Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.
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1.2 Deiktische Ausdrücke 15<br />
• aufgezeichnete verbale Äußerung, schriftliche Äußerung: CT ≤ RT<br />
Man beachte, dass man im allgeme<strong>in</strong>en sowohl den Sprecherkontext als auch den Hörerkontext<br />
kennen muss, um e<strong>in</strong>e Äußerung korrekt <strong>in</strong>terpretieren zu können, wie <strong>in</strong> dem folgenden Beispiel:<br />
(2) Ich rufe dich um halb acht an.<br />
Ich bezieht sich dabei auf den Sprecher S, während dich sich auf den Hörer H bezieht. Soweit nicht<br />
anders vermerkt, ist im folgenden mit Kontext e<strong>in</strong>er Äußerung immer der Sprecherkontext geme<strong>in</strong>t.<br />
1.2 Deiktische Ausdrücke<br />
Sprachliche Ausdrücke, <strong>die</strong> Bezug auf den Kontext ihrer Äußerung nehmen, heißen deiktische Ausdrücke,<br />
manchmal auch <strong>in</strong>dexikalische Zeichen:<br />
Deiktischer Ausdruck: sprachlicher Ausdruck, dessen Bedeutung relativ zum Kontext der Äußerung<br />
def<strong>in</strong>iert ist, <strong>in</strong> der er enthalten ist, oder der überwiegend so verwendet wird.<br />
Viele deiktische Ausdrücke können auch nicht-deiktisch verwendet werden, d.h. so, dass ihre Bedeutung<br />
nicht relativ zum Kontext der Äußerung def<strong>in</strong>iert ist (siehe Abschnitt 3.1). E<strong>in</strong>ige Beispiele für<br />
deiktische Ausdrücke s<strong>in</strong>d:<br />
• Personalpronomen: ich, du<br />
• Zeitadverbien: jetzt, heute, nächste Woche<br />
• Ortsadverbien: hier, 200m von hier<br />
• Satzadverbien: aber, daher, im nächsten Kapitel<br />
• Personalmarkierung von Verben: (ich) kaufe, (du) kaufst<br />
• Tempusmarkierung von Verben: ich sage, ich sagte<br />
• Demonstrativpronomen: <strong>die</strong>se Geschichte<br />
1.3 Semantik von deiktischen Ausdrücken<br />
Die <strong>in</strong>tensionale Bedeutung �S� I e<strong>in</strong>es Satzes S ist <strong>die</strong> Menge der Welten, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Aussage von S<br />
wahr ist, oder dazu äquivalent, e<strong>in</strong>e Funktion �S� I : Welten → {T,F} von der Menge der Welten <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Menge der Wahrheitswerte (True, False), sodass �S� I (W) = T genau dann, wenn <strong>die</strong> Aussage von S <strong>in</strong><br />
der Welt W wahr ist. 13 Die <strong>in</strong>tensionale Semantik berücksichtigt den Kontext e<strong>in</strong>er Äußerung nicht.<br />
Die Semantik von deiktischen Ausdrücken kann man als Funktion von deiktischen Koord<strong>in</strong>aten<br />
<strong>in</strong> deiktische Koord<strong>in</strong>aten angeben:<br />
(3) a. �jetzt� D (t) = t<br />
b. �<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stunde� D (t) = t + 1h<br />
c. �hier� D (p) = p<br />
d. �10 M<strong>in</strong> von hier� D (p) = Ort, zu dem man <strong>in</strong> 10 M<strong>in</strong> von p gelangt<br />
13 Diese Def<strong>in</strong>ition ist etwas vere<strong>in</strong>facht, aber für unsere Zwecke ausreichend. E<strong>in</strong>e genauere Darstellung f<strong>in</strong>det man zum<br />
Beispiel <strong>in</strong> Lohnste<strong>in</strong> (1996).