Printversion vergriffen: Freier Download BA 55 als PDF - Bad Alchemy
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C I M P / C A D E N C E J A Z Z R E C O R D S (Redwood, NY)<br />
Die Familie Rusch und der Spirit Room in Rossie, NY, sind<br />
für Viele die erste, definitiv aber die heimeligste Adresse<br />
des Postbop. Wo sonst wird dieser Strang des Modern<br />
Jazz bekocht wie von Susan Rusch, bemalt wie von Kara<br />
D. Rusch, tontechnisch eingefangen wie von Marc D.<br />
Rusch und ans Herz gedrückt wie von Bob Rusch <strong>als</strong> ein<br />
Elementarteil der Great American Music, wie ansonsten<br />
nur der Blues.<br />
Auf Change-Up (CIMP #356), dem zweiten Band zu 3 The<br />
Hard Way (CIMP #346), danken es der Drummer MAT MA-<br />
RUCCI, der Soprano- & Tenorsaxophonist und Stritchspieler<br />
DOUG WEBB und der Bassist KEN FILIANO ihren<br />
Gastgebern mit ‚Riff for Rusch‘, ‚Spirit Room‘ und<br />
‚Upstate Connection‘. Um sich von Kalifornien bzw.<br />
Brooklyn aus auf den Weg in den St. Lawrence County-<br />
Zipfel New Yorks in ein Kaff mit kaum 800 Seelen zu machen,<br />
dazu braucht es ein besonderes Date. Aber Bob<br />
Rusch hatte bei Marucci die Bestellung „your origin<strong>als</strong>...<br />
maybe one standard... no compromises“ aufgegeben und<br />
da sind 3000 Meilen kein Thema. Der Mehrwert für Body &<br />
Soul besteht im absoluten Rapport der Drei und in den<br />
quicken, hellen, melodiösen Schnörkeln, die aus Webbs<br />
Rohr sprudeln wie aus einem Wasserspeier, der Freude<br />
und Überfluss symbolisiert. Den ‚Spirits‘ jedoch opfert<br />
und dankt man bluesig und innig.<br />
Gut 9 Wochen später, live in der Savanna‘s Lounge in<br />
Sacramento, CA, zupfte mit Kerry Kashiwagi wieder eine<br />
verlässliche Westcoast-Cat den Bass im MAT MARUCCI<br />
- DOUG WEBB TRIO. No Lesser Evil (CJR 1203) hatte lediglich<br />
zwei der neuen Spirit Room-Stücke im Programm,<br />
dafür aber gleich ein halbes Dutzend Oldies-but-Goodies,<br />
von ‚A Night in Tunesia‘ über ‚You‘ve Changed‘ bis ‚Take<br />
5‘. Eine typische Mischung, bereits <strong>als</strong> „tame and tuneful“<br />
gelobt, ausdrücklich weil sie Zuhörern, die wohl Jazz am<br />
liebsten in Bernstein gefasst hören, nicht zumutet, eine<br />
‚Erfahrung‘ zu machen. Schluck.<br />
Ist ein Piano involviert, dann muss CIMP in die Gilbert Recital<br />
Hall der St. Lawrence University in Canton ausweichen,<br />
ein ganzes Stück weit nordöstlich auf der US Route<br />
11. Dort entstand Ota Benga of the Batwa (CIMP #357) <strong>als</strong><br />
ein erneutes Tête-a-tête des Pianisten DAVID HANEY<br />
mit dem Posaunenveteranen JULIAN PRIESTER. Sie<br />
lassen bei ihren intimen und lyrischen Meditationen einen<br />
Gedanken an Bebop erst gar nicht aufkommen. Dafür<br />
brüten sie, meist verhalten, oft leise, in Thema und Variationen<br />
und gedämpft Gershwin‘esken Tonfarben über das<br />
Schicksal des Pygmäen Ota Benga (1884-1916), der 1906<br />
auf der Weltausstellung in St. Louis <strong>als</strong> exotisches Exponat<br />
und anschließend im Zoo der Bronx <strong>als</strong> kuriose Attraktion<br />
ausgestellt worden war, zusammen mit den Gorillas.<br />
Nach Protesten wurde er in ein Waisenhaus für<br />
Farbige abgeschoben, von einer Familie aufgenommen<br />
und <strong>als</strong> er es nicht mehr aushielt, vielleicht weil er von<br />
seinem Lebensraum abgeschnitten ‚Like Dersu Uzala‘,<br />
der kirgisische Nomade, zu ersticken drohte, da verbrannte<br />
er seine Kleider und schoss sich eine Kugel in<br />
den Kopf.<br />
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