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Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.

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0.4 <strong>Pragmatik</strong> als Performanztheorie 9<br />

f. A glaubt, dass er mich durch <strong>die</strong> Frage dazu bewegen kann, morgen bei ihm vorbeizukommen<br />

(allgeme<strong>in</strong>es Pr<strong>in</strong>zip).<br />

g. A möchte, dass ich morgen bei ihm vorbeikomme, falls ich dazu <strong>in</strong> der Lage b<strong>in</strong> (Folgerung,<br />

<strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rter Inhalt).<br />

(12) Argumentative Rekonstruktion des Inhalts von (10-b) (Hörer = A)<br />

a. B teilt mir mit, dass er morgen nach München fährt (wörtliche Bedeutung 8 ).<br />

b. Die Antwort von B ist nicht e<strong>in</strong>e bloße Feststellung, sondern hat etwas mit me<strong>in</strong>er Frage<br />

zu tun (Annahme).<br />

c. B kann nicht am selben Tag nach München fahren und bei mir vorbeikommen (H<strong>in</strong>tergrundwissen),<br />

oder<br />

d. B möchte nicht am selben Tag nach München fahren und bei mir vorbeikommen (z.B.<br />

weil ihm das zu anstrengend ist) (Annahme).<br />

e. B kann morgen nicht bei mir vorbeikommen (Folgerung, <strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rter Inhalt).<br />

(13) Argumentative Rekonstruktion des Inhalts von (10-c) (Hörer = B)<br />

a. A fragt mich, was mit Donnerstag ist (wörtliche Bedeutung).<br />

b. Mit “Donnerstag” ist der kommende Donnerstag geme<strong>in</strong>t (Auflösung e<strong>in</strong>er Ambiguität).<br />

c. A möchte nicht e<strong>in</strong>fach irgendetwas über den kommenden Donnerstag wissen (z.B. welches<br />

Wetter zu erwarten ist), sondern <strong>die</strong> Frage steht <strong>in</strong> Zusammenhang mit A’s voriger<br />

Frage und me<strong>in</strong>er Antwort darauf (Annahme).<br />

d. A stellt mir (implizit) <strong>die</strong>selbe Frage wie vorher, nur auf kommenden Donnerstag bezogen<br />

anstatt auf morgen, d.h. A fragt mich (implizit), ob ich am kommenden Donnerstag<br />

bei ihm vorbeikommen kann (Folgerung aus allgeme<strong>in</strong>em Pr<strong>in</strong>zip).<br />

e. A möchte, dass ich kommenden Donnerstag bei ihm vorbeikomme, falls ich dazu <strong>in</strong> der<br />

Lage b<strong>in</strong> (<strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rter Inhalt, gleiche Argumentation wie <strong>in</strong> (11)).<br />

Beispiel für e<strong>in</strong>e argumentative Rekonstruktion des nicht-wörtlichen Inhalts:<br />

Betrachten wir folgende Äußerung e<strong>in</strong>es Sprechers A, an e<strong>in</strong>en Hörer B gewandt:<br />

(14) Es zieht.<br />

(15) Argumentative Rekonstruktion des Inhalts von (14)<br />

a. A beschreibt e<strong>in</strong>en Zustand (wörtliche Bedeutung).<br />

b. Der beschriebene Zustand ist e<strong>in</strong> unangenehmer Zustand (kulturelle, soziale o.ä. Grundwerte/Konventionen).<br />

c. A möchte mich nicht e<strong>in</strong>fach nur über <strong>die</strong>sen Zustand <strong>in</strong>formieren, sondern er verfolgt<br />

damit e<strong>in</strong>e weitergehende Absicht (Annahme).<br />

d. Wenn A mich über e<strong>in</strong>en unangenehmen Zustand <strong>in</strong>formiert, möchte er mich dazu bewegen,<br />

<strong>die</strong>sen Zustand abzustellen oder zum positiven zu verändern, oder zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag dazu zu leisten, sofern das <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Macht steht (allgeme<strong>in</strong>es Pr<strong>in</strong>zip).<br />

e. A glaubt, dass ich <strong>in</strong> der Lage b<strong>in</strong>, etwas gegen den Zug zu unternehmen (sonst würde<br />

er sich nicht an mich wenden) (allgeme<strong>in</strong>es Pr<strong>in</strong>zip).<br />

f. A möchte, dass ich etwas gegen den Zug unternehme (Folgerung).<br />

g. A und ich wissen beide, dass der Zug durch Schließen des Fensters abgestellt werden<br />

kann (H<strong>in</strong>tergrundwissen).<br />

8 Aus der wörtlichen Bedeutung lässt sich auch schließen, dass beide (A und B) sich nicht <strong>in</strong> München bef<strong>in</strong>den.

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