Printversion vergriffen: Freier Download BA 55 als PDF - Bad Alchemy
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Außer zwei Platten in den beiden vergangenen Jahren, veröffentlicht<br />
Bram Devens in loser Folge Momentaufnahmen aus seinem Wohnzimmer<br />
in Form der guten alten Kassette. “Der kreative Prozess ist vergleichbar<br />
mit dem beim Zeichnen. Es entstehen Skizzierungen, an denen ich herumspiele,<br />
ausbessere, ergänze etc. Intuition und innere und äußere Einflüsse<br />
tun das Übrige. Außer Gesang und Gitarre verwende ich nur einige<br />
Effektgeräte und einen Computer. Auch Samples, ohne die Auftritte nicht<br />
möglich wären, speisen sich aus eigenen Quellen. Die Möglichkeiten dieser<br />
rudimentären Ausrüstung sind für mich bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />
und erst, wenn ich mich wiederholen würde, müßte ich über Alternativen<br />
nachdenken. Speziell bei Liveauftritten läuft man allerdings<br />
Gefahr, bei den improvisierten Parts immer die gleiche Lösung zu<br />
wählen.”<br />
Nach dieser Schlußfolgerung ist Wiederholung <strong>als</strong>o Stillstand und daher<br />
inakzeptabel. Die Stücke für die beiden (offiziellen) Alben wurden aus einem<br />
jeweils aktuellen Fundus von ihm und dem Plattenlabel nach einem<br />
Punktesystem ausgewählt. Was nicht Gnade in den Ohren der “Jury” fand,<br />
wurde, da Devens zudem den Anspruch hat, stets Aktuelles zu veröffentlichten,<br />
vom Computer erbarmungslos gelöscht.<br />
Die Verbindung mit (K-RAA-K)3 ist eine glückliche - und für belgische<br />
Musiker abseits des Gängigen überhaupt die momentan erste Adresse.<br />
Gerade hat man im Headquarter in Gent auf den zehnjährigen Geburtstag<br />
mit Nurse With Wound, Jac Berrocal und Maher Shalal Bash Haz anstoßen<br />
können. Was mit Toothpick <strong>als</strong> Kassettenlabel begann, mündete<br />
1997 in die Gründung von (K-RAA-K)3 und mit dem Versuch Label, Distribution<br />
und Promotion für andere Musiker und Konzertorganisation parallel<br />
nebeneinander laufen zu lassen. Seit 2002 konzentriert man sich auf<br />
Label und Konzertorganisation und wird mittlerweile auch staatlich<br />
(flämisch) bezuschusst, wodurch sich nun neben der von Dave Driesmans<br />
zwei weitere Teilstellen finanzieren lassen. Auf drei ausgewiesen anspruchsvolle<br />
Festiv<strong>als</strong> – Pauze und Courtisane in Gent und (K-RAA-K)3 in<br />
Hasselt – kleinere Konzerte in Brüssel und Antwerpen, dem Herausgeben<br />
des monatlich erscheinenden Ruis-Magazin und ein halbes Dutzend Labelveröffentlichungen<br />
pro Jahr hat man sich nun eingependelt.<br />
Schnell tief im musikalischen Niemandsland von Drones, Psych, Minimalismus<br />
und Free Folk findet sich derjenige, der sich in den Katalog hineinhört.<br />
Die beiden Alben von Ignatz, spröde I und II betitelt, sind persönliche<br />
Favoriten, aber auch die sich <strong>als</strong> grimmige Vertreter des Death Metal<br />
gebärdenden, musikalisch aber merkwürdigerweise dann doom-folkigen<br />
Silvester Anfang, das zwischen Impro- und Geräuschmusik fungierende<br />
R.O.T.-Ensemble, die schön-seltsamen Psychedelic-Elektronica– und<br />
Gitarrenstücke des Einsiedlers Sami Sänpäkkilä aka ES ziehen nicht minder<br />
in den Bann. Tuk, das Projekt von Guillaume Graux geht live Verbindung<br />
mit visuellen Künstlern ein; die Stücke sind vorwiegend aus zerhäckselten<br />
und manipulierten Bausteinen aus Bekanntem entstanden<br />
und es wird zur Ratestunde eingeladen. Der Instrumentenbauer und Expunk<br />
Stef Heeren wirkt wie ein Sohn von Free-Folk Übervater David Tibet<br />
/ Current 93. Kiss The Anus Of A Black Cat läßt ein permanentes<br />
Augenzwinkern vermuten, lotet aber einen ähnlich globalen Spiritualismus<br />
aus. Greg Malcolm gehört zur jungen Generation von Gitarristen,<br />
die Improvisation im intellektuellen, Bailey'schen Sinn mit Folk verbinden.<br />
Und das nächste Ignatz–Album? Keiji Haino sei ein weiterer wichtiger Einfluss,<br />
mit Jack Rose oder Sunburned kollaborierte er schon – das<br />
(K-RAA-K)3-Netz macht es möglich - aber noch ist Devens mit Vorliebe<br />
Musiker und gleichsam talentierter Improvisierer in eigener Sache. Welche<br />
Drehungen und Wendungen das nehmen wird, interessiert hoffentlich<br />
nicht nur mich?<br />
mehr Infos: www.myspace.com/ignazt (sic!); www.kraak.net; www.mikro-wellen.net<br />
Michael Zinsmaier<br />
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