Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.
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3 Verschiedene Formen des Gebrauchs von deiktischen Ausdrücken<br />
3.1 Deiktischer und nicht-deiktischer Gebrauch<br />
Die Semantik e<strong>in</strong>es deiktischen Ausdrucks ist e<strong>in</strong>e Funktion, <strong>die</strong> deiktische Koord<strong>in</strong>aten <strong>in</strong> deiktische<br />
Koord<strong>in</strong>aten abbildet (vlg. Abschnitt 1.3):<br />
(44) a. �jetzt� D (t) = t<br />
b. �hier� D (p) = p<br />
c. �da� D (p) = Ort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>iger Entfernung von p<br />
Je nachdem, welche Koord<strong>in</strong>aten als Referenzpunkt für <strong>die</strong> Interpretation e<strong>in</strong>es deiktischen Ausdrucks<br />
verwendet werden, unterscheiden wir zwischen deiktischer und nicht-deiktischer Verwendung:<br />
deiktische Verwendung: Als Referenzpunkt wird der Kontext der Äußerung verwendet, im Normalfall<br />
(S,CT,CP) (vgl. Abschnitt 1.1).<br />
nicht-deiktische Verwendung: Der Referenzpunkt ist mehr oder weniger unabhängig vom Kontext<br />
der Äußerung.<br />
Die Bedeutung e<strong>in</strong>es Ausdrucks hängt also nicht <strong>in</strong> jedem Fall vom Kontext der Äußerung ab, i.e.<br />
wenn er nicht-deiktisch verwendet wird. Wird e<strong>in</strong> deiktischer Ausdruck nicht-deiktisch verwendet,<br />
so muss der Referenzpunkt auf andere Weise als durch den Kontext der Äußerung bestimmt werden.<br />
Aber auch bei e<strong>in</strong>em deiktischen Gebrauch ist unter Umständen zusätzliche Information notwendig<br />
oder hilfreich, um den Referenzpunkt für <strong>die</strong> Interpretation genauer zu bestimmen, wie <strong>in</strong> (44-c):<br />
Ohne weitere Informationen besagt der Ausdruck da im wesentlichen nur, dass der bezeichnete Ort<br />
nicht mit dem Ort der Äußerung identisch ist, was e<strong>in</strong>e sehr vage Spezifikation ist. Je nachdem, wieviel<br />
Zusatz<strong>in</strong>formation e<strong>in</strong> Sprecher bei der Verwendung e<strong>in</strong>es deiktischen Ausdrucks dem Hörer zur<br />
Bestimmung des Referenzpunktes gibt, unterscheiden wir zwischen gestischem und symbolischem<br />
Gebrauch:<br />
gestischer Gebrauch: Der Referenzpunkt wird durch e<strong>in</strong>e (visuelle oder akustische) Geste des Sprechers<br />
festgelegt (deiktische und nicht-deiktische Verwendung).<br />
Beispiele für nicht-deiktischen, gestischen Gebrauch von deiktischen Ausdrücken s<strong>in</strong>d:<br />
(45) a. Dies hier ist e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>al, und hier sehen Sie e<strong>in</strong>e Fälschung. (Geste = Zeigen auf betreffende<br />
Objekte)<br />
b. Stell das da hier h<strong>in</strong>. (Geste = Zeigen auf betreffendes Objekt und Ort)<br />
Auch nicht-deiktische Ausdrücke können gestisch verwendet werden, <strong>in</strong>dem durch e<strong>in</strong>e Geste <strong>die</strong><br />
semantische Referenz e<strong>in</strong>geschränkt wird:<br />
(46) Er ist nicht der Chef, er ist nur der Chauffeur. Er ist der Chef. (Geste = Zeigen auf betreffende<br />
Personen)<br />
In (47) ist so e<strong>in</strong> Ausdruck, der e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen e<strong>in</strong>er Geste (laute Stimme) und dem nachfolgenden<br />
Adjektiv laut herstellt. Dadurch wird <strong>die</strong> Bedeutung von laut mit Hilfe der Lautstärke der<br />
Äußerung genauer spezifiziert; folglich handelt es sich hierbei auch um e<strong>in</strong>en gestischen Gebrauch:<br />
(47) Manchmal möchte ich SO LAUT SCHREIEN!<br />
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