1 SPIELZEIT 06/07 Materialien zu NUR NOCH ... - Theater Ulm
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<strong>Theater</strong> <strong>Ulm</strong> <strong>NUR</strong> <strong>NOCH</strong> HEUTE <strong>Materialien</strong><br />
in Verbindung mit ihnen treten würden. Und so trafen wir Vereinbarungen für<br />
Richard, fanden das Paar, das sich um unser Haus kümmern würde, und ich hatte<br />
auf eine Landkarte geguckt und war von San Francisco nach Norden gefahren und<br />
hatte Eureka gefunden und einen Makler, der bereit war, ein möbliertes Haus für<br />
den Sommer an ein respektables Ehepaar mittleren Alters <strong>zu</strong> vermieten. Ich glaube,<br />
ich gebrauchte dem Makler gegenüber die Formulierung »zweite Flitterwochen«,<br />
während - Gott verzeihe mir - draußen im Auto Susan eine Zigarette rauchte und<br />
Broschüren für Touristen las.<br />
Ich verstaute die letzten Koffer, Taschen und Kartons im Kofferraum und auf der<br />
hinteren Sitzbank und wartete, während Nancy sich auf der Veranda endgültig<br />
verabschiedete. Sie gab beiden die Hand und wandte sich dann um und kam auf das<br />
Auto <strong>zu</strong>. Ich winkte dem Paar, und die beiden winkten <strong>zu</strong>rück. Nancy stieg ein und<br />
schloss die Tür. »Lass uns fahren«, sagte sie. Ich legte den Gang ein, und wir fuhren<br />
<strong>zu</strong>m Freeway. An der Ampel kurz vor dem Freeway sahen wir vor uns ein Auto vom<br />
Freeway runterfahren, das einen kaputten Auspufftopf hinter sich herzog, so dass<br />
die Funken flogen. »Sieh dir das an«, sagte Nancy. »Könnte leicht Feuer fangen.«<br />
Wir warteten und sahen <strong>zu</strong>, bis das Auto endlich von der Fahrbahn runter an den<br />
Straßenrand fuhr.<br />
Wir hielten an einem kleinen Cafe abseits vom Highway, in der Nähe von Sebastopol.<br />
»Essen und Treibstoff« stand auf dem Schild. Wir lachten darüber. Ich fuhr bis vor<br />
das Cafe, und wir gingen rein und setzten uns an einen Tisch bei einem Fenster ganz<br />
hinten. Nachdem wir Kaffee und Sandwiches bestellt hatten, berührte Nancy den<br />
Tisch mit dem Zeigefinger und zeichnete Linien im Holz nach. Ich zündete mir eine<br />
Zigarette an und blickte nach draußen. Ich bemerkte eine rasche Bewegung, und<br />
dann wurde mir klar, dass ich einen Kolibri in dem Busch neben dem Fenster sah.<br />
Seine Flügel bewegten sich in einem verschwimmenden Schwirren, und immer<br />
wieder tauchte er den Schnabel in eine Blüte an dem Busch.<br />
»Nancy, guck mal«, sagte ich. »Da ist ein Kolibri.«<br />
Aber in diesem Augenblick flog der Kolibri auf, und Nancy guckte und sagte: »Wo<br />
Ich seh ihn nicht.«<br />
»Eben war er noch da«, sagte ich. »Guck mal, da ist er. Ein anderer, nehm ich an.<br />
Auch ein Kolibri.«<br />
Wir beobachteten den Kolibri, bis die Kellnerin uns das Essen brachte und der Vogel<br />
bei der Bewegung wegflog und hinter der Ecke des Gebäudes verschwand.<br />
»Na, das ist ein gutes Zeichen, glaub ich«, sagte ich. »Kolibris. Kolibris sollen Glück<br />
bringen.«<br />
»Ich hab das auch irgendwo gehört«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wo ich's gehört hab,<br />
aber ich hab's gehört. Um so besser«, sagte sie, »Glück ist das, was wir brauchen<br />
könnten. Findest du nicht auch«<br />
»Sie sind ein gutes Zeichen«, sagte ich. »Ich bin froh, dass wir hier Halt gemacht<br />
haben.«<br />
Sie nickte. Sie wartete einen Moment, dann biss sie von ihrem Sandwich ab.<br />
Wir kamen kurz vor Dunkelheit in Eureka an. Wir fuhren an dem Motel am Highway<br />
vorbei, in dem Susan und ich zwei Wochen <strong>zu</strong>vor abgestiegen waren und drei Nächte<br />
verbracht hatten, dann bogen wir vom Highway ab; die Straße, die wir nahmen,<br />
führte einen Hügel hinauf, von dem man über die Stadt blickte. Ich hatte die<br />
Hausschlüssel in der Tasche. Wir überquerten den Hügel und fuhren noch eine<br />
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