Einführung in die Pragmatik - TheKolibris.
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6.5 Eigenschaften von konversationellen Implikaturen 45<br />
Deduktive Schlussfolgerungen (23) s<strong>in</strong>d nicht anfechtbar:<br />
(23) a. Wenn Sokrates e<strong>in</strong> Mensch ist, dann ist er sterblich.<br />
b. Sokrates ist e<strong>in</strong> Mensch.<br />
c. Sokrates ist sterblich.<br />
(23-c) folgt aus (23-a,b) mit Hilfe des Modus Ponens. Dieser Schluss bleibt auch nach dem H<strong>in</strong>zufügen<br />
beliebiger weiterer Prämissen gültig. 26 Konversationelle Implikaturen s<strong>in</strong>d dagegen anfechtbar.<br />
(24-b) ist e<strong>in</strong>e konversationelle Implikatur und (24-c) e<strong>in</strong>e logische Folgerung von (24-a):<br />
(24) a. E<strong>in</strong>ige Philosophen halten <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig.<br />
b. Nicht alle Philosophen halten <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig.<br />
c. M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Philosoph hält <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig.<br />
(24-a) kann wie <strong>in</strong> (25) paraphrasiert werden (<strong>die</strong> Paraphrasierung gibt <strong>die</strong> genaue Bedeutung besser<br />
wieder):<br />
(25) Es gibt Philosophen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig halten.<br />
Die Implikatur (24-b) kann man annullieren, <strong>in</strong>dem man (24-a) um e<strong>in</strong>e Aussage erweitert, <strong>die</strong> zu der<br />
Implikatur im Widerspruch steht, wie <strong>in</strong> (26-a), paraphrasiert als (26-b):<br />
(26) a. E<strong>in</strong>ige Philosophen halten <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig, vielleicht auch alle.<br />
b. Es gibt Philosophen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig halten, und es ist möglich, dass alle<br />
Philosophen <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig halten.<br />
(26-a,b) s<strong>in</strong>d zusammen mit (24-b) widersprüchlich, ohne (24-b) dagegen erfüllbar, weswegen (24-b)<br />
ke<strong>in</strong>e konversationelle Implikatur von (26-a,b) ist. (24-c) folgt dagegen aus (24-a) bzw. (25) und ist<br />
nicht annullierbar. Der Versuch <strong>in</strong> (27-a), paraphrasiert als (27-b), scheitert:<br />
(27) a. ?E<strong>in</strong>ige Philosophen halten <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig, vielleicht auch ke<strong>in</strong>er.<br />
b. ?Es gibt Philosophen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig halten, und es ist möglich, dass ke<strong>in</strong><br />
Philosoph <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig hält.<br />
Aus (25) folgt, dass es nicht möglich ist, dass ke<strong>in</strong> Philosoph <strong>die</strong> These für uns<strong>in</strong>nig hält, daher s<strong>in</strong>d<br />
(27-a,b) widersprüchlich.<br />
Auf <strong>die</strong> gleiche Weise kann man argumentieren, dass (28-b) e<strong>in</strong>e konversationelle Implikatur und<br />
ke<strong>in</strong>e logische Folgerung von (28-a) ist:<br />
(28) a. Babsi hat neun K<strong>in</strong>der.<br />
b. Babsi hat genau neun K<strong>in</strong>der.<br />
c. Babsi hat m<strong>in</strong>destens neun K<strong>in</strong>der.<br />
(28-c) ist e<strong>in</strong>e Paraphrasierung von (28-a). In (29-a), paraphrasiert als (29-b), ist <strong>die</strong> konversationelle<br />
Implikatur annulliert, da (29-a,b) zusammen mit (28-b) widersprüchlich ist:<br />
(29) a. Babsi hat neun K<strong>in</strong>der, vielleicht sogar noch mehr.<br />
b. Babsi hat m<strong>in</strong>destens neun K<strong>in</strong>der, und es ist möglich, dass Babsi mehr als neun K<strong>in</strong>der<br />
hat.<br />
26 Diese Eigenschaft besagt, dass <strong>die</strong> klassische Aussagenlogik monoton ist, i.e. falls e<strong>in</strong>e Aussage P aus e<strong>in</strong>er Menge<br />
von Aussagen Φ ableitbar ist, dann ist P auch aus jeder Menge Ψ mit Φ ⊆ Ψ ableitbar.