Printversion vergriffen: Freier Download BA 55 als PDF - Bad Alchemy
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FIREWORK EDITION RECORDS (Hägersten)<br />
Die Kingdoms of Elgaland-Vargaland, kurz<br />
KREV für KonungaRikena Elgaland-Vargaland,<br />
haben seit ihrer Gründung am 27. Mai<br />
1992 durch Subversion und Annektion ihr<br />
Herrschaftsgebiet ständig erweitert, zuletzt<br />
am 10.6.2007 durch die Okkupation<br />
der Isola di San Michele, der Toteninsel,<br />
ehem<strong>als</strong> Teil der Stadt Venedig und der<br />
Republik Italien. Das Reichsgebiet aus „all<br />
border territories between all countries on<br />
earth, and all areas (up to a width of 10<br />
nautical miles) outside all countries’ territorial<br />
waters ... including the Hypnagogue<br />
State (the state between being awake and<br />
being asleep), the Escapistic Territory<br />
(conscious, mental space travel akin to<br />
daydreaming, telepathy, and so on), and<br />
the Virtual Room (a borderless digital<br />
space)“ ist <strong>als</strong>o in beständigem Shapeshifting<br />
begriffen. Und es gibt dazu immer wieder<br />
Versuche, Kontakte zu Geistes- und<br />
Seelenverwandten unter sublimeren Intelligenzen<br />
zu knüpfen. So etwa mit dem Projekt<br />
“Angels via Spirits”, realisiert in der<br />
Robert Berman Gallery, Los Angeles, July<br />
17, 1999. Die KREV-Schlagzeile dazu lautete:<br />
LEIF ELGGREN and CM VON<br />
HAUSSWOLFF, founders of The Kingdoms<br />
of Elgaland-Vargaland and all the citizens of<br />
the Kingdoms of Elgaland-Vargaland establish<br />
contact with the angels. Live in LA (FER<br />
10<strong>55</strong>) dokumentiert, wenn ich die etwas<br />
kryptischen Mizinvormazions recht verstehe,<br />
den vorbereitenden Kraftakt der beiden<br />
Majestäten im Verbund mit PER<br />
SVENSSON, seit Juli 1998 KREV-Konsul in<br />
Smedsby, am 14.7. in den Räumen der<br />
Beyond Baroque Foundation im benachbarten<br />
Venice, CA. Wir hören Atemzüge,<br />
Stimmen, anrufende Morsesignale, dröhnminimalistisches<br />
Grundrauschen und<br />
Wummern beim Versuch, die dimensionalen<br />
Membranen über der Stadt der Engel<br />
durchlässig und die Atmosphäre leitfähig<br />
zu machen. Holziges Klappern lässt vermuten,<br />
dass auch bestimmte rituelle Handgriffe<br />
vorgenommen wurden. Wellen ziehen<br />
mit Dopplereffekt durch den Hörraum,<br />
der in seiner konservierten Schizophonie<br />
‚hier‘ & ‚jetzt‘ von sirrenden Mauerseglern<br />
und den Glocken von St. Adalbero zusätzlich<br />
durchstoßen wird. Eine Automatik beginnt<br />
gebetsmühlenartig zu rotieren, verlangsamt<br />
sich zu einem ‚Trommeln‘. Nach<br />
35 Minuten tatsächlich eine gurgelnde<br />
Stimme: ...I ....was ...born ...under ...a<br />
...wandering ...star. Die Luft wird weicher<br />
und harmonischer, die Kurbelwelle stampft<br />
und bohrt. Bis nur noch keuchende Atemzüge<br />
zu hören sind.<br />
CUNT 69 (FER 1063) ist nach Zzz..., Cod Fish<br />
Suit, 9.11, Two Thin Eating One Fat, The Party<br />
und Experiments with dreams ein weiteres<br />
Werk der Produktionsgemeinschaft von LEIF<br />
ELGGREN och THOMAS LILJENBERG. 66<br />
bruitistisch prasselnde, anfangs wie von<br />
Tambourgetrommel oder Gitarrenlärm durchzogene<br />
Minuten, in denen der Geist von Charles<br />
Bukowski herum gurgelt. Bei ‚Traumreich<br />
vers 2‘ lädt eine Stimme ein dorthin, wo schon<br />
berühmte Vorgänger der beiden Schweden,<br />
Swedenborg, Strindberg und Jürgenson, ihre<br />
Nasen hinein steckten. Bukowski war mehr<br />
der ‚Nose in your pants‘-Typ. Er wird beschworen<br />
<strong>als</strong> eine rau verzerrte Geisterstimme,<br />
die auf paranormalen Kanälen ‚Letzte<br />
Gedichte‘ stammelt (‚Röst‘). Nach diesem 24min.<br />
EVP-Kontakt, rezitieren und instrumentieren<br />
Elggren & Liljenberg Bukowski‘sche<br />
‚Nachlass-Gedichte‘, die ihnen 1996 in Kassel<br />
von einem Künstlersaufkumpan in die Hände<br />
gedrückt worden waren. Lakonisch kurze wie<br />
‚X‘ oder ‚1989‘, ‚(schl)echte‘ wie ‚Alcohol‘<br />
(and pussies / masturbating in front of the Television).<br />
Das 3-teilige ‚Opera‘ rumort mit<br />
Tonbandnoise und paranormalen Gesängen<br />
des Phantoms der Oper. ‚Cuca Cuka‘ träumt<br />
einen apokalyptischen Coca Cola-Alptraum,<br />
‚Nose in your pants‘ und ‚Gold‘ vertauschen<br />
Freudianisch den Johannes des Mannes bzw.<br />
Gold und Scheiße. Aaaaaaiiij!!!<br />
PER SVENSSONs Performance- & Klangkunst<br />
kreist auch bei EL/ELEMENT 1 (FER<br />
1064) um Energie, Element, Alkemi. EL<br />
entstand am 6.10.1987 auf dem Gelände des<br />
AKWs Forsmark I-III <strong>als</strong> Aktion gegen die nukleare<br />
Verschmutzung. Untermischt sind industriale<br />
Klänge aus dem alten Kanonenwerk<br />
in Skeppsholmen bei Stockholm, Gehämmer,<br />
Schweiß- und Mahlgeräusche, Theaterblechdonner.<br />
ELEMENT 1 war eine Aktion am<br />
17.9.1987 vor den Mauern des Königlichen<br />
Schlosses, an die Svensson, von Polizei und<br />
den Wachposten beargwöhnt, Weapon Death<br />
Heat Food Life schrieb. Elementare Geräusche<br />
von Erde, Luft, Feuer, Wasser und Metall<br />
mahnen, dass der Umgang mit ihnen heikel<br />
und zweischneidig ist. Eine Frage von Macht<br />
und Verantwortung. Der Anspruch schwedischer<br />
Elektroakustiker, <strong>als</strong> Neoschamanen<br />
und moderne Alchemisten auf Augenhöhe zu<br />
Göttern und den Mächten dieser Welt zu<br />
sprechen, wird dabei einmal mehr deutlich.<br />
Symbole ersetzen keine Politik? Letztlich sind<br />
auch die Aktionen des schwarzen Blocks, der<br />
Öko-Terrorismus eines Unabombers oder<br />
John Zerzans neo-primitivistische Scherbengerichte<br />
nur handfeste Zeichensprache.<br />
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