retail 2/2013 - Wiener Zeitung
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etail___auslage<br />
Foto: AFP<br />
Zukunftshoffnung persönliche Beratung<br />
Beobachter der Entwicklungen<br />
im Handel wie Andreas Haderlein (Interview<br />
ab Seite 12) gehen davon aus,<br />
dass Kunden immer Interesse an guter<br />
persönlicher Beratung haben werden.<br />
aufzuheben: „Der Händler kennt die<br />
Bedürfnisse und berät jeden einzelnen<br />
Kunden im Gang so individuell, wie<br />
das früher Tante Emma gemacht hat.“<br />
Das ist keine Zukunftsvision, sondern<br />
eine neue Cloud-Anwendung namens<br />
SAP-Precision Retailing, die bis<br />
dato konkurrenzlos ist. Kern ist eine<br />
Smartphone-App, über die Stammkunden,<br />
die idealerweise schon lange eine<br />
Kundenkarte des Händlers haben, ihre<br />
Daten herunterladen und mit der sie<br />
sich am Eingang identifizieren können.<br />
Von diesem Moment an ist die<br />
App ein Shopping-Assistent. Der Kunde<br />
scannt einen Rotwein, die App beschreibt<br />
den Geschmack und weist auf<br />
Alternativen hin, der Kunde drückt auf<br />
„Kaufen“. Und während er die Flasche<br />
in den Einkaufswagen legt, schlägt das<br />
Handy ihm einen Käse vor, der gut zu<br />
dem Wein passen könnte. So wie der<br />
Krämer das einst machte.<br />
Nun kennt die hinter der App liegende<br />
Datenbank nicht die Lebensgeschichte<br />
des Kunden, wohl aber<br />
seine Kaufhistorie. Daraus kann sie<br />
zum Beispiel ableiten, dass der Kunde<br />
gern Kartoffelchips isst, aber noch nie<br />
eine bestimmte neue Sorte ausprobiert<br />
hat. Die Applikation kann ihm einen<br />
Rabatt-Coupon für eine bestimmte<br />
Shampoo-Marke zuspielen, wenn er<br />
sich Richtung Haarwaschmittel bewegt.<br />
Zumal sich bei Stammkunden<br />
aus der Kaufhistorie berechnen lässt,<br />
wann der Kunde vermutlich wieder<br />
ein neues Shampoo braucht. Ebenso<br />
kann das System den Kunden darauf<br />
hinweisen, dass sein Toilettenpapier in<br />
einer Woche verbraucht sein wird.<br />
Carsten Linz nennt das „Up-Selling<br />
und Cross-Selling durch gute Vorschläge<br />
in Echtzeit“ – zu Deutsch: Der<br />
Händler verkauft mehr vom Gleichen<br />
und zusätzlich Waren, die der Kunde<br />
bislang woanders kaufte.<br />
In einem Pilotprojekt mit Stammkunden<br />
des französischen Handelskonzerns<br />
Casino konnte SAP nachweisen,<br />
dass dies mehr als digitale Theorie<br />
ist. Die Umsätze von Stammkunden<br />
kommentar<br />
Wir erleben die erste Marktbereinigung<br />
„E-Commerce lohnt sich nicht“. Als wir<br />
im Oktober 2011 diese – zugegeben<br />
provokante – These in der Titelgeschichte<br />
des Branchenblattes Internet World<br />
Business öffentlich machten, ernteten<br />
wir überwiegend mildes Schmunzeln<br />
oder gar Kopfschütteln. Im Laufe<br />
des Jahres <strong>2013</strong> gab es auf Messen,<br />
Kongressen und sonstigen öffentlichen<br />
Podien eine oft sehr kontroverse Diskussion<br />
um das Thema.<br />
Heute sind wir Zeugen einer ersten<br />
Marktbereinigung im E-Commerce. Und<br />
es zeigt sich anhand messbarer Daten,<br />
Erfahrungs- und Vergleichswerte, dass<br />
die These und die damit verbundenen<br />
Argumentationsketten das Geschehen<br />
und die Mechanismen im Markt recht<br />
genau abbilden. Aus der kontroversen<br />
Diskussion ist ein konstruktiver Disput<br />
geworden mit dem Ziel, klassische Handelsstrukturen<br />
und E-Commerce zu versöhnen,<br />
zu verbinden – und dadurch<br />
beide zukunftssicher zu machen.<br />
Fest steht: In vielen Geschäftsmodellen,<br />
die heute am Markt sind, lassen<br />
sich Online-Filialen nicht oder nur<br />
sehr schwierig wirtschaftlich tragfähig<br />
gestalten. Andererseits kommt ein<br />
modernes Handelsunternehmen ohne<br />
E-Commerce auf Dauer nicht aus. Die<br />
Frage ist also nicht, ob man E-Commerce<br />
betreibt, sondern wie.<br />
Der Schlüssel liegt in der Verschmelzung<br />
aller Vertriebskanäle zum No-<br />
Line-Commerce. Damit einhergehen<br />
müssen allerdings eine neue Unternehmenskultur<br />
und eine ganzheitliche Betrachtung<br />
aller Prozesse, Vertriebs- und<br />
Marketingkanäle.<br />
Wer online erfolgreich sein will, muss<br />
bestimmte Umsatzgrößen erreichen,<br />
seine Prozesse konsequent optimieren<br />
und sein ganzes Geschäft auf No-Line-<br />
Commerce ausrichten. Der Kunde<br />
entscheidet, über welchen Kanal er sich<br />
informiert und über welchen er kauft.<br />
Das Marken- und Einkaufserlebnis<br />
muss in jedem Kanal die Marke stärken<br />
und den Kunden binden.<br />
10___2/<strong>2013</strong>