16.01.2015 Aufrufe

retail 2/2013 - Wiener Zeitung

retail 2/2013 - Wiener Zeitung

retail 2/2013 - Wiener Zeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

etail___auslage<br />

Foto: AFP<br />

Zukunftshoffnung Transparenz Den<br />

Konsumenten stand dank der digitalen<br />

Technologien noch nie so viel Information<br />

über Waren und Preise zur<br />

Verfügung wie heute. Die französische<br />

Supermarktkette E. Leclerc bietet ihren<br />

Kunden seit Mai <strong>2013</strong> ein Scanning<br />

System für das Smartphone, um Preise<br />

direkt am Point of Sale vergleichen zu<br />

können. Im Bild der Geschäftsführer<br />

Michel-Edouard Leclerc bei der Präsentation<br />

des Systems in einem Supermarkt<br />

in Levallois-Perret bei Paris.<br />

als viel beschäftigte Familienväter um<br />

die vierzig zu umwerben, denen Einkaufen<br />

noch nie richtig Spaß gemacht<br />

habe.<br />

Auch wenn es paradox erscheinen<br />

mag: Einige kleine spezialisierte Anbieter<br />

ziehen längst Nutzen daraus, dass<br />

ihre Kunden viel im Internet unterwegs<br />

sind – und deshalb schon diverse Erfahrungen<br />

mit Fehlkäufen gemacht haben.<br />

Wie das geht, zeigt Decorazioni<br />

in Hamburg. Die Gründer wussten: Ein<br />

kleiner Möbelladen kann weder beim<br />

Sortiment mithalten noch beim Preis.<br />

Aber er kann mit hochpreisigen Designermöbeln<br />

zu seinen Kunden nach<br />

Hause kommen. Die können dann<br />

schauen, wie der Eames-Chair in ihrem<br />

Wintergarten wirkt. Und der Händler<br />

kann auch gleich noch ganz unverbindlich<br />

zwei, drei Stehlampen mitbringen<br />

und danebenstellen. Decorazioni<br />

nennt das nicht „Möbel verkaufen“,<br />

sondern „interior guiding“. Das klingt<br />

gut. Und dürfte bei ein wenig Einfühlungsvermögen<br />

und Sachverstand<br />

deutlich häufiger zum Verkauf führen<br />

als der Computerrat: „Andere Kunden<br />

haben dieses oder jenes auch gekauft.“<br />

III. Verkaufskanäle verbinden<br />

„Ihr müsst multikanalfähig werden.“<br />

Mit dieser Botschaft verdienen Berater<br />

von Einzelhandelsorganisationen seit<br />

rund zehn Jahren gutes Geld. Die Botschaft<br />

ist so einfach wie einleuchtend:<br />

Wenn der Kunde online einkaufen<br />

will, muss das möglich sein. Allerdings<br />

gibt es da ein Missverständnis, das<br />

sich nun langsam aufzulösen scheint –<br />

Multikanalhandel heißt nicht, dass ein<br />

stationärer Händler auch noch Onlinehandel<br />

betreiben und damit in direkte<br />

Konkurrenz zu den großen Konzernen<br />

im Netz treten muss.<br />

Das war bisher oft der Weg: Etablierte<br />

Geschäftsleute bauten einen Internet-Ableger<br />

auf und führten ihn wie<br />

eine separate Filiale. Viele haben nicht<br />

einmal die Daten ihrer Stammkunden<br />

mit den Onlinedaten zusammengeführt<br />

– und sich gewundert, dass die<br />

reinen Onlinehändler besser verkaufen<br />

können als sie.<br />

„Für uns heißt multikanalfähig, dass<br />

unser Online-Angebot mehr Kunden<br />

zu uns ins Kaufhaus führt. Und dass<br />

umgekehrt unsere Marke und physische<br />

Präsenz in den Innenstädten<br />

den Onlinehandel befruchtet“, sagt<br />

Thomas Storck, für Einkauf und Multichannel-Vertrieb<br />

verantwortlicher Geschäftsführer<br />

bei der Warenhauskette<br />

Galeria Kaufhof. Er wirkt nicht eingeschüchtert,<br />

wenn er über den Aufstieg<br />

des Onlinehandels im Allgemeinen<br />

und das „sogenannte Kaufhaussterben“<br />

im Speziellen spricht. Stattdessen<br />

sagt er: „Das Internet ist eine zusätzliche<br />

Infrastruktur, die uns näher an den<br />

Kunden bringt. Wenn wir das Thema<br />

Multikanal richtig angehen, haben<br />

Traditionsmarken wie wir einen Wettbewerbsvorteil.“<br />

Denn sie können im<br />

Unterschied zu reinen Onlineverkäufern<br />

„einen echten 360-Grad-Service<br />

anbieten“.<br />

Das klingt zwar wie eine Unternehmensberaterphrase,<br />

ist jedoch eine<br />

richtige Idee und könnte konsequent<br />

umgesetzt aus Kundensicht bedeuten:<br />

Ich finde abends auf der Couch, den<br />

Tabletcomputer auf dem Schoß, einen<br />

schwarzen Schuh, der mir gefällt. Ich<br />

gehe beim nächsten Einkaufsbummel<br />

in die Filiale und probiere ihn an. Er<br />

ist bequem, aber in meiner Größe<br />

leider nur in Braun vorhanden. Ich<br />

schaue mir den Schuh in Schwarz in<br />

einer anderen Größe an. Und lasse<br />

ihn mir in meiner Größe am nächsten<br />

Tag nach Hause liefern. Zur Not kann<br />

ich den Schuh zurückschicken oder im<br />

Geschäft doch gegen den braunen umtauschen.<br />

„Multichannel hört sich nach einem<br />

technischen Konzept an“, sagt Storck.<br />

„In Wirklichkeit geht es darum, alle<br />

Kontaktpunkte durch guten Service<br />

zu verbinden.“ Der Kunde wiederum<br />

kann dadurch endlich einkaufen,<br />

wann und wie er will: ohne Rücksicht<br />

auf Ladenöffnungszeiten, mit Beratung<br />

und der Möglichkeit, an- beziehungsweise<br />

auszuprobieren, direkt zum Mitnehmen<br />

oder bequem mit Lieferung<br />

nach Hause.<br />

8___2/<strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!