Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.
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5.2 Implikaturen 37<br />
Konversationelle Implikaturen<br />
Nicht konventionelle Implikaturen s<strong>in</strong>d unterteilt <strong>in</strong> konversationelle und nicht konversationelle, nicht<br />
konventionelle Implikaturen; letztere werden hier nicht weiter betrachtet.<br />
konversationelle Implikatur: nicht konventionelle Implikatur, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Hörer mit Hilfe von Annahmen<br />
über <strong>die</strong> Intention des Sprechers, sowie mit Hilfe von grundlegenden Pr<strong>in</strong>zipien des Gebrauchs<br />
von Sprache (sprachlichen Maximen) aus e<strong>in</strong>er Äußerung ableitet.<br />
Im Gegensatz zu semantischen und logischen Implikationen und konventionellen Implikaturen s<strong>in</strong>d<br />
konversationelle Implikaturen nicht aus sprachlichen Ausdrücken, sondern nur aus Äußerungen ableitbar,<br />
weil sie von den Umständen der Äußerung (Kontext), den beteiligten Personen (Sprecher,<br />
Hörer) und ihren Intentionen und gegenseitigen Annahmen abhängen und bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />
In den folgenden Beispielen s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Sätze <strong>in</strong> (5) mögliche konversationelle Implikaturen der<br />
Äußerungen <strong>in</strong> (4):<br />
(4) a. Kannst du mir sagen, wie spät es ist?<br />
b. Der Postbote war gerade da.<br />
c. Alfred öffnete <strong>die</strong> Flasche und nahm e<strong>in</strong>en ordentlichen Schluck.<br />
d. Die Flagge ist weiß, rot und blau.<br />
(5) a. Wie spät ist es?<br />
b. Hol bitte <strong>die</strong> Post aus dem Briefkasten. / Es ist kurz nach zehn.<br />
c. Alfred öffnete zuerst <strong>die</strong> Flasche und nahm dann e<strong>in</strong>en ordentlichen Schluck.<br />
d. Die Flagge ist zum Teil weiß, zum Teil rot und zum Teil blau.<br />
(5-a) folgt aus e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en KonversationsmaximeKonversationsmaximen (siehe Abschnitt 6);<br />
<strong>die</strong> Antwort ja oder ne<strong>in</strong> auf würde gegen <strong>die</strong>se Konversationsmaxime verstoßen und wäre daher<br />
unpassend. Der zweite Satz <strong>in</strong> (5-b) ist e<strong>in</strong>e mögliche konversationelle Implikatur von (4-b), falls<br />
(4-b) als Antwort auf (4-a) gegeben wird und der Postbote immer um 10 Uhr kommt, und <strong>die</strong>s beiden<br />
Gesprächspartnern bekannt ist.<br />
Die Bedeutung “und dann” von und (5-c) und “zum Teil weiß” von weiß wird als konversationelle<br />
Implikatur aufgefasst, weil sie nicht immer vorhanden ist, z.B.:<br />
(6) a. Alfred öffnete <strong>die</strong> Flasche und pfiff e<strong>in</strong>e Melo<strong>die</strong>.<br />
b. Die Flagge ist weiß.<br />
Die konventionelle Bedeutung von und und weiß ist wie folgt:<br />
(7) a. �S1 und S2� I = �S1� I ∧ �S2� I<br />
b. �weiß� = “<strong>die</strong> Farbe weiß enthaltend”<br />
Die Implikatur “vollständig weiß” oder “teilweise weiß” zum Beispiel ergibt sich dann daraus, ob e<strong>in</strong><br />
Gegenstand noch andere Farben hat oder nicht. E<strong>in</strong>e Behandlung <strong>die</strong>ser Bedeutungsunterschiede <strong>in</strong><br />
der Semantik, i.e. als Teil der konventionellen Bedeutung, würde dazu führen, dass fast jedes Lexem<br />
mehrdeutig wäre, und damit zu e<strong>in</strong>er Vervielfachung der Bedeutungen im mentalen Lexikon.<br />
Generalisierte und partikularisierte Implikaturen<br />
Konversationelle Implikaturen s<strong>in</strong>d weiter unterteilt <strong>in</strong> generalisierte und partikularisierte Implikaturen: