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Printversion vergriffen: Freier Download BA 55 als PDF - Bad Alchemy

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EXTREME (Preston)<br />

Extreme setzt seine Antripodean-Reihe fort mit Devic Kingdom (XCD-059) von Dr. RO-<br />

BERT VINCS. Der Australier, der heute am Victorian College of the Arts in Melbourne<br />

lehrt, hat <strong>als</strong> Fairlight CMI-Pioneer seit 1983 seine Spuren auf so mancher Hochglanzproduktion<br />

hinterlassen, aber auch für Tanztheater und Dergleichen komponiert und seit 15<br />

Jahren spielt er im Trio Zeno‘s Wig auch noch Jazz. Hier geht es um seine Virtuosität an<br />

Saxello, Tenorsaxophon und der koreanischen Knochenflöte, wobei er die Klänge mit interaktiver<br />

Elektronik aufmotzt. Dazu wird die Soundpalette noch erweitert durch Garry<br />

Greenwood mit einem ‚Lederhorn‘ & MAX processing-Rhythmik und beim letzten Track<br />

spielt Scott Dunbabbin einen extrem knurrigen Six String Upright Bass zu Vincs ätherischer<br />

Flöte. Was Trompeter von Toshinori Kondo bis Andy Diagram oder Carlos Bechegas<br />

schon mit elektronisch frisierter Flöte anstellten, das überträgt Vincs in unterschiedlichen<br />

Verfremdungsgraden (extrem bei ‚Body without Organs‘) auf Saxophon & Co., mit<br />

faszinierenden ‚Possible Music‘-Effekten. Beim Titelstück gleich zu Beginn, bei ‚Vision<br />

Quest‘, ‚Light Bomb‘ und ‚The Trainman‘ klappert dazu ein Drum‘n‘Bass-Programm vertrackte<br />

Tribal-Beats. Vincs beruft sich auf die Stringtheorie, wonach die Welt deshalb<br />

Klang ist, weil sie sich aus vibrierenden Objekten zusammensetzt. Das M der M-Theorie,<br />

ansonsten <strong>als</strong> Matrix, Master, mystisch oder Mutter gedeutet, steht bei ihm für Music<br />

Technology im Allgemeinen und für Mannigfaltigkeit im Besonderen. Stellt euch Elton<br />

Dean in Matrix-Virtualität vor, der in einer Cyberlandschaft, die ein wenig dem australischen<br />

Outback ähnelt, futuristische Songlines tiriliert.<br />

Mit The Garden of Forking Paths (XCD-061), einer<br />

weiteren Antripodean-Einspielung, lernt man den<br />

jungen Pianisten und Borgesleser MARC<br />

HANNAFORD kennen. Die komponierte Sonate<br />

‚I‘ll Go Down...‘ ist seine Visitenkarte, ‚222 1/2‘<br />

spielt er verhalten-nachdenklich im Duett mit dem<br />

Drummer Ken Edie, die weiteren Stücke dann zu<br />

dritt oder viert mit Philip Rex am Kontrabass<br />

und/oder dem Trompeter Scott Tinkler. Die kantig<br />

intonierten Pianotrios brauchen Vergleiche mit<br />

den spritzig-abstrakten Modernismen des Pandelis<br />

Karayorgis Trios oder Eric Zinman Ensembles<br />

nicht zu scheuen. Tinkler brilliert bei allen seinen<br />

drei Auftritten, wie nicht anders zu erwarten,<br />

wenn man sein experimentierfreudiges Andripodean-Solo<br />

Backwards kennt. Aber hier ziert er<br />

vor allem Hannafords Opus maximus, die 17-min.<br />

Komposition ‚G.E.B.‘ (Gödel, Escher, Bach?) mit<br />

schneidigen Postbopphrasierungen allererster<br />

Güte. Der Pianist zieht bei diesem Stück alle Register<br />

seines Thinking Man-Third Streams und<br />

verfolgt im anschließenden ‚Pure Evil‘ mit noch<br />

einmal betonter Lust am ‚absolut Bösen‘ die<br />

‚Weiße Linie‘, die atonikale Wien-Connection, um<br />

sie mit einem epileptischen Nicht-Swing so zum<br />

Tanzen zu bringen, wie es sich der Fluch des<br />

‚Don‘t mean a thing‘ nicht hätte träumen lassen.<br />

Das Solo ist pure Op.23-Schule, verschlippenbachter<br />

Schönberg. Danach müssen die einen ihren<br />

Kopf durchchecken lassen (‚Head Check‘),<br />

während wir andern gleich weiter zu krummen<br />

Takten Bocksprünge machen. Dass Monk ein<br />

Leitstern für Hannaford ist, dem er im Monk Project<br />

mit Jamie Oehlers folgt, versteht sich dabei<br />

von selbst. Bei ‚What was that?‘ (gute Frage)<br />

schmettert nochmal Tinklers Trompete und verkündet<br />

Australiens Ansprüche auf Jazzlorbeer.<br />

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