retail 2/2013 - Wiener Zeitung
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etail___österreich_wahlen <strong>2013</strong><br />
DIE<br />
GRÜNEN<br />
Die Bundessprecherin<br />
der GRÜNEN,<br />
Eva Glawischnig,<br />
anwortet auf die Fragen.<br />
Foto: Die Grünen<br />
FPÖ<br />
Der Parteiobmann<br />
der FPÖ,<br />
Heinz-Christian Strache,<br />
antwortet auf die Fragen.<br />
Foto: Reuters/Leonhard Föger<br />
Zur 1. Frage: Die rasche Entlastung des Faktors Arbeit, insbesondere<br />
der unteren und mittleren Einkommen, ist ein wichtiger<br />
Hebel. Das stärkt die Kaufkraft und schafft auch positive Effekte<br />
für die vielen Ein-Personen-Unternehmen und KMU, die unter<br />
dem Nachfrageeinbruch stöhnen. Auch Investitionen in die Zukunft,<br />
d.h. in den Klima- und Umweltschutz, in Bildung und<br />
Forschung müssen vorangetrieben werden.<br />
Wir müssen uns als Gesellschaft aber auch die Frage stellen,<br />
inwieweit Wohlstand von Konsum abhängig ist und ob das<br />
Bruttoinlandsprodukt tatsächlich ein geeigneter Wohlstandsindikator<br />
ist.<br />
Zur 2. Frage: Die ökologisch-soziale Steuerreform ist das Herzstück<br />
des Grünen Steuermodells. Diese Reform hat ein Volumen<br />
von 7 Mrd. Euro in der Endausbauphase. Sie entlastet den<br />
Faktor Arbeit und belohnt den verantwortungsvollen Umgang<br />
mit Ressourcen. Durch eine aufkommensneutrale Senkung der<br />
Lohnsteuer und der SV-Beiträge steigt das Nettoeinkommen von<br />
Selbständigen und Unselbständigen. Insgesamt werden für die<br />
Entlastung des Faktors Arbeit 2,5 Mrd. Euro verwendet.<br />
Zur 3. Frage: Die gegenwärtige Sparpolitik in Europa trifft vor<br />
allem junge Menschen. Statt Einsparungen an der falschen Stelle<br />
braucht es sinnvolle Investitionen in Zukunftsjobs, also in die<br />
Ökowirtschaft, in die Forschung sowie im Bildungs-, Gesundheits-<br />
und Sozialbereich. Mit der Aktion „Get-In“ wollen wir<br />
die Beschäftigung von jungen Arbeitssuchenden in innovativen<br />
Projekten mit der Übernahme von bis zu zwei Dritteln der Gehaltskosten<br />
für ein Jahr fördern.<br />
Die Basis für einen gelungenen Arbeitsmarkteinstieg bildet aber<br />
eine grundlegende Bildungsreform, die auch die Lehrlingsausbildung<br />
neu gestaltet.<br />
Zur 1. Frage: Mit der Anhebung der ASVG-Pensionen über dem<br />
Teuerungsniveau würde Geld direkt in den Wirtschaftskreislauf<br />
fließen. Weiters will die FPÖ die Senkung von Subventionen<br />
zugunsten einer niedrigeren Steuerbelastung sowie eine Inflationsanpassung<br />
der Familienleistungen, wodurch ebenfalls Geld<br />
direkt in den Wirtschaftskreislauf fließt.<br />
Zur 2. Frage: Auch hier gilt, dass es zu einer Senkung der Steuerbelastung<br />
kommen muss durch eine Bundesstaats- und Verwaltungsreform;<br />
und wiederum eine Senkung von Subventionen<br />
zugunsten einer niedrigeren Steuerbelastung (50 Prozent<br />
über EU-Schnitt mit 18 Mrd. Euro pro Jahr).<br />
Zur 3. Frage: Vor allem will ich Unterstützung für Klein- und<br />
Mittelbetriebe, die Lehrplätze schaffen. Pro fünf ausländischen<br />
Facharbeitern im Betrieb muss ein Lehrling ausgebildet werden.<br />
Wichtig ist auch bessere Berufsberatung, damit nicht nur die<br />
klassischen Lehrberufe erlernt werden. Außerdem wollen wir<br />
die Übernahme der Kosten für Lehrlinge während der Berufsschulzeit<br />
durch die öffentliche Hand.<br />
Zur 4. Frage: Wir werden uns weiterhin gegen die Ausdehnung<br />
der Ladenöffnungszeiten einsetzen, aber in manchen Berufen<br />
bzw. Branchen, wie z.B. öffentliche Sicherheit, Spitalswesen,<br />
Verkehr und Gastronomie, ist Sonntagsarbeit unumgänglich.<br />
Das gilt auch im Handel z.B. auf Bahnhöfen.<br />
Zur 5. Frage: Es besteht eine Ungleichbehandlung zwischen<br />
dem privaten Sektor und dem Öffentlichen Dienst. Diese Ungleichbehandlung<br />
muss grundsätzlich aufgelöst werden. Angesichts<br />
der schwierigen wirtschaftlichen Situation ist dies aber<br />
derzeit nicht möglich.<br />
Zur 4. Frage: Ein gemeinsamer freier Tag ist Voraussetzung für<br />
ein soziales Leben mit Familie und Freuden. Fraglich ist auch,<br />
ob die Sonntagsöffnung im Handel den Umsatz steigert, oder<br />
nur von kleinen Geschäften hin zu Ketten und Einkaufszentren<br />
verschiebt. Außerdem besteht die Gefahr, dass durch die Sonntagsöffnung<br />
atypische Arbeitsverhältnisse gefördert werden.<br />
Zur 5. Frage: Von der aktuellen Regelung profitieren nur wenige<br />
MitarbeiterInnen und vor allem kaum Frauen, da die sechste<br />
Urlaubswoche eine lange Betriebszugehörigkeit voraussetzt.<br />
Eine sechste Urlaubswoche schützt auch nicht vor den zunehmenden<br />
Belastungen am Arbeitsplatz: Ansteigende Wochenarbeitszeiten<br />
und MitarbeiterInnen, die ihre Überstunden kaum<br />
noch ausgleichen können. Sinnvoller wäre es, MitarbeiterInnen<br />
kontinuierlich zu entlasten. Das schützt nachhaltig vor Burnout<br />
und erhöht die Work-Life Balance.<br />
22___2/<strong>2013</strong>