formativer, falls<br />
B nicht <strong>in</strong> allen Punkten freigesprochen worden wäre.<br />
In (13-f) muss e<strong>in</strong> Hörer der Äußerung aufgrund der Maxime der Relevanz davon ausgehen, dass<br />
sich <strong>die</strong> Bitte auf den jetzigen Zeitpunkt bezieht; wollte der Sprecher das Salz erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>iger Zeit<br />
haben, so wäre (13-f) zum jetzigen Zeitpunkt nicht relevant und würde daher <strong>die</strong> Maxime verletzen.<br />
Daraus ergibt sich <strong>die</strong> Implikatur <strong>in</strong> (14-f).<br />
Die Implikatur <strong>in</strong> (14-g) ergibt sich aus (13-g) daraus, dass der Hörer annimmt, der Sprecher<br />
beachte <strong>die</strong> Maxime der Modalität. Diese besagt unter anderem, dass beschriebene Ereignisse <strong>in</strong> der<br />
Reihenfolge ihrer Beschreibung stattf<strong>in</strong>den (man beachte, dass <strong>die</strong> Implikatur (14-g) auch entsteht,<br />
wenn der Sprecher <strong>die</strong> Maxime der Modalität nicht beachtet, z.B. wenn Claus zuerst e<strong>in</strong>e Flasche<br />
Whisky kauft und dann e<strong>in</strong>en (anderen) Laden betritt; entscheidend ist, dass der Hörer <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung<br />
der Maxime annimmt).<br />
Lev<strong>in</strong>son (1983, p. 104) nennt konversationelle Implikaturen wie <strong>die</strong> <strong>in</strong> (14) Standardimplikaturen:<br />
Standardimplikatur: konversationelle Implikatur, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Konversationsmaximen und ihre<br />
Beachtung durch den Sprecher, bzw. durch <strong>die</strong> Annahme der Beachtung durch den Sprecher<br />
beim Hörer, ausgelöst wird.<br />
24 aus e<strong>in</strong>er festen, vorgegebenen Menge von Philosophen