11.11.2012 Aufrufe

Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.

Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.

Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6.4 Rekonstruktion von konversationellen Implikaturen 43<br />

In (17-a,b,c) sche<strong>in</strong>t <strong>die</strong> konventionelle Bedeutung der Antworten von B dem Kooperationspr<strong>in</strong>zip<br />

zu widersprechen, da wörtlich genommen ke<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen der Frage von A und der<br />

Antwort von B besteht. Unter der Annahme, dass B sich kooperativ verhält, kann A jedoch vermuten,<br />

dass <strong>die</strong> Antwort von B für <strong>die</strong> Frage <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>sicht relevant ist, und dass daher <strong>die</strong> Äußerung<br />

von B neben dem wörtlichen Inhalt noch e<strong>in</strong>e konversationelle Implikatur enthalten muss, z.B.:<br />

(21) a. Es ist kurz nach zehn. (der Postbote kommt immer um kurz nach zehn)<br />

b. Ernst ist wahrsche<strong>in</strong>lich bei Frauke. (Ernst hat e<strong>in</strong>en roten VW-Käfer)<br />

c. Frauke steht h<strong>in</strong>ter dir.<br />

Die konversationelle Implikatur stellt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> eigentliche Antwort auf A’s Frage dar.<br />

In (18) möchte der Sprecher offenbar durch <strong>die</strong> komplizierte Form der Beschreibung etwas wie<br />

(22) ausdrücken:<br />

(22) Die Sopranist<strong>in</strong> sang fürchterlich.<br />

Allgeme<strong>in</strong> kann man also für den Fall, dass e<strong>in</strong>e Äußerung <strong>in</strong> Bezug auf den konventionellen Inhalt<br />

gegen <strong>die</strong> Konversationsmaximen verstößt, davon ausgehen, dass der konventionelle Inhalt nicht der<br />

<strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rte Inhalt ist (unter der Voraussetzung, dass der Sprecher sich kooperativ verhält), und dass<br />

letzterer als konversationelle Implikatur erschlossen werden muss:<br />

Indiz für das Vorliegen e<strong>in</strong>er konversationellen Implikatur: e<strong>in</strong>e konversationelle Implikatur kann<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Äußerung angenommen werden, wenn der Sprecher <strong>in</strong> Bezug auf den konventionellen<br />

Inhalt gegen e<strong>in</strong>e oder mehrere Konversationsmaximen verstößt.<br />

Diese Formulierung ist e<strong>in</strong> Spezialfall der Charakterisierung von Grice <strong>in</strong> Abschnitt 6.1<br />

6.4 Rekonstruktion von konversationellen Implikaturen<br />

Die Charakterisierung von konversationellen Implikaturen von Grice <strong>in</strong> Abschnitt 6.1 gibt ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise<br />

darauf, wie e<strong>in</strong>e erkannte Implikatur rekonstruiert, d.h. ihr Inhalt ermittelt werden kann; <strong>die</strong>s<br />

lässt sich nur im E<strong>in</strong>zelfall beschreiben. Dennoch schlägt Grice e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Schema vor, nachdem<br />

<strong>die</strong> Rekonstruktion von konversationellen Implikaturen erfolgt (Lev<strong>in</strong>son 1983, p. 113f; Grewendorf<br />

et al. 1987, p. 409):<br />

Rekonstruktionschema für konversationelle Implikaturen:<br />

1. S hat gesagt, dass P.<br />

2. Es gibt ke<strong>in</strong>en Grund anzunehmen, dass S <strong>die</strong> Konversationsmaximen, oder zum<strong>in</strong>dest das<br />

Kooperationspr<strong>in</strong>zip, nicht beachtet.<br />

3. Um P sagen und gleichzeitig <strong>die</strong> Konversationsmaximen oder das Kooperationspr<strong>in</strong>zip<br />

beachten zu können, muss S denken, dass Q.<br />

4. S weiß, dass beide, Sprecher und Hörer, wissen, dass Q angenommen werden muss, damit<br />

S P sagen und sich dabei kooperativ verhalten kann.<br />

5. S hat nichts unternommen, um den Hörer daran zu h<strong>in</strong>dern, Q zu denken.<br />

6. S beabsichtigt also, oder will zum<strong>in</strong>dest zulassen, dass der Hörer denkt, dass Q.<br />

7. S hat also Q impliziert, <strong>in</strong>dem er P gesagt hat.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!