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Titelthema 5<br />
gleichzeitig das Amt des Vor sitzenden im<br />
Vorstand der BfA und des VdAK-Ver band<br />
der Angestellten kran kenkassen so wie ein<br />
Mandat – und wiederholt den Vorsitz –<br />
im Verwal tungs rat des NDR sowie in zwei<br />
Aufsichtsräten inne hatte. Das bedeutete<br />
aber: Privat war ich ein Dauernd Ab wesender<br />
Gatte (DAG!) und beruflich wäre<br />
dieses riesige Ar beits pensum ohne sehr<br />
engagierte Mit ar beiter sowie eine maximale<br />
Nutzung der Telekommunikation<br />
nie zu schaffen gewesen.<br />
<strong>aktuell</strong>: Wo steht die Wohnungs wirt schaft<br />
aus Ihrer Sicht heute und wie sieht Ihr<br />
Ausblick für die Branche aus?<br />
Freitag: Die vom GdW bundesweit vertre -<br />
tenen Wohnungsunternehmen sind ein<br />
wichtiger ökonomischer und gesellschaftlicher<br />
Stabilitäts- und Entwick lungs fak -<br />
tor. Sie haben sich in den vergangenen<br />
Jahren stark gewandelt und – zum Teil<br />
auf schwierigen Wohnungsteilmärkten –<br />
gut entwickelt. Sie sind innovativ und anpassungsfähig;<br />
sie greifen den Wohn wandel<br />
und die veränderten Wohn trends auf<br />
und entsprechen ihnen in ihrem An ge bot.<br />
Die demnächst als GdW-Bran chen bericht<br />
5 veröffentlichten „Unterneh mens trends<br />
2020“ werden diesen Wan del noch einmal<br />
sehr deutlich machen. Die vom GdW<br />
vertretenen Wohnungs un ter nehmen sind<br />
auf die <strong>aktuell</strong>en und kommenden Her -<br />
ausforderungen gut vor bereitet. Sie sind<br />
ausgesprochen zu kunftsfähig.<br />
<strong>aktuell</strong>: Im Koalitionsvertrag hat sich die<br />
Bundesregierung einen ehrgeizigen Fahrp<br />
lan ins Buch geschrieben. Doch an der<br />
Umsetzung hapert es. Nun folgte das<br />
Energiekonzept mit sehr ambitionierten<br />
Zielen. Was muss sich in der (Wohnungs-)<br />
Politik ändern, dass die Kluft zwischen<br />
dem geschriebenen Wort und der tatsäch<br />
lichen und praktikablen Umsetzung<br />
er folg reich gelingt?<br />
Freitag: Die politischen Ziele und das Handeln<br />
müssen wieder vereinigt werden. Ein<br />
Leitartikel in einem Infor ma tions dienst<br />
mit der Überschrift: „Was tut die Bun -<br />
des regierung für die Immobi lien wirt -<br />
schaft?“ bestand im Folgenden aus einer<br />
leeren Seite. Das macht deutlich: Selten<br />
hat eine neue Regierung so klar die Handlungserfordernisse<br />
für die Wohnungs -<br />
wirt schaft formuliert; aber noch nie hat<br />
sich eine Regierung auch so schnell wie<br />
diese von ihren richtigen Zielen verabschiedet.<br />
Lutz Freitag bei <strong>vbw</strong>-Veranstaltungen: gesuchter Gesprächspartner und engagierter Redner<br />
Dem Energiekonzept fehlt bisher für den<br />
Gebäudebereich das Instrumenta rium,<br />
und es fehlt die finanzielle Ausstattung<br />
für die notwendigen Förderprogramme.<br />
Mit dem – vorab befristeten – Ausstieg<br />
aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus<br />
der Kernenergie ist dem Energiekonzept<br />
ein relevanter Bestandteil sowie eine wesentliche<br />
Refinanzierungsmöglichkeit für<br />
Förderinstrumente entzogen worden.<br />
Ab 2012 könnte es die finanzielle Null-<br />
Lösung für die Förderung der Energie -<br />
effi zienz im Gebäudebereich geben.<br />
<strong>aktuell</strong>: Sie haben in einem Interview vor<br />
vier Jahren die Probleme des Verkaufs<br />
gan zer kommunaler Wohnungsunter nehmen<br />
an internationale Finanzin ves to ren<br />
benannt und daran Kritik geübt. In Ba -<br />
den-Württemberg ist kein entsprechender<br />
Verkauf getätigt worden, je doch in<br />
anderen Bundesländern sehr wohl. Wie<br />
haben sich die Verkäufe von Wohnungs -<br />
unternehmen und -beständen auf die<br />
Stadtentwicklung und das Wohnen ausgewirkt?<br />
Freitag: Der Verkauf war grottenfalsch.<br />
Was Gold wert ist, soll man nicht versilbern.<br />
Die heute „wohnungslosen“ Städ -<br />
te beklagen das Fehlen eines wichtigen<br />
wohnungs- und stadtentwicklungspolitischen<br />
Akteurs und Partners. Und Frei -<br />
burg ist uns dankbar, dass wir mitgeholfen<br />
haben, den Verkauf der städtischen<br />
Wohnungsgesellschaft zu verhindern.<br />
<strong>aktuell</strong>: Immer mehr Kompetenzen und<br />
Vorgaben haben sich auf Berlin und zu -<br />
nehmend in Richtung Brüssel verlagert.<br />
Wo sehen Sie da die Perspektiven für den<br />
GdW und die Regionalverbände?<br />
Freitag: Wir haben ab 2002 begonnen,<br />
eine eigene Repräsentanz des GdW in<br />
Brüssel zu schaffen – zusätzlich zu unse-<br />
rer aktiven Mitarbeit in CECODHAS des<br />
europäischen Zusammenschlusses der so -<br />
zialen Wohnungswirtschaft sowie in der<br />
CEEP, der europäischen Interessen ver tre -<br />
tung der öffentlichen Unter neh men. Heute<br />
hat unser Brüsseler Büro einen großen<br />
Einfluss und ein funktionsfähiges Netz -<br />
werk in den für unsere Woh nungs unter -<br />
nehmen wichtigen Poli tik bereichen auf<br />
europäischer Ebene.<br />
<strong>aktuell</strong>: Sie haben uns vor sieben Jahren<br />
gesagt, dass Sie persönlich sowohl die<br />
Wohnsituation des Wohneigentümers als<br />
auch des Mieters und des Mitglieds einer<br />
Genossenschaft kennen. Lässt sich für Sie<br />
ein Trend ausmachen, in welche Rich tung<br />
sich die Märkte entwickeln, welche Wohnform<br />
die Menschen priorisieren? Welche<br />
Vorteile schätzen Sie an Ihrer künftigen,<br />
persönlichen Wohn form?<br />
Freitag: Ich bin weiter Mieter in Berlin,<br />
Eigentümer einer Wohnung in Hamburg<br />
und halte für meinen Sohn, der zurzeit<br />
allerdings in Australien lebt, die Mit -<br />
gliedschaft in einer Genossenschaft aufrecht.<br />
Das Wohnen zur Miete erhält die<br />
Mobilität und bietet qualitätsvolles Wohnen<br />
zu tragbaren Kosten ohne eine gro ße<br />
und lange Kapitalbindung. Das Wohn -<br />
eigentum bindet Kapital und die Men -<br />
schen an den Standort; es schafft andererseits<br />
zusätzliche Sicherheit und eine Al -<br />
tersversorgung für jene, die es sich wirklich<br />
leisten können. Das Ange bot der<br />
Woh nungsgenossenschaften kom biniert<br />
von den beiden anderen Wohnformen<br />
je weils das Gute. Letztlich kommt es auf<br />
die Qualität des Angebots und die Aus -<br />
richtung auf den Bedarf bei der jeweiligen<br />
Wohnform an. Was den Präferenzen<br />
der Menschen entspricht, wird priorisiert.<br />
Herr Freitag, wir danken Ihnen für das<br />
Ge spräch.